Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
sondern ein grosser Geist, unsere Hertzen von dir
abwendig machen werde. Wir lassen dir dieselbe um
so viel lieber, je grösser die Vortheile sind, die uns
daher zuwachsen können. Wir sehen es gerne,
daß du dich äusserlich, und mit Worten zu un-
sern Feinden bekennest, wenn deine Schriften uns
nur von der unsichtbaren Gemeinschaft, in wel-
cher du mit uns stehest, überzeugen, und nach dem
Geschmack unserer Gesellschaft eingerichtet sind.

Wir haben dahero nicht den geringsten Ver-
dacht wider dich geschöpfet, als wir vernommen,
daß du deinen mathematischen Versuch wider
Wolfen
an einen unserer Feinde (*), nach Engel-
land,
geschicket. Wir haben uns vielmehr dar-
über gefreuet. Denn was wird diese Schrift nicht
vor eine Veränderung verursachen in einem Lande,
mit dessen Einwohnern wir bißhero in einem bestän-
digen Kriege gelebet haben? Und hättest du es wohl
klüger anfangen können, eine uns bißher so aufsätzi-
ge Nation
auf unsere Seite zu ziehen, als daß du
ihr, auf eine so listige Art, durch die Vermittelung
eines Feindes unserer Gesellschaft, ein Buch in die
Hände spielest, welches sie von einem andern nicht
würde angenommen haben, und ohne Frucht nicht
lesen kan? Jch gestehe unsere Brüder in Bedlam
haben es dir übel genommen, daß du an sie nicht
gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegönnet hast,
durch die Bekanntmachung deines mathemati-
schen Versuchs
in Engelland unser Reich zu er-
weitern: Allein sie haben endlich begriffen, daß der
Weg, den du erwehlet hast, der beste sey, und wer-

den
(*) An Herrn Clarck.

(o)
ſondern ein groſſer Geiſt, unſere Hertzen von dir
abwendig machen werde. Wir laſſen dir dieſelbe um
ſo viel lieber, je groͤſſer die Vortheile ſind, die uns
daher zuwachſen koͤnnen. Wir ſehen es gerne,
daß du dich aͤuſſerlich, und mit Worten zu un-
ſern Feinden bekenneſt, wenn deine Schriften uns
nur von der unſichtbaren Gemeinſchaft, in wel-
cher du mit uns ſteheſt, uͤberzeugen, und nach dem
Geſchmack unſerer Geſellſchaft eingerichtet ſind.

Wir haben dahero nicht den geringſten Ver-
dacht wider dich geſchoͤpfet, als wir vernommen,
daß du deinen mathematiſchen Verſuch wider
Wolfen
an einen unſerer Feinde (*), nach Engel-
land,
geſchicket. Wir haben uns vielmehr dar-
uͤber gefreuet. Denn was wird dieſe Schrift nicht
vor eine Veraͤnderung verurſachen in einem Lande,
mit deſſen Einwohnern wir bißhero in einem beſtaͤn-
digen Kriege gelebet haben? Und haͤtteſt du es wohl
kluͤger anfangen koͤnnen, eine uns bißher ſo aufſaͤtzi-
ge Nation
auf unſere Seite zu ziehen, als daß du
ihr, auf eine ſo liſtige Art, durch die Vermittelung
eines Feindes unſerer Geſellſchaft, ein Buch in die
Haͤnde ſpieleſt, welches ſie von einem andern nicht
wuͤrde angenommen haben, und ohne Frucht nicht
leſen kan? Jch geſtehe unſere Bruͤder in Bedlam
haben es dir uͤbel genommen, daß du an ſie nicht
gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegoͤnnet haſt,
durch die Bekanntmachung deines mathemati-
ſchen Verſuchs
in Engelland unſer Reich zu er-
weitern: Allein ſie haben endlich begriffen, daß der
Weg, den du erwehlet haſt, der beſte ſey, und wer-

den
(*) An Herrn Clarck.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0508" n="416"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
&#x017F;ondern <hi rendition="#fr">ein gro&#x017F;&#x017F;er Gei&#x017F;t,</hi> un&#x017F;ere Hertzen von dir<lb/>
abwendig machen werde. Wir la&#x017F;&#x017F;en dir die&#x017F;elbe um<lb/>
&#x017F;o viel lieber, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er die Vortheile &#x017F;ind, die uns<lb/>
daher zuwach&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Wir &#x017F;ehen es gerne,<lb/>
daß du dich <hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich,</hi> und <hi rendition="#fr">mit Worten</hi> zu un-<lb/>
&#x017F;ern Feinden bekenne&#x017F;t, wenn deine Schriften uns<lb/>
nur von der <hi rendition="#fr">un&#x017F;ichtbaren Gemein&#x017F;chaft,</hi> in wel-<lb/>
cher du mit uns &#x017F;tehe&#x017F;t, u&#x0364;berzeugen, und nach dem<lb/>
Ge&#x017F;chmack un&#x017F;erer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft eingerichtet &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Wir haben dahero nicht den gering&#x017F;ten Ver-<lb/>
dacht wider dich ge&#x017F;cho&#x0364;pfet, als wir vernommen,<lb/>
daß du deinen <hi rendition="#fr">mathemati&#x017F;chen Ver&#x017F;uch wider<lb/>
Wolfen</hi> an einen un&#x017F;erer Feinde <note place="foot" n="(*)">An Herrn Clarck.</note>, nach <hi rendition="#fr">Engel-<lb/>
land,</hi> ge&#x017F;chicket. Wir haben uns vielmehr dar-<lb/>
u&#x0364;ber gefreuet. Denn was wird die&#x017F;e Schrift nicht<lb/>
vor eine V<hi rendition="#fr">era&#x0364;nderung</hi> verur&#x017F;achen in einem Lande,<lb/>
mit de&#x017F;&#x017F;en Einwohnern wir bißhero in einem be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digen Kriege gelebet haben? Und ha&#x0364;tte&#x017F;t du es wohl<lb/>
klu&#x0364;ger anfangen ko&#x0364;nnen, eine uns bißher &#x017F;o <hi rendition="#fr">auf&#x017F;a&#x0364;tzi-<lb/>
ge Nation</hi> auf un&#x017F;ere Seite zu ziehen, als daß du<lb/>
ihr, auf eine &#x017F;o <hi rendition="#fr">li&#x017F;tige Art,</hi> durch die <hi rendition="#fr">Vermittelung</hi><lb/>
eines Feindes un&#x017F;erer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, ein Buch in die<lb/>
Ha&#x0364;nde &#x017F;piele&#x017F;t, welches &#x017F;ie von einem andern nicht<lb/>
wu&#x0364;rde angenommen haben, und ohne Frucht nicht<lb/>
le&#x017F;en kan? Jch ge&#x017F;tehe un&#x017F;ere <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;der in Bedlam</hi><lb/>
haben es dir u&#x0364;bel genommen, daß du an &#x017F;ie nicht<lb/>
gedacht, und ihnen nicht die Ehre gego&#x0364;nnet ha&#x017F;t,<lb/>
durch die Bekanntmachung deines <hi rendition="#fr">mathemati-<lb/>
&#x017F;chen Ver&#x017F;uchs</hi> in <hi rendition="#fr">Engelland</hi> un&#x017F;er Reich zu er-<lb/>
weitern: Allein &#x017F;ie haben endlich begriffen, daß der<lb/>
Weg, den du erwehlet ha&#x017F;t, der be&#x017F;te &#x017F;ey, und wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0508] (o) ſondern ein groſſer Geiſt, unſere Hertzen von dir abwendig machen werde. Wir laſſen dir dieſelbe um ſo viel lieber, je groͤſſer die Vortheile ſind, die uns daher zuwachſen koͤnnen. Wir ſehen es gerne, daß du dich aͤuſſerlich, und mit Worten zu un- ſern Feinden bekenneſt, wenn deine Schriften uns nur von der unſichtbaren Gemeinſchaft, in wel- cher du mit uns ſteheſt, uͤberzeugen, und nach dem Geſchmack unſerer Geſellſchaft eingerichtet ſind. Wir haben dahero nicht den geringſten Ver- dacht wider dich geſchoͤpfet, als wir vernommen, daß du deinen mathematiſchen Verſuch wider Wolfen an einen unſerer Feinde (*), nach Engel- land, geſchicket. Wir haben uns vielmehr dar- uͤber gefreuet. Denn was wird dieſe Schrift nicht vor eine Veraͤnderung verurſachen in einem Lande, mit deſſen Einwohnern wir bißhero in einem beſtaͤn- digen Kriege gelebet haben? Und haͤtteſt du es wohl kluͤger anfangen koͤnnen, eine uns bißher ſo aufſaͤtzi- ge Nation auf unſere Seite zu ziehen, als daß du ihr, auf eine ſo liſtige Art, durch die Vermittelung eines Feindes unſerer Geſellſchaft, ein Buch in die Haͤnde ſpieleſt, welches ſie von einem andern nicht wuͤrde angenommen haben, und ohne Frucht nicht leſen kan? Jch geſtehe unſere Bruͤder in Bedlam haben es dir uͤbel genommen, daß du an ſie nicht gedacht, und ihnen nicht die Ehre gegoͤnnet haſt, durch die Bekanntmachung deines mathemati- ſchen Verſuchs in Engelland unſer Reich zu er- weitern: Allein ſie haben endlich begriffen, daß der Weg, den du erwehlet haſt, der beſte ſey, und wer- den (*) An Herrn Clarck.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/508
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/508>, abgerufen am 16.07.2024.