Dieses be- gegnet kei- nem, der sonst Ver- dienste hat.
Wer nut sonst Verdienste hat, die ihn der Hochachtung seiner Mit-Bürger würdig ma- chen, dem wird es wenig an dem Ansehen scha- den, zu welchem er durch seine gute Auführung im gemeinen Leben gelanget ist, wenn ihm et- wan eine Schrift nicht geräth, und andere Ge- lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher er geschrieben, nicht recht verstanden hat. Dieses sind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche Nahme, und das Ansehen eines ehrlichen Man- nes nicht hänget. Man kan sie ihm vorwerfen, und aufs ärgste darüber spotten, ohne daß er sich beschweren könne, man nehme ihm seine Ehre, so lange man ihm nur seine andern guten Eigenschaften lässet. Es kan einer ein schlech- ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und dem gemeinen Wesen nützlicher Mann seyn. Es kan seine Schreib-Art unzierlich und ver- drießlich, hergegen sein Umgang manierlich und angenehm seyn. Es kan in seinem Buche eine grosse Unordnung herrschen; in seinem Hause aber alles wohl zustehen. Es kan seine Wissenschaft geringe, und seine Klugheit und Redlichkeit groß seyn. Mit einem Worte, er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver- hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort- zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen Mannes und guten Bürgers besitzen, und al- ler Ehren werth seyn.
Der Brion- tes schadet der Ehre des Hn.
Von dem Hn. Prof. Philippi insonderheit zu reden, so sehe ich nicht ab, wie seine Ehre durch die Spöttereyen seines Gegners geschmä-
lert
(o)
Dieſes be- gegnet kei- nem, der ſonſt Ver- dienſte hat.
Wer nut ſonſt Verdienſte hat, die ihn der Hochachtung ſeiner Mit-Buͤrger wuͤrdig ma- chen, dem wird es wenig an dem Anſehen ſcha- den, zu welchem er durch ſeine gute Aufuͤhrung im gemeinen Leben gelanget iſt, wenn ihm et- wan eine Schrift nicht geraͤth, und andere Ge- lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher er geſchrieben, nicht recht verſtanden hat. Dieſes ſind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche Nahme, und das Anſehen eines ehrlichen Man- nes nicht haͤnget. Man kan ſie ihm vorwerfen, und aufs aͤrgſte daruͤber ſpotten, ohne daß er ſich beſchweren koͤnne, man nehme ihm ſeine Ehre, ſo lange man ihm nur ſeine andern guten Eigenſchaften laͤſſet. Es kan einer ein ſchlech- ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und dem gemeinen Weſen nuͤtzlicher Mann ſeyn. Es kan ſeine Schreib-Art unzierlich und ver- drießlich, hergegen ſein Umgang manierlich und angenehm ſeyn. Es kan in ſeinem Buche eine groſſe Unordnung herrſchen; in ſeinem Hauſe aber alles wohl zuſtehen. Es kan ſeine Wiſſenſchaft geringe, und ſeine Klugheit und Redlichkeit groß ſeyn. Mit einem Worte, er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver- hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort- zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen Mannes und guten Buͤrgers beſitzen, und al- ler Ehren werth ſeyn.
Der Brion- tes ſchadet der Ehre des Hn.
Von dem Hn. Prof. Philippi inſonderheit zu reden, ſo ſehe ich nicht ab, wie ſeine Ehre durch die Spoͤttereyen ſeines Gegners geſchmaͤ-
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(o)
Wer nut ſonſt Verdienſte hat, die ihn der
Hochachtung ſeiner Mit-Buͤrger wuͤrdig ma-
chen, dem wird es wenig an dem Anſehen ſcha-
den, zu welchem er durch ſeine gute Aufuͤhrung
im gemeinen Leben gelanget iſt, wenn ihm et-
wan eine Schrift nicht geraͤth, und andere Ge-
lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher
er geſchrieben, nicht recht verſtanden hat.
Dieſes ſind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche
Nahme, und das Anſehen eines ehrlichen Man-
nes nicht haͤnget. Man kan ſie ihm vorwerfen,
und aufs aͤrgſte daruͤber ſpotten, ohne daß er
ſich beſchweren koͤnne, man nehme ihm ſeine
Ehre, ſo lange man ihm nur ſeine andern guten
Eigenſchaften laͤſſet. Es kan einer ein ſchlech-
ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und
dem gemeinen Weſen nuͤtzlicher Mann ſeyn.
Es kan ſeine Schreib-Art unzierlich und ver-
drießlich, hergegen ſein Umgang manierlich
und angenehm ſeyn. Es kan in ſeinem Buche
eine groſſe Unordnung herrſchen; in ſeinem
Hauſe aber alles wohl zuſtehen. Es kan ſeine
Wiſſenſchaft geringe, und ſeine Klugheit und
Redlichkeit groß ſeyn. Mit einem Worte,
er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver-
hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort-
zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen
Mannes und guten Buͤrgers beſitzen, und al-
ler Ehren werth ſeyn.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/356>, abgerufen am 25.11.2024.
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