ler sind, daß man wohl sehen kan, ich sey meinem Sprach-Meister zu zeitig entlaufen. Aber dieses sind Kleinigkeiten. Hätte ich es bey der blossen Ubersetzung bewenden lassen, so wäre es noch hingegangen, und man würde mich gelobet haben, daß ich der gelehrten Welt, die ich bißhero mit meinen eigenen Einfällen gequälet, durch eine, ob wohl schlechte, Uebersetzung frembder und guter Gedancken dienen wollen. Denn es ist doch allemahl rühmlicher ein mittelmäßiger Ubersetzer, als ein unerträglicher Scribent zu seyn. Allein so habe ich über die schönen Gedancken der Marquise de Sable eine Brühe gemacht, welchen al- len, die sie kosten, einen Eckel erwecken muß. Die 366 Moralische Bildnisse, womit ich die Lehren die- ser Dame erläutern wollen, sind im höchsten Grad scheußlich, und zeugen nicht nur von der Ungeschick- lichkeit meines Pinsels, sondern auch von der Boß- heit meines Hertzens. Denn ich habe in denselben vie- le ehrliche Leute, auf die abgeschmackteste Art ange- grifen, und so gar meines eigenen Vaters nicht verschonet, der doch, ausser dem, daß er mich ge- zeuget, nichts ungeschicktes gehandelt hat.
Meine Schreib-Art in dieser Schrift überhaupt ist recht ausserordentlich läppisch, scheußlich, und manchmahl wie z. E. p. 223. voll unflätiger Zwey- deutigkeiten, deren sich ein Schneider-Gesell schä- men würde, und vor welche ich jetzo erröthe. Jch mag an die erdichteten Nahmen, mit welchen meine Anmerckungen ausgespicket sind, nicht gedencken. Sie sind gar zu abgeschmackt. Nur bitte ich Sie, die artige Abhandlung der Frage, wie man sich zu verhalten habe, wenn man einen Korb bekommen?
Und
(o)
ler ſind, daß man wohl ſehen kan, ich ſey meinem Sprach-Meiſter zu zeitig entlaufen. Aber dieſes ſind Kleinigkeiten. Haͤtte ich es bey der bloſſen Uberſetzung bewenden laſſen, ſo waͤre es noch hingegangen, und man wuͤrde mich gelobet haben, daß ich der gelehrten Welt, die ich bißhero mit meinen eigenen Einfaͤllen gequaͤlet, durch eine, ob wohl ſchlechte, Ueberſetzung frembder und guter Gedancken dienen wollen. Denn es iſt doch allemahl ruͤhmlicher ein mittelmaͤßiger Uberſetzer, als ein unertraͤglicher Scribent zu ſeyn. Allein ſo habe ich uͤber die ſchoͤnen Gedancken der Marquiſe de Sablé eine Bruͤhe gemacht, welchen al- len, die ſie koſten, einen Eckel erwecken muß. Die 366 Moraliſche Bildniſſe, womit ich die Lehren die- ſer Dame erlaͤutern wollen, ſind im hoͤchſten Grad ſcheußlich, und zeugen nicht nur von der Ungeſchick- lichkeit meines Pinſels, ſondern auch von der Boß- heit meines Hertzens. Denn ich habe in denſelben vie- le ehrliche Leute, auf die abgeſchmackteſte Art ange- grifen, und ſo gar meines eigenen Vaters nicht verſchonet, der doch, auſſer dem, daß er mich ge- zeuget, nichts ungeſchicktes gehandelt hat.
Meine Schreib-Art in dieſer Schrift uͤberhaupt iſt recht auſſerordentlich laͤppiſch, ſcheußlich, und manchmahl wie z. E. p. 223. voll unflaͤtiger Zwey- deutigkeiten, deren ſich ein Schneider-Geſell ſchaͤ- men wuͤrde, und vor welche ich jetzo erroͤthe. Jch mag an die erdichteten Nahmen, mit welchen meine Anmerckungen ausgeſpicket ſind, nicht gedencken. Sie ſind gar zu abgeſchmackt. Nur bitte ich Sie, die artige Abhandlung der Frage, wie man ſich zu verhalten habe, wenn man einen Korb bekommen?
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ler ſind, daß man wohl ſehen kan, ich ſey meinem
Sprach-Meiſter zu zeitig entlaufen. Aber dieſes ſind
Kleinigkeiten. Haͤtte ich es bey der bloſſen Uberſetzung
bewenden laſſen, ſo waͤre es noch hingegangen, und
man wuͤrde mich gelobet haben, daß ich der gelehrten
Welt, die ich bißhero mit meinen eigenen Einfaͤllen
gequaͤlet, durch eine, ob wohl ſchlechte, Ueberſetzung
frembder und guter Gedancken dienen wollen. Denn
es iſt doch allemahl ruͤhmlicher ein mittelmaͤßiger
Uberſetzer, als ein unertraͤglicher Scribent zu ſeyn.
Allein ſo habe ich uͤber die ſchoͤnen Gedancken der
Marquiſe de Sablé eine Bruͤhe gemacht, welchen al-
len, die ſie koſten, einen Eckel erwecken muß. Die
366 Moraliſche Bildniſſe, womit ich die Lehren die-
ſer Dame erlaͤutern wollen, ſind im hoͤchſten Grad
ſcheußlich, und zeugen nicht nur von der Ungeſchick-
lichkeit meines Pinſels, ſondern auch von der Boß-
heit meines Hertzens. Denn ich habe in denſelben vie-
le ehrliche Leute, auf die abgeſchmackteſte Art ange-
grifen, und ſo gar meines eigenen Vaters nicht
verſchonet, der doch, auſſer dem, daß er mich ge-
zeuget, nichts ungeſchicktes gehandelt hat.
Meine Schreib-Art in dieſer Schrift uͤberhaupt
iſt recht auſſerordentlich laͤppiſch, ſcheußlich, und
manchmahl wie z. E. p. 223. voll unflaͤtiger Zwey-
deutigkeiten, deren ſich ein Schneider-Geſell ſchaͤ-
men wuͤrde, und vor welche ich jetzo erroͤthe. Jch
mag an die erdichteten Nahmen, mit welchen meine
Anmerckungen ausgeſpicket ſind, nicht gedencken.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/540>, abgerufen am 25.11.2024.
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