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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)

Allein, grosser Mann, eine heilige Ehrfurcht,
hält mich von einer vorwitzigen Ausgrübelung
deiner heiligen und verborgenen Absichten zurü-
cke. Jch weiß, daß nichts, als die Unbegreiflichkeit
und Dunckelheit
die Reden solcher Propheren,
als du,
schätzbar macht: Und es wäre eine strafbare
Verwegenheit, wenn ich mich unterfangen wolte, dei-
ne Weissagungen ihrer grösten Annehmlichkeit zu
berauben. Du weist am besten, theurer Philippi, ob
wir die hohen Geheimnisse, die in deinen Wor-
ten verborgen liegen, fassen können, oder nicht, und
wirst also schon wissen, wann es Zeit ist, uns mit ei-
nem grössern Lichte zu begnadigen.

Jch sehe, meine Brüder, die Ungedult, mit wel-
cher ihr diese frohe Stunde erwartet, aus euren Au-
gen hervor leuchten. Allein gebt euch zufrieden, und
freuet euch, daß der Hr. Prof. Philippi in seiner Ent-
zückung nicht durchgängig gleich hoch und dun-
ckel
geredet hat. Er wird gegen das Ende derselben
immer verständlicher.

In sese redit, atque hominis tandem ore lo-
cutus
(27).

Redet er nicht, indem er die übrigen, ihm im Gesich-
te
vorkommenden Gesetze unserer Gesellschaft von der
ledigen Decke unsers Saals ablieset, so deutlich und
umständlich von unserer Sorgfalt in Vermeidung
eines fruchtbaren Vortrags nützlicher Wahr-
heiten,
von unserer Bemühung fein natürlich zu
reden,
von unserm Verbot einer genauen Wahl
der Gedancken, eines richtigen Zusammen-

hangs
(27) Virgilius Georg Lib. IV. v. 444.
(o)

Allein, groſſer Mann, eine heilige Ehrfurcht,
haͤlt mich von einer vorwitzigen Ausgruͤbelung
deiner heiligen und verborgenen Abſichten zuruͤ-
cke. Jch weiß, daß nichts, als die Unbegreiflichkeit
und Dunckelheit
die Reden ſolcher Propheren,
als du,
ſchaͤtzbar macht: Und es waͤre eine ſtrafbare
Verwegenheit, wenn ich mich unterfangen wolte, dei-
ne Weiſſagungen ihrer groͤſten Annehmlichkeit zu
berauben. Du weiſt am beſten, theurer Philippi, ob
wir die hohen Geheimniſſe, die in deinen Wor-
ten verborgen liegen, faſſen koͤnnen, oder nicht, und
wirſt alſo ſchon wiſſen, wann es Zeit iſt, uns mit ei-
nem groͤſſern Lichte zu begnadigen.

Jch ſehe, meine Bruͤder, die Ungedult, mit wel-
cher ihr dieſe frohe Stunde erwartet, aus euren Au-
gen hervor leuchten. Allein gebt euch zufrieden, und
freuet euch, daß der Hr. Prof. Philippi in ſeiner Ent-
zuͤckung nicht durchgaͤngig gleich hoch und dun-
ckel
geredet hat. Er wird gegen das Ende derſelben
immer verſtaͤndlicher.

In ſeſe redit, atque hominis tandem ore lo-
cutus
(27).

Redet er nicht, indem er die uͤbrigen, ihm im Geſich-
te
vorkommenden Geſetze unſerer Geſellſchaft von der
ledigen Decke unſers Saals ablieſet, ſo deutlich und
umſtaͤndlich von unſerer Soꝛgfalt in Veꝛmeidung
eines fruchtbaren Vortrags nuͤtzlicheꝛ Wahr-
heiten,
von unſerer Bemuͤhung fein natuͤrlich zu
reden,
von unſerm Verbot einer genauen Wahl
der Gedancken, eines richtigen Zuſammen-

hangs
(27) Virgilius Georg Lib. IV. v. 444.
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[382/0474] (o) Allein, groſſer Mann, eine heilige Ehrfurcht, haͤlt mich von einer vorwitzigen Ausgruͤbelung deiner heiligen und verborgenen Abſichten zuruͤ- cke. Jch weiß, daß nichts, als die Unbegreiflichkeit und Dunckelheit die Reden ſolcher Propheren, als du, ſchaͤtzbar macht: Und es waͤre eine ſtrafbare Verwegenheit, wenn ich mich unterfangen wolte, dei- ne Weiſſagungen ihrer groͤſten Annehmlichkeit zu berauben. Du weiſt am beſten, theurer Philippi, ob wir die hohen Geheimniſſe, die in deinen Wor- ten verborgen liegen, faſſen koͤnnen, oder nicht, und wirſt alſo ſchon wiſſen, wann es Zeit iſt, uns mit ei- nem groͤſſern Lichte zu begnadigen. Jch ſehe, meine Bruͤder, die Ungedult, mit wel- cher ihr dieſe frohe Stunde erwartet, aus euren Au- gen hervor leuchten. Allein gebt euch zufrieden, und freuet euch, daß der Hr. Prof. Philippi in ſeiner Ent- zuͤckung nicht durchgaͤngig gleich hoch und dun- ckel geredet hat. Er wird gegen das Ende derſelben immer verſtaͤndlicher. In ſeſe redit, atque hominis tandem ore lo- cutus (27). Redet er nicht, indem er die uͤbrigen, ihm im Geſich- te vorkommenden Geſetze unſerer Geſellſchaft von der ledigen Decke unſers Saals ablieſet, ſo deutlich und umſtaͤndlich von unſerer Soꝛgfalt in Veꝛmeidung eines fruchtbaren Vortrags nuͤtzlicheꝛ Wahr- heiten, von unſerer Bemuͤhung fein natuͤrlich zu reden, von unſerm Verbot einer genauen Wahl der Gedancken, eines richtigen Zuſammen- hangs (27) Virgilius Georg Lib. IV. v. 444.

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/474>, abgerufen am 25.11.2024.