Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
zu thun, und ich sehe gern, wenn sie meine
Schrift nicht lesen.

Odi profanum vulgus, & arceo.
Horat. Lib. III. Od. I.

Jch bin nicht gedungen sie klug zu machen.
Doch will ich ihnen, aus gutem Hertzen ei-
nen Raht geben, dabey sie sich wohl befin-
den werden. Sie würden meiner Meinung
nach, klüglich handeln, wenn sie gar keine
Satyren lesen, oder doch wenigstens durch
ein unbesonnenes Urtheil ihre Schwäche
nicht verriethen. Die Schwachen, Einfäl-
tigen und Blöden müssen sich an ihren Ku-
bach
halten, und die Schwermüthigen wer-
den in Wudrians Creutz-Schule, und in
der Betrachtung der vier letzten Dinge mehr
Trost und Erquickung finden. Wollen
aber diese letzten doch manchmahl eine Sa-
tyre lesen, so müssen sie vorhero den Geist
der Traurigkeit, der sie unruhig macht, be-
schwören, und den Gratien ein Opfer
bringen.

Lascivientem si quis indigne ferat
Musam jocari, laeta cum protervitas,
Insonsque ludus lene tormentum ad
movet
Calamo calenti, Gratiis litet prius
Seniumque ponat,
quam poeticas fores
Irrumpat invenustus agrestisque homo.
Baudius Jambic. Lib. I. p. m.
13.

Man

(o)
zu thun, und ich ſehe gern, wenn ſie meine
Schrift nicht leſen.

Odi profanum vulgus, & arceo.
Horat. Lib. III. Od. I.

Jch bin nicht gedungen ſie klug zu machen.
Doch will ich ihnen, aus gutem Hertzen ei-
nen Raht geben, dabey ſie ſich wohl befin-
den werden. Sie wuͤrden meiner Meinung
nach, kluͤglich handeln, wenn ſie gar keine
Satyren leſen, oder doch wenigſtens durch
ein unbeſonnenes Urtheil ihre Schwaͤche
nicht verriethen. Die Schwachen, Einfaͤl-
tigen und Bloͤden muͤſſen ſich an ihren Ku-
bach
halten, und die Schwermuͤthigen wer-
den in Wudrians Creutz-Schule, und in
der Betrachtung der vier letzten Dinge mehr
Troſt und Erquickung finden. Wollen
aber dieſe letzten doch manchmahl eine Sa-
tyre leſen, ſo muͤſſen ſie vorhero den Geiſt
der Traurigkeit, der ſie unruhig macht, be-
ſchwoͤren, und den Gratien ein Opfer
bringen.

Laſcivientem ſi quis indigné ferat
Muſam jocari, læta cum protervitas,
Inſonsque ludus lene tormentum ad
movet
Calamo calenti, Gratiis litet prius
Seniumque ponat,
quam poëticas fores
Irrumpat invenuſtus agreſtisque homo.
Baudius Jambic. Lib. I. p. m.
13.

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0306" n="214"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
zu thun, und ich &#x017F;ehe gern, wenn &#x017F;ie meine<lb/>
Schrift nicht le&#x017F;en.</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Odi profanum vulgus, &amp; arceo.<lb/><hi rendition="#i">Horat. Lib. III. Od.</hi> I.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Jch bin nicht gedungen &#x017F;ie klug zu machen.<lb/>
Doch will ich ihnen, aus gutem Hertzen ei-<lb/>
nen Raht geben, dabey &#x017F;ie &#x017F;ich wohl befin-<lb/>
den werden. Sie wu&#x0364;rden meiner Meinung<lb/>
nach, klu&#x0364;glich handeln, wenn &#x017F;ie gar keine<lb/>
Satyren le&#x017F;en, oder doch wenig&#x017F;tens durch<lb/>
ein unbe&#x017F;onnenes Urtheil ihre Schwa&#x0364;che<lb/>
nicht verriethen. Die Schwachen, Einfa&#x0364;l-<lb/>
tigen und Blo&#x0364;den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich an ihren <hi rendition="#fr">Ku-<lb/>
bach</hi> halten, und die Schwermu&#x0364;thigen wer-<lb/>
den in <hi rendition="#fr">Wudrians Creutz-Schule,</hi> und in<lb/>
der Betrachtung der vier letzten Dinge mehr<lb/>
Tro&#x017F;t und Erquickung finden. Wollen<lb/>
aber die&#x017F;e letzten doch manchmahl eine Sa-<lb/>
tyre le&#x017F;en, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie vorhero den Gei&#x017F;t<lb/>
der Traurigkeit, der &#x017F;ie unruhig macht, be-<lb/>
&#x017F;chwo&#x0364;ren, und den Gratien ein Opfer<lb/>
bringen.</p><lb/>
        <cit>
          <quote><hi rendition="#aq">La&#x017F;civientem &#x017F;i quis indigné ferat<lb/>
Mu&#x017F;am jocari, læta cum protervitas,<lb/>
In&#x017F;onsque ludus lene tormentum ad<lb/><hi rendition="#et">movet</hi><lb/>
Calamo calenti, <hi rendition="#i">Gratiis litet prius<lb/>
Seniumque ponat,</hi> quam poëticas fores<lb/>
Irrumpat invenu&#x017F;tus agre&#x017F;tisque homo.<lb/><hi rendition="#i">Baudius Jambic. Lib. I. p. m.</hi></hi> 13.</quote>
        </cit><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0306] (o) zu thun, und ich ſehe gern, wenn ſie meine Schrift nicht leſen. Odi profanum vulgus, & arceo. Horat. Lib. III. Od. I. Jch bin nicht gedungen ſie klug zu machen. Doch will ich ihnen, aus gutem Hertzen ei- nen Raht geben, dabey ſie ſich wohl befin- den werden. Sie wuͤrden meiner Meinung nach, kluͤglich handeln, wenn ſie gar keine Satyren leſen, oder doch wenigſtens durch ein unbeſonnenes Urtheil ihre Schwaͤche nicht verriethen. Die Schwachen, Einfaͤl- tigen und Bloͤden muͤſſen ſich an ihren Ku- bach halten, und die Schwermuͤthigen wer- den in Wudrians Creutz-Schule, und in der Betrachtung der vier letzten Dinge mehr Troſt und Erquickung finden. Wollen aber dieſe letzten doch manchmahl eine Sa- tyre leſen, ſo muͤſſen ſie vorhero den Geiſt der Traurigkeit, der ſie unruhig macht, be- ſchwoͤren, und den Gratien ein Opfer bringen. Laſcivientem ſi quis indigné ferat Muſam jocari, læta cum protervitas, Inſonsque ludus lene tormentum ad movet Calamo calenti, Gratiis litet prius Seniumque ponat, quam poëticas fores Irrumpat invenuſtus agreſtisque homo. Baudius Jambic. Lib. I. p. m. 13. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/306
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/306>, abgerufen am 25.11.2024.