tyren den Staat und die Kirche beunruhigen. Wir können uns also rühmen, daß wir unsere eigene Wohlfahrt vor das gemeine Beste aufopfern, und ohne Prahlerey sagen, daß wir einem Staat unent- behrlich sind.
Jch wünsche von Hertzen, daß alle christliche Obrigkeiten das, was ich hier schreibe, in reifliche Erwegung ziehen mögen, und flehe insonderheit Jhro Käyserl. Majestät und alle Churfürsten, Für- sten und Stände des Heil. Römischen Reichs de- müthigst an, hocherleucht zu ermessen, wie würdig solche Leute ihres Schutzes sind, die dem Staat und der Kirche so lange zu einer Vormauer wider die unruhige Schaar der Naseweisen gedienet haben. Es wäre, deucht mich, nach gerade Zeit, daß man auf eine Vergeltung unserer wichtigen Dienste gedächte: Oder uns nur wenigstens vor unsern Fein- den einiger massen Ruhe schafte, und diesen bösen Leuten ein Gebiß ins Maul legte. Womit haben wir es denn verdienet, daß man, da andere ehrliche Leute wider die Lästerer Schutz finden, uns der Willkühr unserer Verfolger überlässet? Es dienet dieses zur Sicherheit anderer. Jch weiß es wohl. Allein warum sollen wir denn die Sünden unserer Mit-Bürger tragen? Jch finde darinn keine Billig- keit, und zweifele nicht, daß meine gegründete Vor- stellungen die Würckung haben werden, die ich wünsche.
Sollten aber, über Verhofen, die Grossen dieser Welt durch das leidige Geschwätz unserer Feinde verführet, in dem Wahn stehen, unser Jammer
ver-
(o)
tyren den Staat und die Kirche beunruhigen. Wir koͤnnen uns alſo ruͤhmen, daß wir unſere eigene Wohlfahrt vor das gemeine Beſte aufopfern, und ohne Prahlerey ſagen, daß wir einem Staat unent- behrlich ſind.
Jch wuͤnſche von Hertzen, daß alle chriſtliche Obrigkeiten das, was ich hier ſchreibe, in reifliche Erwegung ziehen moͤgen, und flehe inſonderheit Jhro Kaͤyſerl. Majeſtaͤt und alle Churfuͤrſten, Fuͤr- ſten und Staͤnde des Heil. Roͤmiſchen Reichs de- muͤthigſt an, hocherleucht zu ermeſſen, wie wuͤrdig ſolche Leute ihres Schutzes ſind, die dem Staat und der Kirche ſo lange zu einer Vormauer wider die unruhige Schaar der Naſeweiſen gedienet haben. Es waͤre, deucht mich, nach gerade Zeit, daß man auf eine Vergeltung unſerer wichtigen Dienſte gedaͤchte: Oder uns nur wenigſtens vor unſern Fein- den einiger maſſen Ruhe ſchafte, und dieſen boͤſen Leuten ein Gebiß ins Maul legte. Womit haben wir es denn verdienet, daß man, da andere ehrliche Leute wider die Laͤſterer Schutz finden, uns der Willkuͤhr unſerer Verfolger uͤberlaͤſſet? Es dienet dieſes zur Sicherheit anderer. Jch weiß es wohl. Allein warum ſollen wir denn die Suͤnden unſerer Mit-Buͤrger tragen? Jch finde darinn keine Billig- keit, und zweifele nicht, daß meine gegruͤndete Vor- ſtellungen die Wuͤrckung haben werden, die ich wuͤnſche.
Sollten aber, uͤber Verhofen, die Groſſen dieſer Welt durch das leidige Geſchwaͤtz unſerer Feinde verfuͤhret, in dem Wahn ſtehen, unſer Jammer
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(o)
tyren den Staat und die Kirche beunruhigen. Wir
koͤnnen uns alſo ruͤhmen, daß wir unſere eigene
Wohlfahrt vor das gemeine Beſte aufopfern, und
ohne Prahlerey ſagen, daß wir einem Staat unent-
behrlich ſind.
Jch wuͤnſche von Hertzen, daß alle chriſtliche
Obrigkeiten das, was ich hier ſchreibe, in reifliche
Erwegung ziehen moͤgen, und flehe inſonderheit
Jhro Kaͤyſerl. Majeſtaͤt und alle Churfuͤrſten, Fuͤr-
ſten und Staͤnde des Heil. Roͤmiſchen Reichs de-
muͤthigſt an, hocherleucht zu ermeſſen, wie wuͤrdig
ſolche Leute ihres Schutzes ſind, die dem Staat
und der Kirche ſo lange zu einer Vormauer wider die
unruhige Schaar der Naſeweiſen gedienet haben.
Es waͤre, deucht mich, nach gerade Zeit, daß man
auf eine Vergeltung unſerer wichtigen Dienſte
gedaͤchte: Oder uns nur wenigſtens vor unſern Fein-
den einiger maſſen Ruhe ſchafte, und dieſen boͤſen
Leuten ein Gebiß ins Maul legte. Womit haben
wir es denn verdienet, daß man, da andere ehrliche
Leute wider die Laͤſterer Schutz finden, uns der
Willkuͤhr unſerer Verfolger uͤberlaͤſſet? Es dienet
dieſes zur Sicherheit anderer. Jch weiß es wohl.
Allein warum ſollen wir denn die Suͤnden unſerer
Mit-Buͤrger tragen? Jch finde darinn keine Billig-
keit, und zweifele nicht, daß meine gegruͤndete Vor-
ſtellungen die Wuͤrckung haben werden, die ich
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/660>, abgerufen am 22.11.2024.
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