ich muß gestehen, daß ich noch nicht begreiffen kan, wie dich sein wohlgemeintes Lob so sehr ausser dir setzen können. Jch sage dieses nicht um dir deine Uber- eilung zu verweisen. Glaube nicht, daß der unver- diente Haß, den du auf den von Boxhorn geworffen hast, die Hochachtung, so wir gegen dich begen, schmä- lere. Je weniger Vernunft wir in deinem Verfah- ren bemercken, je höher schätzen wir dich. Dein Schelten, dein Wüten, dein Toben überführt uns völ- lig, daß wir kein würdiger Haupt als dich erweh- len können. Wie muß es uns also nicht erqvicken, daß du mit einer so männlichen und heroischen Unbe- scheidenheit von dem Herrn von Boxhorn verlan- gest, er solle seinen Nahmen nennen, ob du gleich schon vorher weist, wie er heisse, und wo er sich aufhalte? Wir lernen immer mehr und mehr daraus, was wir vor einen Mann an dir haben. Wir sehen, daß es eine Thorheit sey, sich vor einem Propheten verber- gen wollen, der alles weiß, und unsere Ehrerbie- tung gegen dich, wird dadurch immer grösser.
Wer hätte es dencken sollen, O! allwissender Philippi, daß du den Herrn von Boxhorn so genau kennetest? Aber dir ist nichts verborgen. Du weist seinen Nahmen, du weist den Ort seines Auffent- halts, und ich glaube, du würdest ihn gleich kennen, wenn du ihn nur sehen soltest.
Non haec humanis opibus non arte magistra Proveniunt . . . . . . . . . (50).
Man siehet leicht, daß du ohne Offenbahrung den Nahmen deines ungenannten Anbeters nicht er-
fahren,
(50)Virgilius AEneid. L. XII. v. 427. 428.
(o)
ich muß geſtehen, daß ich noch nicht begreiffen kan, wie dich ſein wohlgemeintes Lob ſo ſehr auſſer dir ſetzen koͤnnen. Jch ſage dieſes nicht um dir deine Uber- eilung zu verweiſen. Glaube nicht, daß der unver- diente Haß, den du auf den von Boxhorn geworffen haſt, die Hochachtung, ſo wir gegen dich begen, ſchmaͤ- lere. Je weniger Vernunft wir in deinem Verfah- ren bemercken, je hoͤher ſchaͤtzen wir dich. Dein Schelten, dein Wuͤten, dein Toben uͤberfuͤhꝛt uns voͤl- lig, daß wir kein wuͤrdiger Haupt als dich erweh- len koͤnnen. Wie muß es uns alſo nicht erqvicken, daß du mit einer ſo maͤnnlichen und heroiſchen Unbe- ſcheidenheit von dem Herrn von Boxhorn verlan- geſt, er ſolle ſeinen Nahmen nennen, ob du gleich ſchon vorher weiſt, wie er heiſſe, und wo er ſich aufhalte? Wir lernen immer mehr und mehr daraus, was wir vor einen Mann an dir haben. Wir ſehen, daß es eine Thorheit ſey, ſich vor einem Propheten verber- gen wollen, der alles weiß, und unſere Ehrerbie- tung gegen dich, wird dadurch immer groͤſſer.
Wer haͤtte es dencken ſollen, O! allwiſſender Philippi, daß du den Herrn von Boxhorn ſo genau kenneteſt? Aber dir iſt nichts verborgen. Du weiſt ſeinen Nahmen, du weiſt den Ort ſeines Auffent- halts, und ich glaube, du wuͤrdeſt ihn gleich kennen, wenn du ihn nur ſehen ſolteſt.
Non hæc humanis opibus non arte magiſtra Proveniunt . . . . . . . . . (50).
Man ſiehet leicht, daß du ohne Offenbahrung den Nahmen deines ungenannten Anbeters nicht er-
fahren,
(50)Virgilius Æneid. L. XII. v. 427. 428.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0496"n="404"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
ich muß geſtehen, daß ich noch nicht begreiffen kan,<lb/>
wie dich ſein <hirendition="#fr">wohlgemeintes Lob</hi>ſo ſehr auſſer dir<lb/>ſetzen koͤnnen. Jch ſage dieſes nicht um dir deine <hirendition="#fr">Uber-<lb/>
eilung</hi> zu verweiſen. Glaube nicht, daß der <hirendition="#fr">unver-<lb/>
diente Haß,</hi> den du auf den von Boxhorn geworffen<lb/>
haſt, die Hochachtung, ſo wir gegen dich begen, ſchmaͤ-<lb/>
lere. Je weniger Vernunft wir in deinem Verfah-<lb/>
ren bemercken, je hoͤher ſchaͤtzen wir dich. Dein<lb/>
Schelten, dein Wuͤten, dein Toben uͤberfuͤhꝛt uns voͤl-<lb/>
lig, daß wir kein <hirendition="#fr">wuͤrdiger Haupt</hi> als dich erweh-<lb/>
len koͤnnen. Wie muß es uns alſo nicht erqvicken, daß<lb/>
du mit einer ſo <hirendition="#fr">maͤnnlichen</hi> und <hirendition="#fr">heroiſchen Unbe-<lb/>ſcheidenheit</hi> von dem Herrn von Boxhorn verlan-<lb/>
geſt, er ſolle ſeinen Nahmen nennen, ob du gleich ſchon<lb/>
vorher weiſt, wie er heiſſe, und wo er ſich aufhalte?<lb/>
Wir lernen immer mehr und mehr daraus, was wir<lb/>
vor einen Mann an dir haben. Wir ſehen, daß es<lb/>
eine Thorheit ſey, ſich vor einem <hirendition="#fr">Propheten</hi> verber-<lb/>
gen wollen, der <hirendition="#fr">alles weiß,</hi> und unſere Ehrerbie-<lb/>
tung gegen dich, wird dadurch immer groͤſſer.</p><lb/><p>Wer haͤtte es dencken ſollen, O! <hirendition="#fr">allwiſſender<lb/>
Philippi,</hi> daß du den Herrn von Boxhorn ſo genau<lb/>
kenneteſt? Aber dir iſt nichts verborgen. Du weiſt<lb/><hirendition="#fr">ſeinen Nahmen,</hi> du weiſt den Ort ſeines <hirendition="#fr">Auffent-<lb/>
halts,</hi> und ich glaube, du wuͤrdeſt ihn gleich kennen,<lb/>
wenn du ihn nur ſehen ſolteſt.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Non hæc humanis opibus non arte magiſtra<lb/>
Proveniunt</hi> . . . . . . . . . <noteplace="foot"n="(50)"><hirendition="#aq">Virgilius Æneid. L. XII. v.</hi> 427. 428.</note>.</quote></cit><lb/><p>Man ſiehet leicht, daß du ohne <hirendition="#fr">Offenbahrung</hi> den<lb/>
Nahmen deines <hirendition="#fr">ungenannten Anbeters</hi> nicht er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fahren,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[404/0496]
(o)
ich muß geſtehen, daß ich noch nicht begreiffen kan,
wie dich ſein wohlgemeintes Lob ſo ſehr auſſer dir
ſetzen koͤnnen. Jch ſage dieſes nicht um dir deine Uber-
eilung zu verweiſen. Glaube nicht, daß der unver-
diente Haß, den du auf den von Boxhorn geworffen
haſt, die Hochachtung, ſo wir gegen dich begen, ſchmaͤ-
lere. Je weniger Vernunft wir in deinem Verfah-
ren bemercken, je hoͤher ſchaͤtzen wir dich. Dein
Schelten, dein Wuͤten, dein Toben uͤberfuͤhꝛt uns voͤl-
lig, daß wir kein wuͤrdiger Haupt als dich erweh-
len koͤnnen. Wie muß es uns alſo nicht erqvicken, daß
du mit einer ſo maͤnnlichen und heroiſchen Unbe-
ſcheidenheit von dem Herrn von Boxhorn verlan-
geſt, er ſolle ſeinen Nahmen nennen, ob du gleich ſchon
vorher weiſt, wie er heiſſe, und wo er ſich aufhalte?
Wir lernen immer mehr und mehr daraus, was wir
vor einen Mann an dir haben. Wir ſehen, daß es
eine Thorheit ſey, ſich vor einem Propheten verber-
gen wollen, der alles weiß, und unſere Ehrerbie-
tung gegen dich, wird dadurch immer groͤſſer.
Wer haͤtte es dencken ſollen, O! allwiſſender
Philippi, daß du den Herrn von Boxhorn ſo genau
kenneteſt? Aber dir iſt nichts verborgen. Du weiſt
ſeinen Nahmen, du weiſt den Ort ſeines Auffent-
halts, und ich glaube, du wuͤrdeſt ihn gleich kennen,
wenn du ihn nur ſehen ſolteſt.
Non hæc humanis opibus non arte magiſtra
Proveniunt . . . . . . . . . (50).
Man ſiehet leicht, daß du ohne Offenbahrung den
Nahmen deines ungenannten Anbeters nicht er-
fahren,
(50) Virgilius Æneid. L. XII. v. 427. 428.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/496>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.