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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
Leser eine so unerhörte Verdrehung meiner Worte,
und eine so plumpe Sophisterey mit mir verabscheuen
werden.

Wer hat dann jemahlen gesagt, daß der Herr
Prof. Philippi den 20sten Junius gestorben sey?
Jch habe es zum wenigsten nicht gethan. Warum
dichten mir dann meine Gegner einen Satz an, den
ich nimmer behauptet habe? Jst es möglich, daß sie
sich einbilden können, die Welt zu überreden, ich
sey toll genug zu sagen, der Herr Prof. Philippi sey
den 20sten Junius von den Schlägen gestorben, die
er den 21sten erst bekommen sollen? Habe ich nicht
gerade das Gegentheil gesaget? Den 20sten Ju-
nius bekam der Herr Prof. Philippi die Schläge;
den 21sten starb er. Das sage ich. Sind meine
Gegner rechtschaffene Leute, so fechten sie diesen
Satz an. Aber das Hertz haben sie nicht. Sie sol-
len ihn auch wohl in Ewigkeit stehen lassen. Trotz
sey ihnen geboten!

Was wird es ihnen also helffen, daß sie sich die
lächerliche Mühe gegeben haben, Dinge zu bewei-
sen, die ihnen niemand zu leugnen begehret? Was
soll es heissen, daß sie sprechen: Der Herr Prof.
Philippi sey vom 20sten Junius bis dato gesund ge-
wesen, und den 30sten August von Halle nach Göt-
tingen gereiset? Jch glaube gerne, daß der Herr
Prof. Philippi den 20sten Junius, bis des Nach-
mittags um 2 Uhr, da er in die unglückseligen Hän-
del gerieth, frisch und gesund gewesen ist: Allein die
gantze vernünftige Welt mag urtheilen, ob ein
Mensch, der den 21sten Junius gestorben ist, bis
dato gesund seyn, und den 30sten August von Halle

nach
G g

(o)
Leſer eine ſo unerhoͤrte Verdrehung meiner Worte,
und eine ſo plumpe Sophiſterey mit mir verabſcheuen
werden.

Wer hat dann jemahlen geſagt, daß der Herr
Prof. Philippi den 20ſten Junius geſtorben ſey?
Jch habe es zum wenigſten nicht gethan. Warum
dichten mir dann meine Gegner einen Satz an, den
ich nimmer behauptet habe? Jſt es moͤglich, daß ſie
ſich einbilden koͤnnen, die Welt zu uͤberreden, ich
ſey toll genug zu ſagen, der Herr Prof. Philippi ſey
den 20ſten Junius von den Schlaͤgen geſtorben, die
er den 21ſten erſt bekommen ſollen? Habe ich nicht
gerade das Gegentheil geſaget? Den 20ſten Ju-
nius bekam der Herr Prof. Philippi die Schlaͤge;
den 21ſten ſtarb er. Das ſage ich. Sind meine
Gegner rechtſchaffene Leute, ſo fechten ſie dieſen
Satz an. Aber das Hertz haben ſie nicht. Sie ſol-
len ihn auch wohl in Ewigkeit ſtehen laſſen. Trotz
ſey ihnen geboten!

Was wird es ihnen alſo helffen, daß ſie ſich die
laͤcherliche Muͤhe gegeben haben, Dinge zu bewei-
ſen, die ihnen niemand zu leugnen begehret? Was
ſoll es heiſſen, daß ſie ſprechen: Der Herr Prof.
Philippi ſey vom 20ſten Junius bis dato geſund ge-
weſen, und den 30ſten Auguſt von Halle nach Goͤt-
tingen gereiſet? Jch glaube gerne, daß der Herr
Prof. Philippi den 20ſten Junius, bis des Nach-
mittags um 2 Uhr, da er in die ungluͤckſeligen Haͤn-
del gerieth, friſch und geſund geweſen iſt: Allein die
gantze vernuͤnftige Welt mag urtheilen, ob ein
Menſch, der den 21ſten Junius geſtorben iſt, bis
dato geſund ſeyn, und den 30ſten Auguſt von Halle

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[465/0557] (o) Leſer eine ſo unerhoͤrte Verdrehung meiner Worte, und eine ſo plumpe Sophiſterey mit mir verabſcheuen werden. Wer hat dann jemahlen geſagt, daß der Herr Prof. Philippi den 20ſten Junius geſtorben ſey? Jch habe es zum wenigſten nicht gethan. Warum dichten mir dann meine Gegner einen Satz an, den ich nimmer behauptet habe? Jſt es moͤglich, daß ſie ſich einbilden koͤnnen, die Welt zu uͤberreden, ich ſey toll genug zu ſagen, der Herr Prof. Philippi ſey den 20ſten Junius von den Schlaͤgen geſtorben, die er den 21ſten erſt bekommen ſollen? Habe ich nicht gerade das Gegentheil geſaget? Den 20ſten Ju- nius bekam der Herr Prof. Philippi die Schlaͤge; den 21ſten ſtarb er. Das ſage ich. Sind meine Gegner rechtſchaffene Leute, ſo fechten ſie dieſen Satz an. Aber das Hertz haben ſie nicht. Sie ſol- len ihn auch wohl in Ewigkeit ſtehen laſſen. Trotz ſey ihnen geboten! Was wird es ihnen alſo helffen, daß ſie ſich die laͤcherliche Muͤhe gegeben haben, Dinge zu bewei- ſen, die ihnen niemand zu leugnen begehret? Was ſoll es heiſſen, daß ſie ſprechen: Der Herr Prof. Philippi ſey vom 20ſten Junius bis dato geſund ge- weſen, und den 30ſten Auguſt von Halle nach Goͤt- tingen gereiſet? Jch glaube gerne, daß der Herr Prof. Philippi den 20ſten Junius, bis des Nach- mittags um 2 Uhr, da er in die ungluͤckſeligen Haͤn- del gerieth, friſch und geſund geweſen iſt: Allein die gantze vernuͤnftige Welt mag urtheilen, ob ein Menſch, der den 21ſten Junius geſtorben iſt, bis dato geſund ſeyn, und den 30ſten Auguſt von Halle nach G g

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/557>, abgerufen am 25.11.2024.