Hut. Sie sind die Leute nicht, die sich leicht etwas weiß machen lassen, und süssen Worten mehr trauen, als dem Augenschein. Meine nicht, eine demü- thige Zueignungs-Schrift, eine ehrerbietige Versicherung, du suchest ihnen allen nach zuah- men, und einige gezwungene Spöttereyen wi- der unsere Gesellschaft wären hinlängliche Mittel ihre Gewogenheit zu gewinnen, und ihnen einzubil- den, du wärest würcklich ein grosser Geist, und Feind unserer Anstalten. So bald sie deine Schrif- tenlesen, so sehen sie wer du bist; sie verlachen dei- ne Complimente, und halten dein Vorgeben, du suchest ihnen nachzuahmen, vor eine Beschim- pfung. Was kanst du also von diesen Leuten hof- fen? Jst dir zu rathen, theurer Philippi, so kehre dich nicht weiter an sie. Sie haben dich bißher noch unter sie geduldet: Aber wer weiß, was über dich verhenget ist? Wie wenn ihre Gedult, der du so lange gemißbrauchet hast, zerrisse? Komme ihnen zu- vor, und zetreiß die Bande, die dich noch an ihre Gesellschaft heften. Jst es dir nicht rühmlicher, sie zu verlassen, als von ihnen mit Ungestüm ausgestossen zu werden? Fasse demnach ein Hertz, grosser Mann, und erkläre dich öfentlich wider eine Schaar loser Verächter, die dich, wie fein sie sich auch äusserlich stellen, in ihrem Hertzen verachten und hassen. Reiß die falsche Einbildung, daß du ein grosser Geist, und wir deine Feinde, mit Strumpf und Stiel aus deiner Brust. Wirf einen Blick auf deine Schriften, und halte sie gegen die Gesetze unserer Ge- sellschaft, die in deinem Hertzen weit deutlicher, als an der Decke unsers Saals geschrieben stehen: So wirst
du
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Hut. Sie ſind die Leute nicht, die ſich leicht etwas weiß machen laſſen, und ſuͤſſen Worten mehr trauen, als dem Augenſchein. Meine nicht, eine demuͤ- thige Zueignungs-Schrift, eine ehrerbietige Verſicherung, du ſucheſt ihnen allen nach zuah- men, und einige gezwungene Spoͤttereyen wi- der unſere Geſellſchaft waͤren hinlaͤngliche Mittel ihre Gewogenheit zu gewinnen, und ihnen einzubil- den, du waͤreſt wuͤrcklich ein groſſer Geiſt, und Feind unſerer Anſtalten. So bald ſie deine Schrif- tenleſen, ſo ſehen ſie wer du biſt; ſie verlachen dei- ne Complimente, und halten dein Vorgeben, du ſucheſt ihnen nachzuahmen, vor eine Beſchim- pfung. Was kanſt du alſo von dieſen Leuten hof- fen? Jſt dir zu rathen, theurer Philippi, ſo kehre dich nicht weiter an ſie. Sie haben dich bißher noch unter ſie geduldet: Aber wer weiß, was uͤber dich verhenget iſt? Wie wenn ihre Gedult, der du ſo lange gemißbrauchet haſt, zerriſſe? Komme ihnen zu- vor, und zetreiß die Bande, die dich noch an ihre Geſellſchaft heften. Jſt es dir nicht ruͤhmlicher, ſie zu verlaſſen, als von ihnen mit Ungeſtuͤm ausgeſtoſſen zu werden? Faſſe demnach ein Hertz, groſſer Mann, und erklaͤre dich oͤfentlich wider eine Schaar loſer Veraͤchter, die dich, wie fein ſie ſich auch aͤuſſerlich ſtellen, in ihrem Hertzen verachten und haſſen. Reiß die falſche Einbildung, daß du ein groſſer Geiſt, und wir deine Feinde, mit Strumpf und Stiel aus deiner Bruſt. Wirf einen Blick auf deine Schriften, und halte ſie gegen die Geſetze unſerer Ge- ſellſchaft, die in deinem Hertzen weit deutlicher, als an der Decke unſers Saals geſchrieben ſtehen: So wirſt
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Hut. Sie ſind die Leute nicht, die ſich leicht etwas weiß
machen laſſen, und ſuͤſſen Worten mehr trauen,
als dem Augenſchein. Meine nicht, eine demuͤ-
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Verſicherung, du ſucheſt ihnen allen nach zuah-
men, und einige gezwungene Spoͤttereyen wi-
der unſere Geſellſchaft waͤren hinlaͤngliche Mittel
ihre Gewogenheit zu gewinnen, und ihnen einzubil-
den, du waͤreſt wuͤrcklich ein groſſer Geiſt, und
Feind unſerer Anſtalten. So bald ſie deine Schrif-
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ne Complimente, und halten dein Vorgeben, du
ſucheſt ihnen nachzuahmen, vor eine Beſchim-
pfung. Was kanſt du alſo von dieſen Leuten hof-
fen? Jſt dir zu rathen, theurer Philippi, ſo kehre
dich nicht weiter an ſie. Sie haben dich bißher noch
unter ſie geduldet: Aber wer weiß, was uͤber dich
verhenget iſt? Wie wenn ihre Gedult, der du ſo
lange gemißbrauchet haſt, zerriſſe? Komme ihnen zu-
vor, und zetreiß die Bande, die dich noch an ihre
Geſellſchaft heften. Jſt es dir nicht ruͤhmlicher, ſie zu
verlaſſen, als von ihnen mit Ungeſtuͤm ausgeſtoſſen
zu werden? Faſſe demnach ein Hertz, groſſer Mann,
und erklaͤre dich oͤfentlich wider eine Schaar loſer
Veraͤchter, die dich, wie fein ſie ſich auch aͤuſſerlich
ſtellen, in ihrem Hertzen verachten und haſſen.
Reiß die falſche Einbildung, daß du ein groſſer
Geiſt, und wir deine Feinde, mit Strumpf und
Stiel aus deiner Bruſt. Wirf einen Blick auf deine
Schriften, und halte ſie gegen die Geſetze unſerer Ge-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/513>, abgerufen am 25.11.2024.
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