Diese Muthmassung ist sehr wahrschein- lich, und ich werde noch mehr darinn bestärcket, wenn ich die Kappen mit den Anmerckun- gen zu dem Fündel-Kinde zusammen halte. Kein Rabe ist dem andern so ähnlich, als diese beyde Schriften. Zwar hat man es in den Anmerckungen über das Fündel-Kind so arg nicht gemacht, als in den Kappen: Aber diese Anmerckungen musten auch etwas er- träglicher seyn, als die Kappen. Dieses er- forderten die Regeln der Klugheit; weil sonst die Welt den Betrug gar zu bald gemerckt ha- ben würde. Jndessen haben sich die Spötter auch in den Anmerckungen über das Fün- del-Kind nicht so sehr verstellen können, daß man ihre Schalckheit nicht mercken sollte. Die possierliche Vorrede, die läppischen Spöttereyen, und noch viele andere bedenckli- che Ausdrückungen, die dem Hrn. Prof. Phi- lippi wenig Ehre bringen, legen schon eine grosse Begierde an den Tag, den Herrn Prof. lächerlich zu machen. Will man aber noch eine deutlichere Probe von dieser bösen Ab- sicht haben, so betrachte man die elenden Knit- tel-Verse, welche die Urheber des Fündel- Kindes bey aller Gelegenheit, eben so wie in den Kappen geschehen, unter die kaltsinni- gen Spöttereyen mengen, welche sie in des Herrn Professor Philippi Namen vorbrin- gen. Sie werfen diesem ehrlichen Manne dadurch seine Reimsucht, auf eine hämi- sche Weise, vor, und geben allen Lesern, die
den
(o)
Dieſe Muthmaſſung iſt ſehr wahrſchein- lich, und ich werde noch mehr darinn beſtaͤrcket, wenn ich die Kappen mit den Anmerckun- gen zu dem Fuͤndel-Kinde zuſammen halte. Kein Rabe iſt dem andern ſo aͤhnlich, als dieſe beyde Schriften. Zwar hat man es in den Anmerckungen uͤber das Fuͤndel-Kind ſo arg nicht gemacht, als in den Kappen: Aber dieſe Anmerckungen muſten auch etwas er- traͤglicher ſeyn, als die Kappen. Dieſes er- forderten die Regeln der Klugheit; weil ſonſt die Welt den Betrug gar zu bald gemerckt ha- ben wuͤrde. Jndeſſen haben ſich die Spoͤtter auch in den Anmerckungen uͤber das Fuͤn- del-Kind nicht ſo ſehr verſtellen koͤnnen, daß man ihre Schalckheit nicht mercken ſollte. Die poſſierliche Vorrede, die laͤppiſchen Spoͤttereyen, und noch viele andere bedenckli- che Ausdruͤckungen, die dem Hrn. Prof. Phi- lippi wenig Ehre bringen, legen ſchon eine groſſe Begierde an den Tag, den Herrn Prof. laͤcherlich zu machen. Will man aber noch eine deutlichere Probe von dieſer boͤſen Ab- ſicht haben, ſo betrachte man die elenden Knit- tel-Verſe, welche die Urheber des Fuͤndel- Kindes bey aller Gelegenheit, eben ſo wie in den Kappen geſchehen, unter die kaltſinni- gen Spoͤttereyen mengen, welche ſie in des Herrn Profeſſor Philippi Namen vorbrin- gen. Sie werfen dieſem ehrlichen Manne dadurch ſeine Reimſucht, auf eine haͤmi- ſche Weiſe, vor, und geben allen Leſern, die
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Dieſe Muthmaſſung iſt ſehr wahrſchein-
lich, und ich werde noch mehr darinn beſtaͤrcket,
wenn ich die Kappen mit den Anmerckun-
gen zu dem Fuͤndel-Kinde zuſammen halte.
Kein Rabe iſt dem andern ſo aͤhnlich, als dieſe
beyde Schriften. Zwar hat man es in den
Anmerckungen uͤber das Fuͤndel-Kind ſo arg
nicht gemacht, als in den Kappen: Aber
dieſe Anmerckungen muſten auch etwas er-
traͤglicher ſeyn, als die Kappen. Dieſes er-
forderten die Regeln der Klugheit; weil ſonſt
die Welt den Betrug gar zu bald gemerckt ha-
ben wuͤrde. Jndeſſen haben ſich die Spoͤtter
auch in den Anmerckungen uͤber das Fuͤn-
del-Kind nicht ſo ſehr verſtellen koͤnnen, daß
man ihre Schalckheit nicht mercken ſollte.
Die poſſierliche Vorrede, die laͤppiſchen
Spoͤttereyen, und noch viele andere bedenckli-
che Ausdruͤckungen, die dem Hrn. Prof. Phi-
lippi wenig Ehre bringen, legen ſchon eine
groſſe Begierde an den Tag, den Herrn Prof.
laͤcherlich zu machen. Will man aber noch
eine deutlichere Probe von dieſer boͤſen Ab-
ſicht haben, ſo betrachte man die elenden Knit-
tel-Verſe, welche die Urheber des Fuͤndel-
Kindes bey aller Gelegenheit, eben ſo wie in
den Kappen geſchehen, unter die kaltſinni-
gen Spoͤttereyen mengen, welche ſie in des
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/418>, abgerufen am 25.11.2024.
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