Hällische Gesang-Buch trotzet, und in seiner Noth ein Weihnacht-Lied anstimmet. Doch ich gehe weiter, und mercke nur noch dieses kürtzlich an, daß auch das eintzige Wört- lein: Tief! zeige, daß der Hr. Prof. Phi- lippi keinen Theil an der läppischen Parodie habe. Dieser berühmte Mann hat, in einer von seinen sechs deutschen Reden, so ge- lehrt, gründlich und scharfsinnig von dem Wörtlein: Hoch! gehandelt, daß es ein Wunder wäre, wenn er nicht solte gesehen haben, daß der Anhang: Tief! in dieser Parodie nicht das Gegentheil von dem Wort: Hoch! ausdrücken könne, in was vor einem Verstande man es auch nehme.
III. Jst es unglaublich, daß, wann der Herr Prof. Philippi würcklich Urheber der Kappen, er, nachdem er so böse und trotzig gethan, gleich darauf eine Entschuldigung würde vorgebracht haben, die so gut, als eine förmliche Beicht. Denn so lässt man ihn §. 11. sagen; Er habe die erste Rede vier Jahr vorher, ehe er Professor geworden gehalten, und ja in den vier Jahren in der Beredsamkeit zu nehmen können. Der Hr. Prof. Philip- pi würde unmöglich so geredet haben. Er hätte vorher gesehen, daß seine Feinde ihm gantz hönisch antworten würden. "Sie sähen wohl daß er, wie er seine erste Rede gehalten, noch" nicht weit in der Rede-Kunst gekommen ge-" wesen: Sie glaubten auch, daß er, wie er" sage, in vier Jahren an Beredsamkeit zu"
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Haͤlliſche Geſang-Buch trotzet, und in ſeiner Noth ein Weihnacht-Lied anſtimmet. Doch ich gehe weiter, und mercke nur noch dieſes kuͤrtzlich an, daß auch das eintzige Woͤrt- lein: Tief! zeige, daß der Hr. Prof. Phi- lippi keinen Theil an der laͤppiſchen Parodie habe. Dieſer beruͤhmte Mann hat, in einer von ſeinen ſechs deutſchen Reden, ſo ge- lehrt, gruͤndlich und ſcharfſinnig von dem Woͤrtlein: Hoch! gehandelt, daß es ein Wunder waͤre, wenn er nicht ſolte geſehen haben, daß der Anhang: Tief! in dieſer Parodie nicht das Gegentheil von dem Wort: Hoch! ausdruͤcken koͤnne, in was vor einem Verſtande man es auch nehme.
III. Jſt es unglaublich, daß, wann der Herr Prof. Philippi wuͤrcklich Urheber der Kappen, er, nachdem er ſo boͤſe und trotzig gethan, gleich darauf eine Entſchuldigung wuͤrde vorgebracht haben, die ſo gut, als eine foͤrmliche Beicht. Denn ſo laͤſſt man ihn §. 11. ſagen; Er habe die erſte Rede vier Jahr vorher, ehe er Profeſſor geworden gehalten, und ja in den vier Jahren in der Beredſamkeit zu nehmen koͤnnen. Der Hr. Prof. Philip- pi wuͤrde unmoͤglich ſo geredet haben. Er haͤtte vorher geſehen, daß ſeine Feinde ihm gantz hoͤniſch antworten wuͤrden. “Sie ſaͤhen wohl daß er, wie er ſeine erſte Rede gehalten, noch„ nicht weit in der Rede-Kunſt gekommen ge-„ weſen: Sie glaubten auch, daß er, wie er„ ſage, in vier Jahren an Beredſamkeit zu„
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Haͤlliſche Geſang-Buch trotzet, und in
ſeiner Noth ein Weihnacht-Lied anſtimmet.
Doch ich gehe weiter, und mercke nur noch
dieſes kuͤrtzlich an, daß auch das eintzige Woͤrt-
lein: Tief! zeige, daß der Hr. Prof. Phi-
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habe. Dieſer beruͤhmte Mann hat, in einer
von ſeinen ſechs deutſchen Reden, ſo ge-
lehrt, gruͤndlich und ſcharfſinnig von dem
Woͤrtlein: Hoch! gehandelt, daß es ein
Wunder waͤre, wenn er nicht ſolte geſehen
haben, daß der Anhang: Tief! in dieſer
Parodie nicht das Gegentheil von dem Wort:
Hoch! ausdruͤcken koͤnne, in was vor einem
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Kappen, er, nachdem er ſo boͤſe und trotzig
gethan, gleich darauf eine Entſchuldigung
wuͤrde vorgebracht haben, die ſo gut, als eine
foͤrmliche Beicht. Denn ſo laͤſſt man ihn
§. 11. ſagen; Er habe die erſte Rede vier Jahr
vorher, ehe er Profeſſor geworden gehalten,
und ja in den vier Jahren in der Beredſamkeit
zu nehmen koͤnnen. Der Hr. Prof. Philip-
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haͤtte vorher geſehen, daß ſeine Feinde ihm gantz
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daß er, wie er ſeine erſte Rede gehalten, noch„
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/399>, abgerufen am 25.11.2024.
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