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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
tzen ihrer Unterthanen, als einem gar sanf-
ten Küssen, Sich zu lagern, geruhen mögen:
So lässt die schnelle Durchfarth Jhro Ma-
jestät in allen unsern Hertzen weit kenntbarli-
chere Fußstapfen von Jhro allerhöchst ge-
würdigten Durchreise durch hiesige Lande,
als der gröste Steuer-Mann, auf der See zu
erhalten, nicht vermag, wenn er gleich, auf
Schifen vom ersten Rang, die Wasser mit
dem Ruder durchschnitten, und einige bald
verschwindende Spuhren seiner Durchfarth
hinterlassen
41). Wir würden|über den| so kost-
bar gepflasterten Weg erstaunen, und, ich weiß nicht
was, dawider einzuwenden haben. Wir würden
nicht begreifen können, wie der Herr Prof. Philip-
pi Jhro Majestät zumuthen mögen, allemahl, wenn
Sie Ruhestatt hielten, aus der Kutsche zu steigen,
und sich auf die auf dem Weg gelegte Hertzen zu la-
gern. Noch weniger würden wir begreifen kön-
nen, was Er verlanget, wenn Er spricht, der Kö-
nig solle sich auf den Hertzen seiner Unterthanen
lagern, als führe er auf lauter Hertzen derselben da-
hin, und würde von selbigen unterwegs getragen.
Es würde uns schwer fallen mit diesem Lagern die
schnelle Durchfahrt zu reimen. Es würde uns vor-
kommen, als gäbe der Herr Prof. Philippi uns von
der Tiefe der Fußstapfen, so der König in den Her-
tzen seiner Unterthanen hinterlassen, einen gar gerin-
gen Begrif, indem Er nichts mehr sagt, als sie wür-
den nur kennbarer seyn, als die Spuren eines

Schifes
41) S. die sechs deutschen Reden p. 63. 64.

(o)
tzen ihrer Unterthanen, als einem gar ſanf-
ten Kuͤſſen, Sich zu lagern, geruhen moͤgen:
So laͤſſt die ſchnelle Durchfarth Jhro Ma-
jeſtaͤt in allen unſern Hertzen weit kenntbarli-
chere Fußſtapfen von Jhro allerhoͤchſt ge-
wuͤrdigten Durchreiſe durch hieſige Lande,
als der groͤſte Steuer-Mann, auf der See zu
erhalten, nicht vermag, wenn er gleich, auf
Schifen vom erſten Rang, die Waſſer mit
dem Ruder durchſchnitten, und einige bald
verſchwindende Spuhren ſeiner Durchfarth
hinterlaſſen
41). Wir wuͤrden|uͤber den| ſo koſt-
bar gepflaſterten Weg erſtaunen, und, ich weiß nicht
was, dawider einzuwenden haben. Wir wuͤrden
nicht begreifen koͤnnen, wie der Herr Prof. Philip-
pi Jhro Majeſtaͤt zumuthen moͤgen, allemahl, wenn
Sie Ruheſtatt hielten, aus der Kutſche zu ſteigen,
und ſich auf die auf dem Weg gelegte Hertzen zu la-
gern. Noch weniger wuͤrden wir begreifen koͤn-
nen, was Er verlanget, wenn Er ſpricht, der Koͤ-
nig ſolle ſich auf den Hertzen ſeiner Unterthanen
lagern, als fuͤhre er auf lauter Hertzen derſelben da-
hin, und wuͤrde von ſelbigen unterwegs getragen.
Es wuͤrde uns ſchwer fallen mit dieſem Lagern die
ſchnelle Durchfahrt zu reimen. Es wuͤrde uns vor-
kommen, als gaͤbe der Herr Prof. Philippi uns von
der Tiefe der Fußſtapfen, ſo der Koͤnig in den Her-
tzen ſeiner Unterthanen hinterlaſſen, einen gar gerin-
gen Begrif, indem Er nichts mehr ſagt, als ſie wuͤr-
den nur kennbarer ſeyn, als die Spuren eines

Schifes
41) S. die ſechs deutſchen Reden p. 63. 64.
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[184/0276] (o) tzen ihrer Unterthanen, als einem gar ſanf- ten Kuͤſſen, Sich zu lagern, geruhen moͤgen: So laͤſſt die ſchnelle Durchfarth Jhro Ma- jeſtaͤt in allen unſern Hertzen weit kenntbarli- chere Fußſtapfen von Jhro allerhoͤchſt ge- wuͤrdigten Durchreiſe durch hieſige Lande, als der groͤſte Steuer-Mann, auf der See zu erhalten, nicht vermag, wenn er gleich, auf Schifen vom erſten Rang, die Waſſer mit dem Ruder durchſchnitten, und einige bald verſchwindende Spuhren ſeiner Durchfarth hinterlaſſen 41). Wir wuͤrden|uͤber den| ſo koſt- bar gepflaſterten Weg erſtaunen, und, ich weiß nicht was, dawider einzuwenden haben. Wir wuͤrden nicht begreifen koͤnnen, wie der Herr Prof. Philip- pi Jhro Majeſtaͤt zumuthen moͤgen, allemahl, wenn Sie Ruheſtatt hielten, aus der Kutſche zu ſteigen, und ſich auf die auf dem Weg gelegte Hertzen zu la- gern. Noch weniger wuͤrden wir begreifen koͤn- nen, was Er verlanget, wenn Er ſpricht, der Koͤ- nig ſolle ſich auf den Hertzen ſeiner Unterthanen lagern, als fuͤhre er auf lauter Hertzen derſelben da- hin, und wuͤrde von ſelbigen unterwegs getragen. Es wuͤrde uns ſchwer fallen mit dieſem Lagern die ſchnelle Durchfahrt zu reimen. Es wuͤrde uns vor- kommen, als gaͤbe der Herr Prof. Philippi uns von der Tiefe der Fußſtapfen, ſo der Koͤnig in den Her- tzen ſeiner Unterthanen hinterlaſſen, einen gar gerin- gen Begrif, indem Er nichts mehr ſagt, als ſie wuͤr- den nur kennbarer ſeyn, als die Spuren eines Schifes 41) S. die ſechs deutſchen Reden p. 63. 64.

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/276>, abgerufen am 27.11.2024.