heit desselben urtheilen. Aber Ew. Hochwohlg. sind nicht so unerfahren in der Vernunft-Lehre, daß Sie nicht sehen solten, daß derjenige, der mir diesen Ein- wurf zu machen sich unterstehen wolte, denjenigen lo- gicalischen Schnitzer begehen würde, den man Cir- culum nennet. Denn der Herr Prof. Manzel setzt voraus, daß der Mensch die allervortreflichste Crea- tur seyn sollen, und sucht daher zu beweisen, er müsse sich ehedessen in einem vollkommenern und glückseli- gern Zustande befunden haben. Er kan demnach, ohne unerträglich zu schliessen, diesen vollkommenen Zustand nicht zum Grunde legen, wenn er beweisen will, daß der Mensch das allervortreflichste Thier seyn sollen. Denn wer wolte über einen so ungereim- ten Schluß nicht lachen? Der Mensch muß in ei- nem vollkommenen Zustande erschafen seyn, weil er das allervortreflichste Geschöpfe seyn sollen, und der Mensch hat das allervortreflichste Thier seyn sollen, weil er vollkommen erschafen worden.
Da es nun also noch sehr zweifelhaft ist, ob der Mensch das vortreflichste Thier seyn sollen; so siehet man klar, daß der Herr Manzel viel zu frühe aus un- serm Elende eine Veränderung unsers ursprünglichen Zustandes schliesset. Wer sagt uns, daß der Mensch nicht so seyn sollen, wie er ist? Die Vernunft nicht. Die begreift wohl, daß es ein Hochmuth ist, sich über die andern Geschöpfe zu erheben, da uns doch viel- mehr die Empfindung unsers Elendes die Beschei- denheit lehren solte.
Es ist ein Glück vor uns, daß die Thiere nicht wissen, was wir vor schöne Sachen von unserer Vor- treflichkeit schwatzen. Würden sie uns nicht ausla-
chen,
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heit deſſelben urtheilen. Aber Ew. Hochwohlg. ſind nicht ſo unerfahren in der Vernunft-Lehre, daß Sie nicht ſehen ſolten, daß derjenige, der mir dieſen Ein- wurf zu machen ſich unterſtehen wolte, denjenigen lo- gicaliſchen Schnitzer begehen wuͤrde, den man Cir- culum nennet. Denn der Herr Prof. Manzel ſetzt voraus, daß der Menſch die allervortreflichſte Crea- tur ſeyn ſollen, und ſucht daher zu beweiſen, er muͤſſe ſich ehedeſſen in einem vollkommenern und gluͤckſeli- gern Zuſtande befunden haben. Er kan demnach, ohne unertraͤglich zu ſchlieſſen, dieſen vollkommenen Zuſtand nicht zum Grunde legen, wenn er beweiſen will, daß der Menſch das allervortreflichſte Thier ſeyn ſollen. Denn wer wolte uͤber einen ſo ungereim- ten Schluß nicht lachen? Der Menſch muß in ei- nem vollkommenen Zuſtande erſchafen ſeyn, weil er das allervortreflichſte Geſchoͤpfe ſeyn ſollen, und der Menſch hat das allervortreflichſte Thier ſeyn ſollen, weil er vollkommen erſchafen worden.
Da es nun alſo noch ſehr zweifelhaft iſt, ob der Menſch das vortreflichſte Thier ſeyn ſollen; ſo ſiehet man klar, daß der Herr Manzel viel zu fruͤhe aus un- ſerm Elende eine Veraͤnderung unſers urſpruͤnglichen Zuſtandes ſchlieſſet. Wer ſagt uns, daß der Menſch nicht ſo ſeyn ſollen, wie er iſt? Die Vernunft nicht. Die begreift wohl, daß es ein Hochmuth iſt, ſich uͤber die andern Geſchoͤpfe zu erheben, da uns doch viel- mehr die Empfindung unſers Elendes die Beſchei- denheit lehren ſolte.
Es iſt ein Gluͤck vor uns, daß die Thiere nicht wiſſen, was wir vor ſchoͤne Sachen von unſerer Vor- treflichkeit ſchwatzen. Wuͤrden ſie uns nicht ausla-
chen,
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heit deſſelben urtheilen. Aber Ew. Hochwohlg. ſind
nicht ſo unerfahren in der Vernunft-Lehre, daß Sie
nicht ſehen ſolten, daß derjenige, der mir dieſen Ein-
wurf zu machen ſich unterſtehen wolte, denjenigen lo-
gicaliſchen Schnitzer begehen wuͤrde, den man Cir-
culum nennet. Denn der Herr Prof. Manzel ſetzt
voraus, daß der Menſch die allervortreflichſte Crea-
tur ſeyn ſollen, und ſucht daher zu beweiſen, er muͤſſe
ſich ehedeſſen in einem vollkommenern und gluͤckſeli-
gern Zuſtande befunden haben. Er kan demnach,
ohne unertraͤglich zu ſchlieſſen, dieſen vollkommenen
Zuſtand nicht zum Grunde legen, wenn er beweiſen
will, daß der Menſch das allervortreflichſte Thier
ſeyn ſollen. Denn wer wolte uͤber einen ſo ungereim-
ten Schluß nicht lachen? Der Menſch muß in ei-
nem vollkommenen Zuſtande erſchafen ſeyn, weil er
das allervortreflichſte Geſchoͤpfe ſeyn ſollen, und der
Menſch hat das allervortreflichſte Thier ſeyn ſollen,
weil er vollkommen erſchafen worden.
Da es nun alſo noch ſehr zweifelhaft iſt, ob der
Menſch das vortreflichſte Thier ſeyn ſollen; ſo ſiehet
man klar, daß der Herr Manzel viel zu fruͤhe aus un-
ſerm Elende eine Veraͤnderung unſers urſpruͤnglichen
Zuſtandes ſchlieſſet. Wer ſagt uns, daß der Menſch
nicht ſo ſeyn ſollen, wie er iſt? Die Vernunft nicht.
Die begreift wohl, daß es ein Hochmuth iſt, ſich uͤber
die andern Geſchoͤpfe zu erheben, da uns doch viel-
mehr die Empfindung unſers Elendes die Beſchei-
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Es iſt ein Gluͤck vor uns, daß die Thiere nicht
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/757>, abgerufen am 25.11.2024.
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