get werden, die Würde, welche sie ausser unserer Gesell- schaft bekleiden, samt den ihnen zukommenden Titeln? Sie bleiben darum eben so wohl Regenten, Priester, Rechtsgelehrte, Advocaten, Aertzte und Weltweise, als Du, ungeachtet wir dich zu unserm Haupt erkoh- ren haben, ein ausserordentlicher Bekenner der deutschen Beredsamkeit auf der Universität Halle bleibest, und bleiben würdest; wenn auch gleich der dir allergnädigst geschenckten Professur der deutschen Elo- quentz, zu völliger Vollkommenheit, eine allergnä- digste Königliche Besoldung nicht mehr fehlte (10). Was wunderst du dich dann, O wunderbarer Philippi! daß unsere Gesellschaft im Lehr-Wehr- und Nehr-Stand die ihrigen hat? Zum wenigsten deucht mich, du habest nicht Ursache darüber zu erstau- nen, daß auch Weltweise und Advocaten unter uns anzutrefen sind, weil du ja selbst als ein grosser Weltweiser und immatriculirter Advocat "Strenuus ac fortis, causisque Philippus agendis "Clarus . . . . . . . . . (11) unserer Gesellschaft den grösten Glantz giebst. Wir hätten vielmehr Ursache, über deine Erstaunung, und die bedencklichen Ausdrückungen, mit welchen du die- selbe an den Tag legest, zu erstaunen, wenn wir nicht wüsten, daß der Caracter eines kleinen Geistes alles, was nur Verwunderungs- und Erstaunens- würdiges zu erdencken ist, in sich schliesset.
Wir
(10) S. die Zueignungs-Schrift der Thüringischen Historie.
(11)Horat. Lib. I. Epist. 7.
(o)
get werden, die Wuͤrde, welche ſie auſſeꝛ unſeꝛer Geſell- ſchaft bekleiden, ſamt den ihnen zukommenden Titeln? Sie bleiben darum eben ſo wohl Regenten, Prieſter, Rechtsgelehrte, Advocaten, Aertzte und Weltweiſe, als Du, ungeachtet wir dich zu unſerm Haupt erkoh- ren haben, ein auſſerordentlicher Bekenner der deutſchen Beredſamkeit auf der Univerſitaͤt Halle bleibeſt, und bleiben wuͤrdeſt; wenn auch gleich der dir allergnaͤdigſt geſchenckten Profeſſur der deutſchẽ Elo- quentz, zu voͤlligeꝛ Vollkommenheit, eine alleꝛgnaͤ- digſte Koͤnigliche Beſoldung nicht mehr fehlte (10). Was wunderſt du dich dann, O wunderbarer Philippi! daß unſere Geſellſchaft im Lehr-Wehr- und Nehr-Stand die ihrigen hat? Zum wenigſten deucht mich, du habeſt nicht Urſache daruͤber zu eꝛſtau- nen, daß auch Weltweiſe und Advocaten unter uns anzutrefen ſind, weil du ja ſelbſt als ein groſſer Weltweiſer und immatriculirter Advocat „Strenuus ac fortis, cauſisque Philippus agendis „Clarus . . . . . . . . . (11) unſerer Geſellſchaft den groͤſten Glantz giebſt. Wir haͤtten vielmehr Urſache, uͤber deine Erſtaunung, und die bedencklichen Ausdruͤckungen, mit welchen du die- ſelbe an den Tag legeſt, zu erſtaunen, wenn wir nicht wuͤſten, daß der Caracter eines kleinen Geiſtes alles, was nur Verwunderungs- und Erſtaunens- wuͤrdiges zu erdencken iſt, in ſich ſchlieſſet.
Wir
(10) S. die Zueignungs-Schrift der Thuͤringiſchen Hiſtorie.
(11)Horat. Lib. I. Epiſt. 7.
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get werden, die Wuͤrde, welche ſie auſſeꝛ unſeꝛer Geſell-
ſchaft bekleiden, ſamt den ihnen zukommenden Titeln?
Sie bleiben darum eben ſo wohl Regenten, Prieſter,
Rechtsgelehrte, Advocaten, Aertzte und Weltweiſe,
als Du, ungeachtet wir dich zu unſerm Haupt erkoh-
ren haben, ein auſſerordentlicher Bekenner der
deutſchen Beredſamkeit auf der Univerſitaͤt Halle
bleibeſt, und bleiben wuͤrdeſt; wenn auch gleich der dir
allergnaͤdigſt geſchenckten Profeſſur der deutſchẽ Elo-
quentz, zu voͤlligeꝛ Vollkommenheit, eine alleꝛgnaͤ-
digſte Koͤnigliche Beſoldung nicht mehr fehlte (10).
Was wunderſt du dich dann, O wunderbarer
Philippi! daß unſere Geſellſchaft im Lehr-Wehr-
und Nehr-Stand die ihrigen hat? Zum wenigſten
deucht mich, du habeſt nicht Urſache daruͤber zu eꝛſtau-
nen, daß auch Weltweiſe und Advocaten unter uns
anzutrefen ſind, weil du ja ſelbſt als ein groſſer
Weltweiſer und immatriculirter Advocat
„Strenuus ac fortis, cauſisque Philippus
agendis
„Clarus . . . . . . . . . (11)
unſerer Geſellſchaft den groͤſten Glantz giebſt. Wir
haͤtten vielmehr Urſache, uͤber deine Erſtaunung, und
die bedencklichen Ausdruͤckungen, mit welchen du die-
ſelbe an den Tag legeſt, zu erſtaunen, wenn wir nicht
wuͤſten, daß der Caracter eines kleinen Geiſtes
alles, was nur Verwunderungs- und Erſtaunens-
wuͤrdiges zu erdencken iſt, in ſich ſchlieſſet.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/458>, abgerufen am 25.11.2024.
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