Wenn man dieses recht bedencket, so weiß ich nicht, ob man die gäntzliche Umkehrung der Natur der Thiere, durch welche der Mensch um seine Herrschaft über dieselbe gekommen seyn soll, als eine Strafe anse- hen, und vor eine Folge des Falles halten kan? Es bleibt also noch immer die Frage übrig: Warum der Mensch die Herrschaft über die Thiere, die er ursprünglich gehabt haben soll, nicht noch habe? Jch glaube nicht, daß man sie so bald beantworten wird.
Es ist auch, die Wahrheit zu sagen, nicht nöthig. Einem Christen, der von der Wahrheit und Göttlichkeit der Heil. Schrift überzeuget ist, liegt wenig daran, ob die Einwürfe, welche die Vernunft wider die Glaubens-Lehren macht, gehoben werden, oder nicht. Sein Glaube stehet dennoch feste; und wenn er alles gedultig angehö- ret hat, was ihm seine Vernunft wieder die Möglichkeit des Falles, und von der Un-
wahr-
(19)Invenal Sat. l. v. 49. 50.
(o)
ſeyn ſolte, daß muß ſeine Gluͤckſeeligkeit vermehren. Er jagt,
Wenn man dieſes recht bedencket, ſo weiß ich nicht, ob man die gaͤntzliche Umkehrung der Natur der Thiere, durch welche der Menſch um ſeine Herrſchaft uͤber dieſelbe gekommen ſeyn ſoll, als eine Strafe anſe- hen, und vor eine Folge des Falles halten kan? Es bleibt alſo noch immer die Frage uͤbrig: Warum der Menſch die Herrſchaft uͤber die Thiere, die er urſpruͤnglich gehabt haben ſoll, nicht noch habe? Jch glaube nicht, daß man ſie ſo bald beantworten wird.
Es iſt auch, die Wahrheit zu ſagen, nicht noͤthig. Einem Chriſten, der von der Wahrheit und Goͤttlichkeit der Heil. Schrift uͤberzeuget iſt, liegt wenig daran, ob die Einwuͤrfe, welche die Vernunft wider die Glaubens-Lehren macht, gehoben werden, oder nicht. Sein Glaube ſtehet dennoch feſte; und wenn er alles gedultig angehoͤ- ret hat, was ihm ſeine Vernunft wieder die Moͤglichkeit des Falles, und von der Un-
wahr-
(19)Invenal Sat. l. v. 49. 50.
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(o)
ſeyn ſolte, daß muß ſeine Gluͤckſeeligkeit
vermehren. Er jagt,
. . . . . . . . & fruitur Diis
Iratis . . . . . . . . (19).
Wenn man dieſes recht bedencket, ſo weiß
ich nicht, ob man die gaͤntzliche Umkehrung
der Natur der Thiere, durch welche der
Menſch um ſeine Herrſchaft uͤber dieſelbe
gekommen ſeyn ſoll, als eine Strafe anſe-
hen, und vor eine Folge des Falles halten
kan? Es bleibt alſo noch immer die Frage
uͤbrig: Warum der Menſch die Herrſchaft
uͤber die Thiere, die er urſpruͤnglich gehabt
haben ſoll, nicht noch habe? Jch glaube
nicht, daß man ſie ſo bald beantworten
wird.
Es iſt auch, die Wahrheit zu ſagen, nicht
noͤthig. Einem Chriſten, der von der
Wahrheit und Goͤttlichkeit der Heil. Schrift
uͤberzeuget iſt, liegt wenig daran, ob die
Einwuͤrfe, welche die Vernunft wider die
Glaubens-Lehren macht, gehoben werden,
oder nicht. Sein Glaube ſtehet dennoch
feſte; und wenn er alles gedultig angehoͤ-
ret hat, was ihm ſeine Vernunft wieder die
Moͤglichkeit des Falles, und von der Un-
wahr-
(19) Invenal Sat. l. v. 49. 50.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/715>, abgerufen am 25.11.2024.
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