muß nothwendig sagen, daß z. E. die Rau- pe, ein Thier, welches Herr Reinbeck so einfältig beschreibt (11), daß man Ursache hat, zu zweifeln, ob es von sich selbst et- was wisse, gewust habe, daß ein Thier in der Welt sey, welches der Mensch heisse: Daß dieser Mensch ein Herr der andern Thiere sey, und daß kein Thier an demjeni- gen, was sein Beherrscher sich zur Speise ausgesetzet habe, sich vergreifen müsse. Ja man muß behaupten, daß eine Raupe, eine Heuschrecke, eine Feldmauß die Fähigkeit gehabt habe, das, was dem Menschen zur Speise bestimmet, von der Nahrung der Thiere zu unterscheiden.
Da nun aber dieses alles unglaublich ist, und die Herrschaft des Menschen über die Thiere unnütze macht: So kan ich mir nicht einbilden, daß Herr Reinbeck sagen wer- de; die Thiere hätten die Ordnung, wel- che GOtt, in Ansehung der Speise, ge- macht hatte, allezeit genau beobachtet. Er muß also sagen; die Thiere hätten ihrem Triebe, von allen Dingen, daran sie einen Geschmack fanden, ohne Unterscheid, zu essen, gefolget, und die göttliche Ordnung, die ihnen unbekannt war, vielfältig über-
schrit-
(11)S dieXVI.Betracht. §. 53.
(o)
muß nothwendig ſagen, daß z. E. die Rau- pe, ein Thier, welches Herr Reinbeck ſo einfaͤltig beſchreibt (11), daß man Urſache hat, zu zweifeln, ob es von ſich ſelbſt et- was wiſſe, gewuſt habe, daß ein Thier in der Welt ſey, welches der Menſch heiſſe: Daß dieſer Menſch ein Herr der andern Thiere ſey, und daß kein Thier an demjeni- gen, was ſein Beherrſcher ſich zur Speiſe ausgeſetzet habe, ſich vergreifen muͤſſe. Ja man muß behaupten, daß eine Raupe, eine Heuſchrecke, eine Feldmauß die Faͤhigkeit gehabt habe, das, was dem Menſchen zur Speiſe beſtimmet, von der Nahrung der Thiere zu unterſcheiden.
Da nun aber dieſes alles unglaublich iſt, und die Herrſchaft des Menſchen uͤber die Thiere unnuͤtze macht: So kan ich mir nicht einbilden, daß Herr Reinbeck ſagen wer- de; die Thiere haͤtten die Ordnung, wel- che GOtt, in Anſehung der Speiſe, ge- macht hatte, allezeit genau beobachtet. Er muß alſo ſagen; die Thiere haͤtten ihrem Triebe, von allen Dingen, daran ſie einen Geſchmack fanden, ohne Unterſcheid, zu eſſen, gefolget, und die goͤttliche Ordnung, die ihnen unbekannt war, vielfaͤltig uͤber-
ſchrit-
(11)S dieXVI.Betracht. §. 53.
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(o)
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einfaͤltig beſchreibt (11), daß man Urſache
hat, zu zweifeln, ob es von ſich ſelbſt et-
was wiſſe, gewuſt habe, daß ein Thier in
der Welt ſey, welches der Menſch heiſſe:
Daß dieſer Menſch ein Herr der andern
Thiere ſey, und daß kein Thier an demjeni-
gen, was ſein Beherrſcher ſich zur Speiſe
ausgeſetzet habe, ſich vergreifen muͤſſe. Ja
man muß behaupten, daß eine Raupe, eine
Heuſchrecke, eine Feldmauß die Faͤhigkeit
gehabt habe, das, was dem Menſchen zur
Speiſe beſtimmet, von der Nahrung der
Thiere zu unterſcheiden.
Da nun aber dieſes alles unglaublich iſt,
und die Herrſchaft des Menſchen uͤber die
Thiere unnuͤtze macht: So kan ich mir nicht
einbilden, daß Herr Reinbeck ſagen wer-
de; die Thiere haͤtten die Ordnung, wel-
che GOtt, in Anſehung der Speiſe, ge-
macht hatte, allezeit genau beobachtet. Er
muß alſo ſagen; die Thiere haͤtten ihrem
Triebe, von allen Dingen, daran ſie einen
Geſchmack fanden, ohne Unterſcheid, zu
eſſen, gefolget, und die goͤttliche Ordnung,
die ihnen unbekannt war, vielfaͤltig uͤber-
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(11) S die XVI. Betracht. §. 53.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/697>, abgerufen am 25.11.2024.
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