beck selbst, wie sehr er auch sonst bemühet ist, der Religions-Wahrheiten, und den Geheimnissen unsers Glaubens den An- strich einer philosophischen Gründlichkeit zu geben, nicht vor gut befunden hat, in seinen Betrachtungen über die Augsburgi- sche Confeßion, die Lehren von dem Stan- de der Unschuld, und dem Falle des ersten Menschen aus der Vernunft herzuleiten. Er bekennet aufrichtig, daß die blosse Ver- nunft nicht auf den rechten Grund kommen könne (1), und leget, wenn er vom Eben- bilde GOttes, und vom Falle des ersten Menschen handelt, die Erzehlung Mosis zum Grunde (2)
Jch weiß wohl, er saget, nach der gu- ten Meinung, die er von der menschlichen Vernunft hat, an unterschiedenen Orten (3), daß die Vernunft nicht anders muth- massen könne, als daß GOtt den Menschen gut, und ohne sündliche Neigungen erschaf- fen habe; Daß sie aus dem grossen Verder- ben des menschlichen Geschlechts nothwen- dig schliessen müsse, es sey ein grosser Ver-
fall
(1)S. dieXXIIteBetracht. §. 1.
(2)S. dieXVIteundXXIIteBetracht.
(3)S. dieIIteBetracht. §. 17. 18. und dirXXIIte Betracht. §. 1.
(o)
beck ſelbſt, wie ſehr er auch ſonſt bemuͤhet iſt, der Religions-Wahrheiten, und den Geheimniſſen unſers Glaubens den An- ſtrich einer philoſophiſchen Gruͤndlichkeit zu geben, nicht vor gut befunden hat, in ſeinen Betrachtungen uͤber die Augsburgi- ſche Confeßion, die Lehren von dem Stan- de der Unſchuld, und dem Falle des erſten Menſchen aus der Vernunft herzuleiten. Er bekennet aufrichtig, daß die bloſſe Ver- nunft nicht auf den rechten Grund kommen koͤnne (1), und leget, wenn er vom Eben- bilde GOttes, und vom Falle des erſten Menſchen handelt, die Erzehlung Moſis zum Grunde (2)
Jch weiß wohl, er ſaget, nach der gu- ten Meinung, die er von der menſchlichen Vernunft hat, an unterſchiedenen Orten (3), daß die Vernunft nicht anders muth- maſſen koͤnne, als daß GOtt den Menſchen gut, und ohne ſuͤndliche Neigungen erſchaf- fen habe; Daß ſie aus dem groſſen Verder- ben des menſchlichen Geſchlechts nothwen- dig ſchlieſſen muͤſſe, es ſey ein groſſer Ver-
fall
(1)S. dieXXIIteBetracht. §. 1.
(2)S. dieXVIteundXXIIteBetracht.
(3)S. dieIIteBetracht. §. 17. 18. und dirXXIIte Betracht. §. 1.
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(o)
beck ſelbſt, wie ſehr er auch ſonſt bemuͤhet
iſt, der Religions-Wahrheiten, und den
Geheimniſſen unſers Glaubens den An-
ſtrich einer philoſophiſchen Gruͤndlichkeit
zu geben, nicht vor gut befunden hat, in
ſeinen Betrachtungen uͤber die Augsburgi-
ſche Confeßion, die Lehren von dem Stan-
de der Unſchuld, und dem Falle des erſten
Menſchen aus der Vernunft herzuleiten.
Er bekennet aufrichtig, daß die bloſſe Ver-
nunft nicht auf den rechten Grund kommen
koͤnne (1), und leget, wenn er vom Eben-
bilde GOttes, und vom Falle des erſten
Menſchen handelt, die Erzehlung Moſis
zum Grunde (2)
Jch weiß wohl, er ſaget, nach der gu-
ten Meinung, die er von der menſchlichen
Vernunft hat, an unterſchiedenen Orten
(3), daß die Vernunft nicht anders muth-
maſſen koͤnne, als daß GOtt den Menſchen
gut, und ohne ſuͤndliche Neigungen erſchaf-
fen habe; Daß ſie aus dem groſſen Verder-
ben des menſchlichen Geſchlechts nothwen-
dig ſchlieſſen muͤſſe, es ſey ein groſſer Ver-
fall
(1) S. die XXIIte Betracht. §. 1.
(2) S. die XVIte und XXIIte Betracht.
(3) S. die IIte Betracht. §. 17. 18. und dir XXIIte
Betracht. §. 1.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/680>, abgerufen am 22.11.2024.
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