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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der Verschwei-
gung
seines Nahmens etwas tückisches und
böses zu schliessen. Sey versichert, daß dasjenige,
so ihm bewogen hat, seinen Nahmen der auf dich ge-
haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu lassen, nichts
anders gewesen, als eben die Demuth, die Ursache
ist, daß du diese Lob-Rede so übel aufgenommen, und
die Furcht, man möchte ihn, wenn er sich nennete, vor
einen Menschen halten, der dich aus unlautern und
eigennützigen Absichten, nicht aber ohne Hofnung
einiger Dancksagung und Belohnung lobe.

Wie wird es also den ehrlichen Manne nicht schmer-
tzen, wann er hören wird, daß du ihm die Verschwei-
gung seines Nahmens so übel auslegest, und ihn des-
fals vor einen Pasquillanten und & cetera geschol-
ten hast? Gewiß, er wird darüber um so viel empfindli-
cher seyn, je unschuldiger er sich in seinem Gewissen
weiß: Und ich kan ohne Grausen nicht daran geden-
cken, was wir hier vor ein Spectackel erleben wür
den, wenn er zugegen wäre. Die Schelt-Worte
mit welchen du ihn, ohne Ursache, angreifest, sind so
beschafen, daß kein rechtschaffener Mann sie leicht
verdauen kan, und sein Stand und seine Geburt
würden ihn also verbinden, einen so grossen
Schimpf
mit deinem Blute abzuwaschen. Er ist
ein gebohrner Edelmann, und du, als ein Doctor
Juris,
hast auch jura nobilium, und kanst, wenn es
dir beliebt, die Leute auf Degen und Pistolen aus-
fordern. (*) Bedencke demnach allerliebster Phi-
lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von
Boxhorn ist ungemein hitzig, und würden wir also,

wenn
(*) Er hat es auch würcklich gethan. Aber es ist ihm übel
bekommen.
C c

(o)
zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der Verſchwei-
gung
ſeines Nahmens etwas tuͤckiſches und
boͤſes zu ſchlieſſen. Sey verſichert, daß dasjenige,
ſo ihm bewogen hat, ſeinen Nahmen der auf dich ge-
haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu laſſen, nichts
anders geweſen, als eben die Demuth, die Urſache
iſt, daß du dieſe Lob-Rede ſo uͤbel aufgenommen, und
die Furcht, man moͤchte ihn, wenn er ſich nennete, vor
einen Menſchen halten, der dich aus unlautern und
eigennuͤtzigen Abſichten, nicht aber ohne Hofnung
einiger Danckſagung und Belohnung lobe.

Wie wird es alſo den ehrlichen Manne nicht ſchmer-
tzen, wann er hoͤren wird, daß du ihm die Verſchwei-
gung ſeines Nahmens ſo uͤbel auslegeſt, und ihn des-
fals vor einen Pasquillanten und & cetera geſchol-
ten haſt? Gewiß, er wird daruͤber um ſo viel empfindli-
cher ſeyn, je unſchuldiger er ſich in ſeinem Gewiſſen
weiß: Und ich kan ohne Grauſen nicht daran geden-
cken, was wir hier vor ein Spectackel erleben wuͤr
den, wenn er zugegen waͤre. Die Schelt-Worte
mit welchen du ihn, ohne Urſache, angreifeſt, ſind ſo
beſchafen, daß kein rechtſchaffener Mann ſie leicht
verdauen kan, und ſein Stand und ſeine Geburt
wuͤrden ihn alſo verbinden, einen ſo groſſen
Schimpf
mit deinem Blute abzuwaſchen. Er iſt
ein gebohrner Edelmann, und du, als ein Doctor
Juris,
haſt auch jura nobilium, und kanſt, wenn es
dir beliebt, die Leute auf Degen und Piſtolen aus-
fordern. (*) Bedencke demnach allerliebſter Phi-
lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von
Boxhorn iſt ungemein hitzig, und wuͤrden wir alſo,

wenn
(*) Er hat es auch wuͤrcklich gethan. Aber es iſt ihm uͤbel
bekommen.
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[401/0493] (o) zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der Verſchwei- gung ſeines Nahmens etwas tuͤckiſches und boͤſes zu ſchlieſſen. Sey verſichert, daß dasjenige, ſo ihm bewogen hat, ſeinen Nahmen der auf dich ge- haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu laſſen, nichts anders geweſen, als eben die Demuth, die Urſache iſt, daß du dieſe Lob-Rede ſo uͤbel aufgenommen, und die Furcht, man moͤchte ihn, wenn er ſich nennete, vor einen Menſchen halten, der dich aus unlautern und eigennuͤtzigen Abſichten, nicht aber ohne Hofnung einiger Danckſagung und Belohnung lobe. Wie wird es alſo den ehrlichen Manne nicht ſchmer- tzen, wann er hoͤren wird, daß du ihm die Verſchwei- gung ſeines Nahmens ſo uͤbel auslegeſt, und ihn des- fals vor einen Pasquillanten und & cetera geſchol- ten haſt? Gewiß, er wird daruͤber um ſo viel empfindli- cher ſeyn, je unſchuldiger er ſich in ſeinem Gewiſſen weiß: Und ich kan ohne Grauſen nicht daran geden- cken, was wir hier vor ein Spectackel erleben wuͤr den, wenn er zugegen waͤre. Die Schelt-Worte mit welchen du ihn, ohne Urſache, angreifeſt, ſind ſo beſchafen, daß kein rechtſchaffener Mann ſie leicht verdauen kan, und ſein Stand und ſeine Geburt wuͤrden ihn alſo verbinden, einen ſo groſſen Schimpf mit deinem Blute abzuwaſchen. Er iſt ein gebohrner Edelmann, und du, als ein Doctor Juris, haſt auch jura nobilium, und kanſt, wenn es dir beliebt, die Leute auf Degen und Piſtolen aus- fordern. (*) Bedencke demnach allerliebſter Phi- lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von Boxhorn iſt ungemein hitzig, und wuͤrden wir alſo, wenn (*) Er hat es auch wuͤrcklich gethan. Aber es iſt ihm uͤbel bekommen. C c

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/493>, abgerufen am 22.11.2024.