können, je weiter sie von den Zeiten, da die alten Be- gebenheiten sich zugetragen haben, entfernet, und von den Afecten, die den Bericht der Alten ver- dächtig machen, frey sind.
Eine gegründete Furcht, deiner Bescheidenheit zu nahe zu treten, verbietet mir, grosser Philippi, mich weiter in die Betrachtung der ausserordentlichen Eigenschaften deiner Anmerckungen zu vertiefen. Jch übergehe also eine grosse Menge der darinn vorkommenden Schönheiten mit Stillschweigen, und sage nur noch kürtzlich, daß wir deine Thürin- gische Historie unter diejenigen Schriften zehlen, die unserer Gesellschaft die meiste Ehre bringen, und daß die beyden Glieder unserer Gesellschaft, die sich neulich durch ihre vortreflichen Anmerckungen über die Paßion, und über die Geschichte von der Zerstöhrung der Stadt Jerusalem berühmt gemacht haben, gegen dich vor Kinder in der ed- len und kleinen Geistern anständigen Schreib- Art zu achten sind.
Es ist uns demnach unbegreiflich, wie du auf die Gedancken gerathen können, wir hätten deiner Thü- ringischen Historie das Leben abgesprochen. Sie soll leben, theurer Philippi, und zu ewigen Zeiten eine Zierde unsers Bücher-Vorraths, und ein Vorwurf unserer Bewunderung seyn. Die tiefe Einsicht, die du in die Vortreflichkeit deiner eigenen Schriften hast, wird dich überzeugen, daß dieses keine Complimente sind, und wir haben also die grö- ste Ursache von der Welt, alles was du von unserm ersten Gesetze sagest, deine Klagen über den von Boxhorn, und deine Sorge vor deine Thüringi-
sche
(o)
koͤnnen, je weiter ſie von den Zeiten, da die alten Be- gebenheiten ſich zugetragen haben, entfernet, und von den Afecten, die den Bericht der Alten ver- daͤchtig machen, frey ſind.
Eine gegruͤndete Furcht, deiner Beſcheidenheit zu nahe zu treten, verbietet mir, groſſer Philippi, mich weiter in die Betrachtung der auſſerordentlichen Eigenſchaften deiner Anmerckungen zu vertiefen. Jch uͤbergehe alſo eine groſſe Menge der darinn vorkommenden Schoͤnheiten mit Stillſchweigen, und ſage nur noch kuͤrtzlich, daß wir deine Thuͤrin- giſche Hiſtorie unter diejenigen Schriften zehlen, die unſerer Geſellſchaft die meiſte Ehre bringen, und daß die beyden Glieder unſerer Geſellſchaft, die ſich neulich durch ihre vortreflichen Anmerckungen uͤber die Paßion, und uͤber die Geſchichte von der Zerſtoͤhrung der Stadt Jeruſalem beruͤhmt gemacht haben, gegen dich vor Kinder in der ed- len und kleinen Geiſtern anſtaͤndigen Schreib- Art zu achten ſind.
Es iſt uns demnach unbegreiflich, wie du auf die Gedancken gerathen koͤnnen, wir haͤtten deiner Thuͤ- ringiſchen Hiſtorie das Leben abgeſprochen. Sie ſoll leben, theurer Philippi, und zu ewigen Zeiten eine Zierde unſers Buͤcher-Vorraths, und ein Vorwurf unſerer Bewunderung ſeyn. Die tiefe Einſicht, die du in die Vortreflichkeit deiner eigenen Schriften haſt, wird dich uͤberzeugen, daß dieſes keine Complimente ſind, und wir haben alſo die groͤ- ſte Urſache von der Welt, alles was du von unſerm erſten Geſetze ſageſt, deine Klagen uͤber den von Boxhorn, und deine Sorge vor deine Thuͤringi-
ſche
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koͤnnen, je weiter ſie von den Zeiten, da die alten Be-
gebenheiten ſich zugetragen haben, entfernet, und
von den Afecten, die den Bericht der Alten ver-
daͤchtig machen, frey ſind.
Eine gegruͤndete Furcht, deiner Beſcheidenheit zu
nahe zu treten, verbietet mir, groſſer Philippi, mich
weiter in die Betrachtung der auſſerordentlichen
Eigenſchaften deiner Anmerckungen zu vertiefen.
Jch uͤbergehe alſo eine groſſe Menge der darinn
vorkommenden Schoͤnheiten mit Stillſchweigen,
und ſage nur noch kuͤrtzlich, daß wir deine Thuͤrin-
giſche Hiſtorie unter diejenigen Schriften zehlen,
die unſerer Geſellſchaft die meiſte Ehre bringen, und
daß die beyden Glieder unſerer Geſellſchaft, die
ſich neulich durch ihre vortreflichen Anmerckungen
uͤber die Paßion, und uͤber die Geſchichte von
der Zerſtoͤhrung der Stadt Jeruſalem beruͤhmt
gemacht haben, gegen dich vor Kinder in der ed-
len und kleinen Geiſtern anſtaͤndigen Schreib-
Art zu achten ſind.
Es iſt uns demnach unbegreiflich, wie du auf die
Gedancken gerathen koͤnnen, wir haͤtten deiner Thuͤ-
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ſoll leben, theurer Philippi, und zu ewigen Zeiten eine
Zierde unſers Buͤcher-Vorraths, und ein Vorwurf
unſerer Bewunderung ſeyn. Die tiefe Einſicht,
die du in die Vortreflichkeit deiner eigenen
Schriften haſt, wird dich uͤberzeugen, daß dieſes
keine Complimente ſind, und wir haben alſo die groͤ-
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erſten Geſetze ſageſt, deine Klagen uͤber den von
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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