solches Urtheil ist weit ärger, als wenn man bloß die Schreib-Art, und Einfälle als al- bern und kaltsinnig tadelt. Denn diese Censur hätte, wenn sie Grund gehabt, den Verfasser nur lächerlich gemacht: Da berge- gen ein so harter Ausspruch, er mag gegrün- det seyn oder nicht, weit schlimmere Würckun- gen haben kan.
Die Sor- ge, die der Verfasser der Nieder- sächsischen Nachrich- ten desfals gehabt, ist nicht un- nöhtig.
Jch verdencke es meinen Lesern nicht, wenn es ihnen unwahrscheinlich vorkömmt, daß es Leute gebe, die von dem Verfasser des Bri- ontes ein so liebloses Urtheil zu fällen fähig sind. Jch hätte mir selbst nicht eingebildet, daß es möglich sey, und ob ich gleich sahe, daß in den Niedersachsischen Nachrichten dem Verfasser des Briontes gerathen wur- de, sich künftig solcher Ausdrückungen zu ent- halten, aus welchen man eine schlechte Ehr- erbietung gegen die H. Schrift schliessen könn- te, so hielte ich doch, nach der Liebe, davor, der Herr Verfasser dieser Nachrichten habe durch diesen guten Rath nicht so sehr seine ei- gene Meinung, als seine wohlgemeinte Sor- ge, daß andere so urtheilen möchten, an den Tag legen wollen. Und ich gestehe diese Sor- ge kam mir unnöthig vor. Allein ich erken- ne nunmehro, daß der Hr. Verfasser der Nie- dersächsischen Nachrichten weiter gesehen hat als ich, und schäme mich meiner Einfalt.
Der Ver- fasser des Briontes
Jch hätte wissen sollen, daß der Verfasser des Briontes nicht der erste ist, dem dieses Un-
glück
(o)
ſolches Urtheil iſt weit aͤrger, als wenn man bloß die Schreib-Art, und Einfaͤlle als al- bern und kaltſinnig tadelt. Denn dieſe Cenſur haͤtte, wenn ſie Grund gehabt, den Verfaſſer nur laͤcherlich gemacht: Da berge- gen ein ſo harter Ausſpruch, er mag gegruͤn- det ſeyn oder nicht, weit ſchlimmere Wuͤrckun- gen haben kan.
Die Sor- ge, die der Verfaſſer der Nieder- ſaͤchſiſchen Nachrich- ten desfals gehabt, iſt nicht un- noͤhtig.
Jch verdencke es meinen Leſern nicht, wenn es ihnen unwahrſcheinlich vorkoͤmmt, daß es Leute gebe, die von dem Verfaſſer des Bri- ontes ein ſo liebloſes Urtheil zu faͤllen faͤhig ſind. Jch haͤtte mir ſelbſt nicht eingebildet, daß es moͤglich ſey, und ob ich gleich ſahe, daß in den Niederſachſiſchen Nachrichten dem Verfaſſer des Briontes gerathen wur- de, ſich kuͤnftig ſolcher Ausdruͤckungen zu ent- halten, aus welchen man eine ſchlechte Ehr- erbietung gegen die H. Schrift ſchlieſſen koͤnn- te, ſo hielte ich doch, nach der Liebe, davor, der Herr Verfaſſer dieſer Nachrichten habe durch dieſen guten Rath nicht ſo ſehr ſeine ei- gene Meinung, als ſeine wohlgemeinte Sor- ge, daß andere ſo urtheilen moͤchten, an den Tag legen wollen. Und ich geſtehe dieſe Sor- ge kam mir unnoͤthig vor. Allein ich erken- ne nunmehro, daß der Hr. Verfaſſer der Nie- derſaͤchſiſchen Nachrichten weiter geſehen hat als ich, und ſchaͤme mich meiner Einfalt.
Der Ver- faſſer des Briontes
Jch haͤtte wiſſen ſollen, daß der Verfaſſer des Briontes nicht der erſte iſt, dem dieſes Un-
gluͤck
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(o)
ſolches Urtheil iſt weit aͤrger, als wenn man
bloß die Schreib-Art, und Einfaͤlle als al-
bern und kaltſinnig tadelt. Denn dieſe
Cenſur haͤtte, wenn ſie Grund gehabt, den
Verfaſſer nur laͤcherlich gemacht: Da berge-
gen ein ſo harter Ausſpruch, er mag gegruͤn-
det ſeyn oder nicht, weit ſchlimmere Wuͤrckun-
gen haben kan.
Jch verdencke es meinen Leſern nicht, wenn
es ihnen unwahrſcheinlich vorkoͤmmt, daß
es Leute gebe, die von dem Verfaſſer des Bri-
ontes ein ſo liebloſes Urtheil zu faͤllen faͤhig
ſind. Jch haͤtte mir ſelbſt nicht eingebildet,
daß es moͤglich ſey, und ob ich gleich ſahe, daß
in den Niederſachſiſchen Nachrichten
dem Verfaſſer des Briontes gerathen wur-
de, ſich kuͤnftig ſolcher Ausdruͤckungen zu ent-
halten, aus welchen man eine ſchlechte Ehr-
erbietung gegen die H. Schrift ſchlieſſen koͤnn-
te, ſo hielte ich doch, nach der Liebe, davor,
der Herr Verfaſſer dieſer Nachrichten habe
durch dieſen guten Rath nicht ſo ſehr ſeine ei-
gene Meinung, als ſeine wohlgemeinte Sor-
ge, daß andere ſo urtheilen moͤchten, an den
Tag legen wollen. Und ich geſtehe dieſe Sor-
ge kam mir unnoͤthig vor. Allein ich erken-
ne nunmehro, daß der Hr. Verfaſſer der Nie-
derſaͤchſiſchen Nachrichten weiter geſehen hat
als ich, und ſchaͤme mich meiner Einfalt.
Jch haͤtte wiſſen ſollen, daß der Verfaſſer
des Briontes nicht der erſte iſt, dem dieſes Un-
gluͤck
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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