Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
mir Gelegenheit gegeben hat dieselbe zu verferti-
gen, gelefen haben. Sie werden also wissen, daß
in Halle ein Professor der deutschen Wohl-
redenheit
ist, der Philippi heifft; daß dieser,
um seine Geschicklichkeit zu zeigen, sechs deut-
sche Reden
durch den Druck bekannt ge-
macht; und daß ein ungenannter, dem diese
Reden nicht gefallen, eine ziemlich scharfe Sa-
tyre, unter dem Nahmen einer Lob-Rede, wie-
der den Hn. Prof. Philippi heraus gegeben hat.

Jch glaube daher, es werde nicht nöthig
seyn, daß ich meinen Lesern von dem Endzweck
und der Beschaffenheit dieser Satyre eine weit-
läuftige Nachricht gebe, der sie leicht entbehren
können. Mein Zweck ist nur, zu untersuchen,
ob die wiedrigen Urtheile, welche von derselben
gefället worden, gegründer sind oder nicht.

Ein Ein-
wurf und
dessen Be-
antwor-
tung.

Jch sehe vorher, daß viele meiner Leser den-
cken werden, dieses sey eine unnöthige Arbeit:
Sie werden sich einbilden, eine Schrift, die so
wohl aufgenommen worden, könne solchen Ur-
theilen unmöglich unterworffen seyn, und kön-
nen mich also leicht vor einen Menschen halten,
der mit seinem eigenen Schatten kämpft. Al-
lein alle diejenigen, die diese Gedancken haben,
müssen mir erlauben, ihnen zu sagen, daß sie sich
in ihrer Meinung betriegen, und daß eine Saty-
re, sie mag so wohl gerathen seyn, und mit so
vieler Begierde gelesen werden, als sie immer
will, dennoch einer weit schärfern Censur
unterworfen ist, als irgend eine andere
Schrift.

Jch

(o)
mir Gelegenheit gegeben hat dieſelbe zu verferti-
gen, gelefen haben. Sie werden alſo wiſſen, daß
in Halle ein Profeſſor der deutſchen Wohl-
redenheit
iſt, der Philippi heifft; daß dieſer,
um ſeine Geſchicklichkeit zu zeigen, ſechs deut-
ſche Reden
durch den Druck bekannt ge-
macht; und daß ein ungenannter, dem dieſe
Reden nicht gefallen, eine ziemlich ſcharfe Sa-
tyre, unter dem Nahmen einer Lob-Rede, wie-
der den Hn. Prof. Philippi heraus gegeben hat.

Jch glaube daher, es werde nicht noͤthig
ſeyn, daß ich meinen Leſern von dem Endzweck
und der Beſchaffenheit dieſer Satyre eine weit-
laͤuftige Nachricht gebe, der ſie leicht entbehren
koͤnnen. Mein Zweck iſt nur, zu unterſuchen,
ob die wiedrigen Urtheile, welche von derſelben
gefaͤllet worden, gegruͤnder ſind oder nicht.

Ein Ein-
wurf und
deſſen Be-
antwor-
tung.

Jch ſehe vorher, daß viele meiner Leſer den-
cken werden, dieſes ſey eine unnoͤthige Arbeit:
Sie werden ſich einbilden, eine Schrift, die ſo
wohl aufgenommen worden, koͤnne ſolchen Ur-
theilen unmoͤglich unterworffen ſeyn, und koͤn-
nen mich alſo leicht vor einen Menſchen halten,
der mit ſeinem eigenen Schatten kaͤmpft. Al-
lein alle diejenigen, die dieſe Gedancken haben,
muͤſſen mir erlauben, ihnen zu ſagen, daß ſie ſich
in ihrer Meinung betriegen, und daß eine Saty-
re, ſie mag ſo wohl gerathen ſeyn, und mit ſo
vieler Begierde geleſen werden, als ſie immer
will, dennoch einer weit ſchaͤrfern Cenſur
unterworfen iſt, als irgend eine andere
Schrift.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0292" n="200"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
mir Gelegenheit gegeben hat die&#x017F;elbe zu verferti-<lb/>
gen, gelefen haben. Sie werden al&#x017F;o wi&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
in Halle ein <hi rendition="#fr">Profe&#x017F;&#x017F;or der deut&#x017F;chen Wohl-<lb/>
redenheit</hi> i&#x017F;t, der <hi rendition="#fr">Philippi</hi> heifft; daß die&#x017F;er,<lb/>
um &#x017F;eine Ge&#x017F;chicklichkeit zu zeigen, <hi rendition="#fr">&#x017F;echs deut-<lb/>
&#x017F;che Reden</hi> durch den Druck bekannt ge-<lb/>
macht; und daß ein ungenannter, dem die&#x017F;e<lb/>
Reden nicht gefallen, eine ziemlich &#x017F;charfe Sa-<lb/>
tyre, unter dem Nahmen einer Lob-Rede, wie-<lb/>
der den Hn. Prof. Philippi heraus gegeben hat.</p><lb/>
        <p>Jch glaube daher, es werde nicht no&#x0364;thig<lb/>
&#x017F;eyn, daß ich meinen Le&#x017F;ern von dem Endzweck<lb/>
und der Be&#x017F;chaffenheit die&#x017F;er Satyre eine weit-<lb/>
la&#x0364;uftige Nachricht gebe, der &#x017F;ie leicht entbehren<lb/>
ko&#x0364;nnen. Mein Zweck i&#x017F;t nur, zu unter&#x017F;uchen,<lb/>
ob die wiedrigen Urtheile, welche von der&#x017F;elben<lb/>
gefa&#x0364;llet worden, gegru&#x0364;nder &#x017F;ind oder nicht.</p><lb/>
        <note place="left">Ein Ein-<lb/>
wurf und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Be-<lb/>
antwor-<lb/>
tung.</note>
        <p>Jch &#x017F;ehe vorher, daß viele meiner Le&#x017F;er den-<lb/>
cken werden, die&#x017F;es &#x017F;ey eine unno&#x0364;thige Arbeit:<lb/>
Sie werden &#x017F;ich einbilden, eine Schrift, die &#x017F;o<lb/>
wohl aufgenommen worden, ko&#x0364;nne &#x017F;olchen Ur-<lb/>
theilen unmo&#x0364;glich unterworffen &#x017F;eyn, und ko&#x0364;n-<lb/>
nen mich al&#x017F;o leicht vor einen Men&#x017F;chen halten,<lb/>
der mit &#x017F;einem eigenen Schatten ka&#x0364;mpft. Al-<lb/>
lein alle diejenigen, die die&#x017F;e Gedancken haben,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mir erlauben, ihnen zu &#x017F;agen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
in ihrer Meinung betriegen, und daß eine Saty-<lb/>
re, &#x017F;ie mag &#x017F;o wohl gerathen &#x017F;eyn, und mit &#x017F;o<lb/>
vieler Begierde gele&#x017F;en werden, als &#x017F;ie immer<lb/>
will, dennoch einer weit &#x017F;cha&#x0364;rfern Cen&#x017F;ur<lb/>
unterworfen i&#x017F;t, als irgend eine andere<lb/>
Schrift.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0292] (o) mir Gelegenheit gegeben hat dieſelbe zu verferti- gen, gelefen haben. Sie werden alſo wiſſen, daß in Halle ein Profeſſor der deutſchen Wohl- redenheit iſt, der Philippi heifft; daß dieſer, um ſeine Geſchicklichkeit zu zeigen, ſechs deut- ſche Reden durch den Druck bekannt ge- macht; und daß ein ungenannter, dem dieſe Reden nicht gefallen, eine ziemlich ſcharfe Sa- tyre, unter dem Nahmen einer Lob-Rede, wie- der den Hn. Prof. Philippi heraus gegeben hat. Jch glaube daher, es werde nicht noͤthig ſeyn, daß ich meinen Leſern von dem Endzweck und der Beſchaffenheit dieſer Satyre eine weit- laͤuftige Nachricht gebe, der ſie leicht entbehren koͤnnen. Mein Zweck iſt nur, zu unterſuchen, ob die wiedrigen Urtheile, welche von derſelben gefaͤllet worden, gegruͤnder ſind oder nicht. Jch ſehe vorher, daß viele meiner Leſer den- cken werden, dieſes ſey eine unnoͤthige Arbeit: Sie werden ſich einbilden, eine Schrift, die ſo wohl aufgenommen worden, koͤnne ſolchen Ur- theilen unmoͤglich unterworffen ſeyn, und koͤn- nen mich alſo leicht vor einen Menſchen halten, der mit ſeinem eigenen Schatten kaͤmpft. Al- lein alle diejenigen, die dieſe Gedancken haben, muͤſſen mir erlauben, ihnen zu ſagen, daß ſie ſich in ihrer Meinung betriegen, und daß eine Saty- re, ſie mag ſo wohl gerathen ſeyn, und mit ſo vieler Begierde geleſen werden, als ſie immer will, dennoch einer weit ſchaͤrfern Cenſur unterworfen iſt, als irgend eine andere Schrift. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/292
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/292>, abgerufen am 17.07.2024.