Furcht, Angst, Schrecken und Bekümmerniß, die ihr in eurem Hertzen empfindet, und ich aus eurem fin- stern Gesichte lesen kan, stillen, und euch fähig machen, dasjenige Vergnügen, welches die Gegenwart des Hn. Prof. Philippi allen, die es mit unserer Gesell- schaft redlich meinen, natürlicher Weise geben muß, in seiner grösten Reinigkeit zu kosten.
Wofern mich meine Augen nicht triegen, so neh- me ich in den eurigen eine Veränderung wahr, die mich glauben macht, meine wohlgemeinte und pflicht- mäßige Erinnerung sey nicht ohne Frucht gewesen. Jhr erhebet eure Häupter, und lasset die liebreich- sten Blicke auf das neue und würdige Haupt unser Gesellschaft schiessen, dessen sichtbaren Ge- genwart wir heute erst gewürdiget werden. Eure Lip- pen regen sich auf eine so angenehme Art, daß ich nicht anders dencken kan, als daß ihr bey euch selbst den fro- hen Ausruf des von Boxhorn murmelt, von welchen uns noch die Ohren gellen. Jch bitte euch, thut eurem Triebe keine Gewalt. Erhebet eure Stimme, und be- willkommet den Hn. Prof. Philippi mit einem lauten Freuden-Geschrey. Alsdann werde ich erkennen, daß euer Hertz rechtschaffen sey . . . . . (5) Siehe, theurer Philippi, wie wir gegen dich gesinnet sind. Spotte, schilt, höhne uns aus, so viel, und lange es dir beliebt. Drohe, poltere, wüte, tobe, ver- stelle deine Gebärde, daß wir alle vor deinem Anblick
erschrecken:
(5) Hier schrien sie alle: Es lebe der Hr. Prof. Philippi, hoch! mit solchem Eyfer, daß ich ihnen dreymahl win- cken, und viermahl mit dem Fuß stampfen muste, ehe sie aufhören wolten. Der Leser bliebe die philippische Natürlichkeit dieser Stelle meiner Rede zu mercken.
Z 4
(o)
Furcht, Angſt, Schrecken und Bekuͤmmerniß, die ihr in eurem Hertzen empfindet, und ich aus eurem fin- ſtern Geſichte leſen kan, ſtillen, und euch faͤhig machen, dasjenige Vergnuͤgen, welches die Gegenwart des Hn. Prof. Philippi allen, die es mit unſerer Geſell- ſchaft redlich meinen, natuͤrlicher Weiſe geben muß, in ſeiner groͤſten Reinigkeit zu koſten.
Wofern mich meine Augen nicht triegen, ſo neh- me ich in den eurigen eine Veraͤnderung wahr, die mich glauben macht, meine wohlgemeinte und pflicht- maͤßige Erinnerung ſey nicht ohne Frucht geweſen. Jhr erhebet eure Haͤupter, und laſſet die liebreich- ſten Blicke auf das neue und wuͤrdige Haupt unſer Geſellſchaft ſchieſſen, deſſen ſichtbaren Ge- genwart wir heute erſt gewuͤrdiget werden. Eure Lip- pen regen ſich auf eine ſo angenehme Art, daß ich nicht anders dencken kan, als daß ihr bey euch ſelbſt den fro- hen Ausruf des von Boxhorn murmelt, von welchen uns noch die Ohren gellen. Jch bitte euch, thut eurem Triebe keine Gewalt. Erhebet eure Stimme, und be- willkommet den Hn. Prof. Philippi mit einem lauten Freuden-Geſchrey. Alsdann werde ich erkennen, daß euer Hertz rechtſchaffen ſey . . . . . (5) Siehe, theurer Philippi, wie wir gegen dich geſinnet ſind. Spotte, ſchilt, hoͤhne uns aus, ſo viel, und lange es dir beliebt. Drohe, poltere, wuͤte, tobe, ver- ſtelle deine Gebaͤrde, daß wir alle vor deinem Anblick
erſchrecken:
(5) Hier ſchrien ſie alle: Es lebe der Hr. Prof. Philippi, hoch! mit ſolchem Eyfer, daß ich ihnen dreymahl win- cken, und viermahl mit dem Fuß ſtampfen muſte, ehe ſie aufhoͤren wolten. Der Leſer bliebe die philippiſche Natuͤrlichkeit dieſer Stelle meiner Rede zu mercken.
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0451"n="359"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
Furcht, Angſt, Schrecken und Bekuͤmmerniß, die ihr<lb/>
in eurem Hertzen empfindet, und ich aus eurem fin-<lb/>ſtern Geſichte leſen kan, ſtillen, und euch faͤhig machen,<lb/>
dasjenige Vergnuͤgen, welches die Gegenwart des<lb/>
Hn. Prof. Philippi allen, die es mit unſerer Geſell-<lb/>ſchaft redlich meinen, natuͤrlicher Weiſe geben muß,<lb/>
in ſeiner groͤſten Reinigkeit zu koſten.</p><lb/><p>Wofern mich meine Augen nicht triegen, ſo neh-<lb/>
me ich in den eurigen eine Veraͤnderung wahr, die<lb/>
mich glauben macht, meine wohlgemeinte und pflicht-<lb/>
maͤßige Erinnerung ſey nicht ohne Frucht geweſen.<lb/>
Jhr erhebet eure Haͤupter, und laſſet die <hirendition="#fr">liebreich-<lb/>ſten Blicke</hi> auf das <hirendition="#fr">neue und wuͤrdige Haupt<lb/>
unſer Geſellſchaft</hi>ſchieſſen, deſſen ſichtbaren Ge-<lb/>
genwart wir heute erſt gewuͤrdiget werden. Eure Lip-<lb/>
pen regen ſich auf eine ſo angenehme Art, daß ich nicht<lb/>
anders dencken kan, als daß ihr bey euch ſelbſt den fro-<lb/>
hen Ausruf des von Boxhorn murmelt, von welchen<lb/>
uns noch die Ohren gellen. Jch bitte euch, thut eurem<lb/>
Triebe keine Gewalt. Erhebet eure Stimme, und be-<lb/>
willkommet den Hn. Prof. Philippi mit einem lauten<lb/>
Freuden-Geſchrey. Alsdann werde ich erkennen, daß<lb/>
euer Hertz rechtſchaffen ſey . . . . . <noteplace="foot"n="(5)">Hier ſchrien ſie alle: <hirendition="#fr">Es lebe der Hr. Prof. Philippi,<lb/>
hoch!</hi> mit ſolchem Eyfer, daß ich ihnen dreymahl win-<lb/>
cken, und viermahl mit dem Fuß ſtampfen muſte, ehe<lb/>ſie aufhoͤren wolten. Der Leſer bliebe die philippiſche<lb/>
Natuͤrlichkeit dieſer Stelle meiner Rede zu mercken.</note><lb/>
Siehe, theurer Philippi, wie wir gegen dich geſinnet<lb/>ſind. Spotte, ſchilt, hoͤhne uns aus, ſo viel, und<lb/>
lange es dir beliebt. Drohe, poltere, wuͤte, tobe, ver-<lb/>ſtelle deine Gebaͤrde, daß wir alle vor deinem Anblick<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">erſchrecken:</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[359/0451]
(o)
Furcht, Angſt, Schrecken und Bekuͤmmerniß, die ihr
in eurem Hertzen empfindet, und ich aus eurem fin-
ſtern Geſichte leſen kan, ſtillen, und euch faͤhig machen,
dasjenige Vergnuͤgen, welches die Gegenwart des
Hn. Prof. Philippi allen, die es mit unſerer Geſell-
ſchaft redlich meinen, natuͤrlicher Weiſe geben muß,
in ſeiner groͤſten Reinigkeit zu koſten.
Wofern mich meine Augen nicht triegen, ſo neh-
me ich in den eurigen eine Veraͤnderung wahr, die
mich glauben macht, meine wohlgemeinte und pflicht-
maͤßige Erinnerung ſey nicht ohne Frucht geweſen.
Jhr erhebet eure Haͤupter, und laſſet die liebreich-
ſten Blicke auf das neue und wuͤrdige Haupt
unſer Geſellſchaft ſchieſſen, deſſen ſichtbaren Ge-
genwart wir heute erſt gewuͤrdiget werden. Eure Lip-
pen regen ſich auf eine ſo angenehme Art, daß ich nicht
anders dencken kan, als daß ihr bey euch ſelbſt den fro-
hen Ausruf des von Boxhorn murmelt, von welchen
uns noch die Ohren gellen. Jch bitte euch, thut eurem
Triebe keine Gewalt. Erhebet eure Stimme, und be-
willkommet den Hn. Prof. Philippi mit einem lauten
Freuden-Geſchrey. Alsdann werde ich erkennen, daß
euer Hertz rechtſchaffen ſey . . . . . (5)
Siehe, theurer Philippi, wie wir gegen dich geſinnet
ſind. Spotte, ſchilt, hoͤhne uns aus, ſo viel, und
lange es dir beliebt. Drohe, poltere, wuͤte, tobe, ver-
ſtelle deine Gebaͤrde, daß wir alle vor deinem Anblick
erſchrecken:
(5) Hier ſchrien ſie alle: Es lebe der Hr. Prof. Philippi,
hoch! mit ſolchem Eyfer, daß ich ihnen dreymahl win-
cken, und viermahl mit dem Fuß ſtampfen muſte, ehe
ſie aufhoͤren wolten. Der Leſer bliebe die philippiſche
Natuͤrlichkeit dieſer Stelle meiner Rede zu mercken.
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/451>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.