anredet45). Ja was soll ich von dem artigen Neu- Jahrs-Wunsch sagen, den der Herr Prof. Philip- pi an seine Hochwertheste Eltern, als deroselben Ge- horsamste andre Sohn schriftlich abgestattet hat? Lesen Sie ihn, Meine Herren, mit gehöriger Andacht und Demuth, so werden Sie befinden, daß er den Reden des Herrn Prof. Philippi an Schönheit und Vortreflichkeit nicht allein nichts nachgiebt, sondern sie auf gewisse Maasse übertrift. Er ist voll ho- her Gedancken. Jch will Jhnen, Meine Herren, mit Dero Erlaubniß, einen kleinen Vorschmack da- von geben.
Fällt mir eben, spricht der Herr Prof.46) der Gedancken ein, wo wir wohl heute über tausend Jahr seyn dürften: So leget eine un- sträfliche Unwissenheit mit zwat ein ehrerbie- tiges Stillschweigen auf, daß ich dieses nicht sagen könne. Gleichwohl wenn heute vor tausend Jahren etwan einige unser Vorfah- ren auch so gedacht hätten: So würden wir Jhnen nunmehro die Antwort leicht geben können, wo sie wären, und wie wir selbigen in der Reihe nachgefolget.
Herrliche Gedancken! Aber noch weit mehr ist die Demuht und Bescheidenheit des Herrn Prof.
zu
45)ib. p. 146. sq. Jch habe nachher erfahren, daß vie- le, welche von der heroischen Beredsamkeit keinen Be- grif haben, dieses dem Herrn Prof. als eine Schwach- heit auslegen wollen.
46)ibid. p. 150.
(o)
anredet45). Ja was ſoll ich von dem artigen Neu- Jahrs-Wunſch ſagen, den der Herr Prof. Philip- pi an ſeine Hochwertheſte Eltern, als deroſelben Ge- horſamſte andre Sohn ſchriftlich abgeſtattet hat? Leſen Sie ihn, Meine Herren, mit gehoͤriger Andacht und Demuth, ſo werden Sie befinden, daß er den Reden des Herrn Prof. Philippi an Schoͤnheit und Vortreflichkeit nicht allein nichts nachgiebt, ſondern ſie auf gewiſſe Maaſſe uͤbertrift. Er iſt voll ho- her Gedancken. Jch will Jhnen, Meine Herren, mit Dero Erlaubniß, einen kleinen Vorſchmack da- von geben.
Faͤllt mir eben, ſpricht der Herr Prof.46) der Gedancken ein, wo wir wohl heute uͤber tauſend Jahr ſeyn duͤrften: So leget eine un- ſtraͤfliche Unwiſſenheit mit zwat ein ehrerbie- tiges Stillſchweigen auf, daß ich dieſes nicht ſagen koͤnne. Gleichwohl wenn heute vor tauſend Jahren etwan einige unſer Vorfah- ren auch ſo gedacht haͤtten: So wuͤrden wir Jhnen nunmehro die Antwort leicht geben koͤnnen, wo ſie waͤren, und wie wir ſelbigen in der Reihe nachgefolget.
Herrliche Gedancken! Aber noch weit mehr iſt die Demuht und Beſcheidenheit des Herrn Prof.
zu
45)ib. p. 146. ſq. Jch habe nachher erfahren, daß vie- le, welche von der heroiſchen Beredſamkeit keinen Be- grif haben, dieſes dem Herrn Prof. als eine Schwach- heit auslegen wollen.
46)ibid. p. 150.
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(o)
anredet 45). Ja was ſoll ich von dem artigen Neu-
Jahrs-Wunſch ſagen, den der Herr Prof. Philip-
pi an ſeine Hochwertheſte Eltern, als deroſelben Ge-
horſamſte andre Sohn ſchriftlich abgeſtattet hat?
Leſen Sie ihn, Meine Herren, mit gehoͤriger Andacht
und Demuth, ſo werden Sie befinden, daß er den
Reden des Herrn Prof. Philippi an Schoͤnheit und
Vortreflichkeit nicht allein nichts nachgiebt, ſondern
ſie auf gewiſſe Maaſſe uͤbertrift. Er iſt voll ho-
her Gedancken. Jch will Jhnen, Meine Herren,
mit Dero Erlaubniß, einen kleinen Vorſchmack da-
von geben.
Faͤllt mir eben, ſpricht der Herr Prof. 46)
der Gedancken ein, wo wir wohl heute uͤber
tauſend Jahr ſeyn duͤrften: So leget eine un-
ſtraͤfliche Unwiſſenheit mit zwat ein ehrerbie-
tiges Stillſchweigen auf, daß ich dieſes nicht
ſagen koͤnne. Gleichwohl wenn heute vor
tauſend Jahren etwan einige unſer Vorfah-
ren auch ſo gedacht haͤtten: So wuͤrden wir
Jhnen nunmehro die Antwort leicht geben
koͤnnen, wo ſie waͤren, und wie wir ſelbigen
in der Reihe nachgefolget.
Herrliche Gedancken! Aber noch weit mehr iſt
die Demuht und Beſcheidenheit des Herrn Prof.
zu
45) ib. p. 146. ſq. Jch habe nachher erfahren, daß vie-
le, welche von der heroiſchen Beredſamkeit keinen Be-
grif haben, dieſes dem Herrn Prof. als eine Schwach-
heit auslegen wollen.
46) ibid. p. 150.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/279>, abgerufen am 28.11.2024.
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