rechtigkeit, des Wohlstandes und der innerlichen Tu- gend sorgfältig von einander zu unterscheiden: So weiß ich nicht, ob es dem Herrn Manzel mit der Ver- besserung derjenigen Wissenschaft, die wir das Recht der Natur nennen, ein Ernst sey: indem er dieselbe fast gar verwirft, und des Nahmens, welchen sie bißhero geführet hat, unwürdig schätzet. "His hactenus posi- "tis, sagt er §. 9. satis elucescit, communiter tracta- "tum jus naturale, quod scilicet accommodatur ad "praesentem mundi statum, abusiue ita appellari. Man kan, wofern ich nicht irre, hieraus abnehmen, daß der Hr. Prof. Manzel gantz ein anderes Jus Naturae, als bißhero gebräuchlich gewesen ist, im Sinne habe, und nichts weniger, als den compilatoribus syste- matum & compendiorum Juris naturae, wie er die- jenigen, die vom Rechte der Natur geschrieben haben, gar verächtlich nennet, mit seinen Einsichten auf den rechten Weg zu helfen gewillet sey.
Nun will ich zwar nicht untersuchen, ob dieses neue Recht der Natur, welches der Hr. Prof. dem alten vorziehet, so sehr von demselben unterschieden sey. Ew. Hochwohlgeb. mögen selbst urtheilen, ob die Beschrei- bung, die der Hr. Prof. §. 8. von dem wahren Recht der Natur giebt, sich nicht gar wohl auf unser altes Jus Naturae passe. Noch weniger will ich hart darauf dringen, daß es unmöglich andere Regeln der Gerech- tigkeit, als die bißhero im Gebrauch gewesen sind, ge- ben könne, und daß also die distinction inter aequum siue naturale in sensu vulgari, & inter id quod juris naturae vere talis in primis fundamentis est, wel- che der Hr. Prof. §. 11. machet, nicht viel besser her- aus komme, als wenn einer inter calidum in sensu
vulgari
(o)
rechtigkeit, des Wohlſtandes und der innerlichen Tu- gend ſorgfaͤltig von einander zu unterſcheiden: So weiß ich nicht, ob es dem Herrn Manzel mit der Ver- beſſerung derjenigen Wiſſenſchaft, die wir das Recht der Natur nennen, ein Ernſt ſey: indem er dieſelbe faſt gar verwirft, und des Nahmens, welchen ſie bißhero gefuͤhret hat, unwuͤrdig ſchaͤtzet. „His hactenus poſi- „tis, ſagt er §. 9. ſatis eluceſcit, communiter tracta- „tum jus naturale, quod ſcilicet accommodatur ad „præſentem mundi ſtatum, abuſiue ita appellari. Man kan, wofern ich nicht irre, hieraus abnehmẽ, daß der Hr. Prof. Manzel gantz ein anderes Jus Naturæ, als bißhero gebraͤuchlich geweſen iſt, im Sinne habe, und nichts weniger, als den compilatoribus ſyſte- matum & compendiorum Juris naturæ, wie er die- jenigen, die vom Rechte der Natur geſchrieben haben, gar veraͤchtlich nennet, mit ſeinen Einſichten auf den rechten Weg zu helfen gewillet ſey.
Nun will ich zwar nicht unterſuchen, ob dieſes neue Recht der Natur, welches der Hr. Prof. dem alten vorziehet, ſo ſehr von demſelben unterſchieden ſey. Ew. Hochwohlgeb. moͤgen ſelbſt urtheilen, ob die Beſchrei- bung, die der Hr. Prof. §. 8. von dem wahren Recht der Natur giebt, ſich nicht gar wohl auf unſer altes Jus Naturæ paſſe. Noch weniger will ich hart darauf dringen, daß es unmoͤglich andere Regeln der Gerech- tigkeit, als die bißhero im Gebrauch geweſen ſind, ge- ben koͤñe, und daß alſo die diſtinction inter æquum ſiue naturale in ſenſu vulgari, & inter id quod juris naturæ vere talis in primis fundamentis eſt, wel- che der Hr. Prof. §. 11. machet, nicht viel beſſer her- aus komme, als wenn einer inter calidum in ſenſu
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rechtigkeit, des Wohlſtandes und der innerlichen Tu-
gend ſorgfaͤltig von einander zu unterſcheiden: So
weiß ich nicht, ob es dem Herrn Manzel mit der Ver-
beſſerung derjenigen Wiſſenſchaft, die wir das Recht
der Natur nennen, ein Ernſt ſey: indem er dieſelbe faſt
gar verwirft, und des Nahmens, welchen ſie bißhero
gefuͤhret hat, unwuͤrdig ſchaͤtzet. „His hactenus poſi-
„tis, ſagt er §. 9. ſatis eluceſcit, communiter tracta-
„tum jus naturale, quod ſcilicet accommodatur ad
„præſentem mundi ſtatum, abuſiue ita appellari.
Man kan, wofern ich nicht irre, hieraus abnehmẽ, daß
der Hr. Prof. Manzel gantz ein anderes Jus Naturæ,
als bißhero gebraͤuchlich geweſen iſt, im Sinne habe,
und nichts weniger, als den compilatoribus ſyſte-
matum & compendiorum Juris naturæ, wie er die-
jenigen, die vom Rechte der Natur geſchrieben haben,
gar veraͤchtlich nennet, mit ſeinen Einſichten auf den
rechten Weg zu helfen gewillet ſey.
Nun will ich zwar nicht unterſuchen, ob dieſes neue
Recht der Natur, welches der Hr. Prof. dem alten
vorziehet, ſo ſehr von demſelben unterſchieden ſey. Ew.
Hochwohlgeb. moͤgen ſelbſt urtheilen, ob die Beſchrei-
bung, die der Hr. Prof. §. 8. von dem wahren Recht
der Natur giebt, ſich nicht gar wohl auf unſer altes Jus
Naturæ paſſe. Noch weniger will ich hart darauf
dringen, daß es unmoͤglich andere Regeln der Gerech-
tigkeit, als die bißhero im Gebrauch geweſen ſind, ge-
ben koͤñe, und daß alſo die diſtinction inter æquum
ſiue naturale in ſenſu vulgari, & inter id quod juris
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/724>, abgerufen am 25.11.2024.
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