IX. Jst es unglaublich, daß der Hr. Prof. Philippi das Hertz würde gehabt haben, zu leugnen, daß er gesagt: der König von Pohlen werde nimmer sterben. Seine Worte sind viel zu klar. Er spricht: "Es sey nunmehro dasjenige aus dem Wege geräumet, so dem" Könige den höchstverdienten Ruhm der Un-" sterblichkeit noch einigermassen streitig zu ma-" chen geschienen." Er redet also nicht von dem Ruhm des Königes, sondern von dem Kö- nige selbst. Denn der Ruhm des Königes würde doch unsterblich gewesen seyn, wenn auch das Uebel, wovon die Rede ist, nicht aus dem Wege geräumet worden: Und ein un- sterblicher Ruhm, und der Ruhm der Unsterb- lichkeit ist unmöglich einerley.
X. Mercke ich an, daß es eine grosse Verwe- genheit sey, daß man in den Kappen den Herrn Prof. Philippi als einen Mann vorstellet, der um die offenbahr kauderwelsche Redens-Art: entbehrlicher Rest, zu rechtfertigen, wohl so weit verfallen könne, daß er vorgebe; Rest bedeute bey uns auch ein Stück oder Theil. Gerade als wenn der Hr. Prof. Philippi seine Mutter-Sprache so wenig verstünde, daß er glaube man würde mercken was er haben wol- le, wenn er über Tisch spräche: Gebt mir einen Rest Brod, einen Rest Fleisch u. s. w. Ein Fenster Bier würde kaum lächerlicher lauten. Ein Rest ist freylich ein Theil; Aber ein jedes Theil eines Gantzen ist nicht gleich ein Rest. Der Verfasser des Briontes ist so gut gewesen,
und
(o)
IX. Jſt es unglaublich, daß der Hr. Prof. Philippi das Hertz wuͤrde gehabt haben, zu leugnen, daß er geſagt: der Koͤnig von Pohlen werde nimmer ſterben. Seine Worte ſind viel zu klar. Er ſpricht: “Es ſey nunmehro dasjenige aus dem Wege geraͤumet, ſo dem„ Koͤnige den hoͤchſtverdienten Ruhm der Un-„ ſterblichkeit noch einigermaſſen ſtreitig zu ma-„ chen geſchienen.“ Er redet alſo nicht von dem Ruhm des Koͤniges, ſondern von dem Koͤ- nige ſelbſt. Denn der Ruhm des Koͤniges wuͤrde doch unſterblich geweſen ſeyn, wenn auch das Uebel, wovon die Rede iſt, nicht aus dem Wege geraͤumet worden: Und ein un- ſterblicher Ruhm, und der Ruhm der Unſterb- lichkeit iſt unmoͤglich einerley.
X. Mercke ich an, daß es eine groſſe Verwe- genheit ſey, daß man in den Kappen den Herrn Prof. Philippi als einen Mann vorſtellet, der um die offenbahr kauderwelſche Redens-Art: entbehrlicher Reſt, zu rechtfertigen, wohl ſo weit verfallen koͤnne, daß er vorgebe; Reſt bedeute bey uns auch ein Stuͤck oder Theil. Gerade als wenn der Hr. Prof. Philippi ſeine Mutter-Sprache ſo wenig verſtuͤnde, daß er glaube man wuͤrde mercken was er haben wol- le, wenn er uͤber Tiſch ſpraͤche: Gebt mir einen Reſt Brod, einen Reſt Fleiſch u. ſ. w. Ein Fenſter Bier wuͤrde kaum laͤcherlicher lauten. Ein Reſt iſt freylich ein Theil; Aber ein jedes Theil eines Gantzen iſt nicht gleich ein Reſt. Der Verfaſſer des Briontes iſt ſo gut geweſen,
und
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IX. Jſt es unglaublich, daß der Hr. Prof.
Philippi das Hertz wuͤrde gehabt haben, zu
leugnen, daß er geſagt: der Koͤnig von Pohlen
werde nimmer ſterben. Seine Worte ſind
viel zu klar. Er ſpricht: “Es ſey nunmehro
dasjenige aus dem Wege geraͤumet, ſo dem„
Koͤnige den hoͤchſtverdienten Ruhm der Un-„
ſterblichkeit noch einigermaſſen ſtreitig zu ma-„
chen geſchienen.“ Er redet alſo nicht von
dem Ruhm des Koͤniges, ſondern von dem Koͤ-
nige ſelbſt. Denn der Ruhm des Koͤniges
wuͤrde doch unſterblich geweſen ſeyn, wenn
auch das Uebel, wovon die Rede iſt, nicht aus
dem Wege geraͤumet worden: Und ein un-
ſterblicher Ruhm, und der Ruhm der Unſterb-
lichkeit iſt unmoͤglich einerley.
X. Mercke ich an, daß es eine groſſe Verwe-
genheit ſey, daß man in den Kappen den Herrn
Prof. Philippi als einen Mann vorſtellet, der
um die offenbahr kauderwelſche Redens-Art:
entbehrlicher Reſt, zu rechtfertigen, wohl
ſo weit verfallen koͤnne, daß er vorgebe; Reſt
bedeute bey uns auch ein Stuͤck oder Theil.
Gerade als wenn der Hr. Prof. Philippi ſeine
Mutter-Sprache ſo wenig verſtuͤnde, daß er
glaube man wuͤrde mercken was er haben wol-
le, wenn er uͤber Tiſch ſpraͤche: Gebt mir einen
Reſt Brod, einen Reſt Fleiſch u. ſ. w. Ein
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/409>, abgerufen am 25.11.2024.
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