Allein, grosser Mann, eine heilige Ehrfurcht, hält mich von einer vorwitzigen Ausgrübelung deiner heiligen und verborgenen Absichten zurü- cke. Jch weiß, daß nichts, als die Unbegreiflichkeit und Dunckelheit die Reden solcher Propheren, als du, schätzbar macht: Und es wäre eine strafbare Verwegenheit, wenn ich mich unterfangen wolte, dei- ne Weissagungen ihrer grösten Annehmlichkeit zu berauben. Du weist am besten, theurer Philippi, ob wir die hohen Geheimnisse, die in deinen Wor- ten verborgen liegen, fassen können, oder nicht, und wirst also schon wissen, wann es Zeit ist, uns mit ei- nem grössern Lichte zu begnadigen.
Jch sehe, meine Brüder, die Ungedult, mit wel- cher ihr diese frohe Stunde erwartet, aus euren Au- gen hervor leuchten. Allein gebt euch zufrieden, und freuet euch, daß der Hr. Prof. Philippi in seiner Ent- zückung nicht durchgängig gleich hoch und dun- ckel geredet hat. Er wird gegen das Ende derselben immer verständlicher.
In sese redit, atque hominis tandem ore lo- cutus(27).
Redet er nicht, indem er die übrigen, ihm im Gesich- te vorkommenden Gesetze unserer Gesellschaft von der ledigen Decke unsers Saals ablieset, so deutlich und umständlich von unserer Sorgfalt in Vermeidung eines fruchtbaren Vortrags nützlicher Wahr- heiten, von unserer Bemühung fein natürlich zu reden, von unserm Verbot einer genauen Wahl der Gedancken, eines richtigen Zusammen-
hangs
(27)Virgilius Georg Lib. IV. v. 444.
(o)
Allein, groſſer Mann, eine heilige Ehrfurcht, haͤlt mich von einer vorwitzigen Ausgruͤbelung deiner heiligen und verborgenen Abſichten zuruͤ- cke. Jch weiß, daß nichts, als die Unbegreiflichkeit und Dunckelheit die Reden ſolcher Propheren, als du, ſchaͤtzbar macht: Und es waͤre eine ſtrafbare Verwegenheit, wenn ich mich unterfangen wolte, dei- ne Weiſſagungen ihrer groͤſten Annehmlichkeit zu berauben. Du weiſt am beſten, theurer Philippi, ob wir die hohen Geheimniſſe, die in deinen Wor- ten verborgen liegen, faſſen koͤnnen, oder nicht, und wirſt alſo ſchon wiſſen, wann es Zeit iſt, uns mit ei- nem groͤſſern Lichte zu begnadigen.
Jch ſehe, meine Bruͤder, die Ungedult, mit wel- cher ihr dieſe frohe Stunde erwartet, aus euren Au- gen hervor leuchten. Allein gebt euch zufrieden, und freuet euch, daß der Hr. Prof. Philippi in ſeiner Ent- zuͤckung nicht durchgaͤngig gleich hoch und dun- ckel geredet hat. Er wird gegen das Ende derſelben immer verſtaͤndlicher.
In ſeſe redit, atque hominis tandem ore lo- cutus(27).
Redet er nicht, indem er die uͤbrigen, ihm im Geſich- te vorkommenden Geſetze unſerer Geſellſchaft von der ledigen Decke unſers Saals ablieſet, ſo deutlich und umſtaͤndlich von unſerer Soꝛgfalt in Veꝛmeidung eines fruchtbaren Vortrags nuͤtzlicheꝛ Wahr- heiten, von unſerer Bemuͤhung fein natuͤrlich zu reden, von unſerm Verbot einer genauen Wahl der Gedancken, eines richtigen Zuſammen-
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(27)Virgilius Georg Lib. IV. v. 444.
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(o)
Allein, groſſer Mann, eine heilige Ehrfurcht,
haͤlt mich von einer vorwitzigen Ausgruͤbelung
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cke. Jch weiß, daß nichts, als die Unbegreiflichkeit
und Dunckelheit die Reden ſolcher Propheren,
als du, ſchaͤtzbar macht: Und es waͤre eine ſtrafbare
Verwegenheit, wenn ich mich unterfangen wolte, dei-
ne Weiſſagungen ihrer groͤſten Annehmlichkeit zu
berauben. Du weiſt am beſten, theurer Philippi, ob
wir die hohen Geheimniſſe, die in deinen Wor-
ten verborgen liegen, faſſen koͤnnen, oder nicht, und
wirſt alſo ſchon wiſſen, wann es Zeit iſt, uns mit ei-
nem groͤſſern Lichte zu begnadigen.
Jch ſehe, meine Bruͤder, die Ungedult, mit wel-
cher ihr dieſe frohe Stunde erwartet, aus euren Au-
gen hervor leuchten. Allein gebt euch zufrieden, und
freuet euch, daß der Hr. Prof. Philippi in ſeiner Ent-
zuͤckung nicht durchgaͤngig gleich hoch und dun-
ckel geredet hat. Er wird gegen das Ende derſelben
immer verſtaͤndlicher.
In ſeſe redit, atque hominis tandem ore lo-
cutus (27).
Redet er nicht, indem er die uͤbrigen, ihm im Geſich-
te vorkommenden Geſetze unſerer Geſellſchaft von der
ledigen Decke unſers Saals ablieſet, ſo deutlich und
umſtaͤndlich von unſerer Soꝛgfalt in Veꝛmeidung
eines fruchtbaren Vortrags nuͤtzlicheꝛ Wahr-
heiten, von unſerer Bemuͤhung fein natuͤrlich zu
reden, von unſerm Verbot einer genauen Wahl
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/474>, abgerufen am 25.11.2024.
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