hat, und in welcher er sagt: "Er habe durch das Anschauen dieses grossen Printzen ein Bild" bekommen, wie die Auserwehlten im ewigen" Leben durch das Anschauen GOttes am" höchsten werden beglückseeliget werden." Man kan nicht leugnen, daß dieses eine abge- schmackte Schmeicheley. Der Verfasser des Briontes durfte aber nicht gerade zu sagen, daß der Hr. Prof. Phlippi geschwärmet habe. Dieses wäre seinem Caracter nicht gemäß ge- wesen. Er lobt also den Hn. Prof. Philippi auch in diesem Stück. Er preiset ihn glückseelig: Aber auf eine so hämische Art, daß die schönen Sa- chen, die er dem Hn. Philippi sagt, diesem unglückseeligen Redner hoch genug zu ste- hen kommen. Seine wahre Absicht ist, durch ein verstelltes Lob die Thorheit, die er dem Hn. Philippi beymisset, so hoch zu treiben, daß sie handgreiflich, und dem Hn. Philippi selbst scheußlich werden möge. Zu dem Ende nen- net er es eine gemeine Rede, wenn Paulus sagt, es habe kein Auge gesehen, kein Ohr gehö- ret, und sey in keines Menschen Hertz kommen was GOtt bereitet hat, denen die ihn lieben. Er geht noch weiter, und verachtet diesen gros- sen Apostel gegen den Hn. Philippi. "Pau- lus, spricht er, sey biß in den dritten Himmel" entzückt worden, aber er sey so klug wieder ge-" kommen, als er hingegangen. Wenn dem" Hn. Philippi dieses Glück begegnen solte," würde er uns weit schönere Sachen erzehlen;" weil er aus dem blossen Anschauen seines"
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hat, und in welcher er ſagt: “Er habe durch das Anſchauen dieſes groſſen Printzen ein Bild„ bekommen, wie die Auserwehlten im ewigen„ Leben durch das Anſchauen GOttes am„ hoͤchſten werden begluͤckſeeliget werden.” Man kan nicht leugnen, daß dieſes eine abge- ſchmackte Schmeicheley. Der Verfaſſer des Briontes durfte aber nicht gerade zu ſagen, daß der Hr. Prof. Phlippi geſchwaͤrmet habe. Dieſes waͤre ſeinem Caracter nicht gemaͤß ge- weſen. Er lobt alſo den Hn. Prof. Philippi auch in dieſem Stuͤck. Er preiſet ihn gluͤckſeelig: Aber auf eine ſo haͤmiſche Art, daß die ſchoͤnen Sa- chen, die er dem Hn. Philippi ſagt, dieſem ungluͤckſeeligen Redner hoch genug zu ſte- hen kommen. Seine wahre Abſicht iſt, durch ein verſtelltes Lob die Thorheit, die er dem Hn. Philippi beymiſſet, ſo hoch zu treiben, daß ſie handgreiflich, und dem Hn. Philippi ſelbſt ſcheußlich werden moͤge. Zu dem Ende nen- net er es eine gemeine Rede, wenn Paulus ſagt, es habe kein Auge geſehen, kein Ohr gehoͤ- ret, und ſey in keines Menſchen Hertz kommen was GOtt bereitet hat, denen die ihn lieben. Er geht noch weiter, und verachtet dieſen groſ- ſen Apoſtel gegen den Hn. Philippi. “Pau- lus, ſpricht er, ſey biß in den dritten Himmel„ entzuͤckt worden, aber er ſey ſo klug wieder ge-„ kommen, als er hingegangen. Wenn dem„ Hn. Philippi dieſes Gluͤck begegnen ſolte,„ wuͤrde er uns weit ſchoͤnere Sachen erzehlen;„ weil er aus dem bloſſen Anſchauen ſeines„
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hoͤchſten werden begluͤckſeeliget werden.”
Man kan nicht leugnen, daß dieſes eine abge-
ſchmackte Schmeicheley. Der Verfaſſer des
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daß der Hr. Prof. Phlippi geſchwaͤrmet habe.
Dieſes waͤre ſeinem Caracter nicht gemaͤß ge-
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in dieſem Stuͤck. Er preiſet ihn gluͤckſeelig: Aber
auf eine ſo haͤmiſche Art, daß die ſchoͤnen Sa-
chen, die er dem Hn. Philippi ſagt, dieſem
ungluͤckſeeligen Redner hoch genug zu ſte-
hen kommen. Seine wahre Abſicht iſt, durch
ein verſtelltes Lob die Thorheit, die er dem Hn.
Philippi beymiſſet, ſo hoch zu treiben, daß ſie
handgreiflich, und dem Hn. Philippi ſelbſt
ſcheußlich werden moͤge. Zu dem Ende nen-
net er es eine gemeine Rede, wenn Paulus
ſagt, es habe kein Auge geſehen, kein Ohr gehoͤ-
ret, und ſey in keines Menſchen Hertz kommen
was GOtt bereitet hat, denen die ihn lieben.
Er geht noch weiter, und verachtet dieſen groſ-
ſen Apoſtel gegen den Hn. Philippi. “Pau-
lus, ſpricht er, ſey biß in den dritten Himmel„
entzuͤckt worden, aber er ſey ſo klug wieder ge-„
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/325>, abgerufen am 25.11.2024.
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