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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
güldnen Zeit, nicht bedienen wollen. Weil er
ausdrücklich schreibt:

"Quum prorepserunt primis animalia terris
"Mutum & turpe pecus, glandem atque cu-
bilia propter
"Unguibus & pugnis, dein fustibus atque
ita porro
"Pugnabant armis, quae post fabricaverat
usus:
"Donec verba, quibus voces sensusque no-
tarent
"Nominaque invenere: dehinc absistere
bello
"Oppida coeperunt munire, & ponere leges,
"Ne quis fur esset, neu latro, neu quis ad-
ulter. (6)

Und wenn dann gleich alle heidnische Poeten ich
weiß nicht was vor abentheurliche Dinge von der
güldnen Zeit geschrieben, und festiglich gelaubet hät-
ten: So würde doch daraus nicht folgen, daß die sich
selbst gelassene Vernunft uns zur Erkänntniß des
Standes der Unschuld führen könne. Die heidnischen
Weltweisen und Geschicht-Schreiber redeten von
dem Zustande der ersten Menschen gantz anders. Ew.
Hochwohlgeb. können dieses aus der Stelle des Se-
neca, welche ich schon angeführet habe, und aus dem
Diodorus Siculus (7) deutlich sehen.

Der Hr. Prof. Manzel fährt indessen fort, seinen
Stand der Unschuld §. 25. auf folgende Art zubewei-

sen.
(6) Horat. Lib. I. Sat. 3.
(7) Lib. I. Cap. 8.
T t 3

(o)
guͤldnen Zeit, nicht bedienen wollen. Weil er
ausdruͤcklich ſchreibt:

„Quum prorepſerunt primis animalia terris
„Mutum & turpe pecus, glandem atque cu-
bilia propter
„Unguibus & pugnis, dein fuſtibus atque
ita porro
„Pugnabant armis, quæ poſt fabricaverat
uſus:
„Donec verba, quibus voces ſenſusque no-
tarent
„Nominaque invenêre: dehinc abſiſtere
bello
„Oppida cœperunt munire, & ponere leges,
„Ne quis fur eſſet, neu latro, neu quis ad-
ulter. (6)

Und wenn dann gleich alle heidniſche Poeten ich
weiß nicht was vor abentheurliche Dinge von der
guͤldnen Zeit geſchrieben, und feſtiglich gelaubet haͤt-
ten: So wuͤrde doch daraus nicht folgen, daß die ſich
ſelbſt gelaſſene Vernunft uns zur Erkaͤnntniß des
Standes der Unſchuld fuͤhren koͤnne. Die heidniſchen
Weltweiſen und Geſchicht-Schreiber redeten von
dem Zuſtande der erſten Menſchen gantz anders. Ew.
Hochwohlgeb. koͤnnen dieſes aus der Stelle des Se-
neca, welche ich ſchon angefuͤhret habe, und aus dem
Diodorus Siculus (7) deutlich ſehen.

Der Hr. Prof. Manzel faͤhrt indeſſen fort, ſeinen
Stand der Unſchuld §. 25. auf folgende Art zubewei-

ſen.
(6) Horat. Lib. I. Sat. 3.
(7) Lib. I. Cap. 8.
T t 3
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[661/0753] (o) guͤldnen Zeit, nicht bedienen wollen. Weil er ausdruͤcklich ſchreibt: „Quum prorepſerunt primis animalia terris „Mutum & turpe pecus, glandem atque cu- bilia propter „Unguibus & pugnis, dein fuſtibus atque ita porro „Pugnabant armis, quæ poſt fabricaverat uſus: „Donec verba, quibus voces ſenſusque no- tarent „Nominaque invenêre: dehinc abſiſtere bello „Oppida cœperunt munire, & ponere leges, „Ne quis fur eſſet, neu latro, neu quis ad- ulter. (6) Und wenn dann gleich alle heidniſche Poeten ich weiß nicht was vor abentheurliche Dinge von der guͤldnen Zeit geſchrieben, und feſtiglich gelaubet haͤt- ten: So wuͤrde doch daraus nicht folgen, daß die ſich ſelbſt gelaſſene Vernunft uns zur Erkaͤnntniß des Standes der Unſchuld fuͤhren koͤnne. Die heidniſchen Weltweiſen und Geſchicht-Schreiber redeten von dem Zuſtande der erſten Menſchen gantz anders. Ew. Hochwohlgeb. koͤnnen dieſes aus der Stelle des Se- neca, welche ich ſchon angefuͤhret habe, und aus dem Diodorus Siculus (7) deutlich ſehen. Der Hr. Prof. Manzel faͤhrt indeſſen fort, ſeinen Stand der Unſchuld §. 25. auf folgende Art zubewei- ſen. (6) Horat. Lib. I. Sat. 3. (7) Lib. I. Cap. 8. T t 3

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/753>, abgerufen am 22.11.2024.