das Helden-Gedicht auf den König von Pohlen, nebst den sechs deutschen Re- den, und muß bekennen, daß ich über die- se zwo Proben der heroischen Beredsam- keit des Hrn. Prof. Philippi erstaunte. Siehe! sprach ich, hier ist mehr, als Sie- vers, und verfertigte, ohne mir weiter den geringsten Scrupel zu machen, meine Lob- rede auf dem Hrn. Prof. Philippi, der ich den Titel, Briontes der jüngere, gab.
Man mag von dieser Satyre sagen, was man will, so wird man doch bekennen müs- sen, daß sie nichts, als eine Critick der sechs deutschen Reden des Hrn. Prof. Phi- lippi in sich fasset, und so bescheiden ein- gerichtet ist! daß man leicht sehen kan, daß mich nicht ein Haß gegen die Person des Hn. Prof. Philippi, sondern bloß ein gerechter Eifer wieder seine lächerliche Beredsamkeit bewogen habe, dieselbe zu schreiben. Zum wenigsten glaubte man in Sachsen, der Hr. Prof. Philippi sey noch zu gelinde davon gekommen; und dieser hällische Redner hät- te also Ursache gehabt, GOtt zu dancken, daß er ihn in meine Hände fallen lassen. Allein so gerieth er in die äusserste Wut. Er glaubte, seine Ehre sey auf das empfind- lichste verletzet. Es verdroß ihn, daß mei-
ne
b 4
(o)
das Helden-Gedicht auf den Koͤnig von Pohlen, nebſt den ſechs deutſchen Re- den, und muß bekennen, daß ich uͤber die- ſe zwo Proben der heroiſchen Beredſam- keit des Hrn. Prof. Philippi erſtaunte. Siehe! ſprach ich, hier iſt mehr, als Sie- vers, und verfertigte, ohne mir weiter den geringſten Scrupel zu machen, meine Lob- rede auf dem Hrn. Prof. Philippi, der ich den Titel, Briontes der juͤngere, gab.
Man mag von dieſer Satyre ſagen, was man will, ſo wird man doch bekennen muͤſ- ſen, daß ſie nichts, als eine Critick der ſechs deutſchen Reden des Hrn. Prof. Phi- lippi in ſich faſſet, und ſo beſcheiden ein- gerichtet iſt! daß man leicht ſehen kan, daß mich nicht ein Haß gegen die Perſon des Hn. Prof. Philippi, ſondern bloß ein gerechter Eifer wieder ſeine laͤcherliche Beredſamkeit bewogen habe, dieſelbe zu ſchreiben. Zum wenigſten glaubte man in Sachſen, der Hr. Prof. Philippi ſey noch zu gelinde davon gekommen; und dieſer haͤlliſche Redner haͤt- te alſo Urſache gehabt, GOtt zu dancken, daß er ihn in meine Haͤnde fallen laſſen. Allein ſo gerieth er in die aͤuſſerſte Wut. Er glaubte, ſeine Ehre ſey auf das empfind- lichſte verletzet. Es verdroß ihn, daß mei-
ne
b 4
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0027"n="23"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
das <hirendition="#fr">Helden-Gedicht</hi> auf den Koͤnig von<lb/>
Pohlen, nebſt den <hirendition="#fr">ſechs deutſchen Re-<lb/>
den,</hi> und muß bekennen, daß ich uͤber die-<lb/>ſe zwo Proben der heroiſchen Beredſam-<lb/>
keit des Hrn. Prof. Philippi erſtaunte.<lb/>
Siehe! ſprach ich, hier iſt mehr, als Sie-<lb/>
vers, und verfertigte, ohne mir weiter den<lb/>
geringſten Scrupel zu machen, meine <hirendition="#fr">Lob-<lb/>
rede auf dem Hrn. Prof. Philippi,</hi> der<lb/>
ich den Titel, <hirendition="#fr">Briontes der juͤngere,</hi> gab.</p><lb/><p>Man mag von dieſer Satyre ſagen, was<lb/>
man will, ſo wird man doch bekennen muͤſ-<lb/>ſen, daß ſie nichts, als eine Critick der <hirendition="#fr">ſechs<lb/>
deutſchen Reden</hi> des Hrn. Prof. Phi-<lb/>
lippi in ſich faſſet, und ſo beſcheiden ein-<lb/>
gerichtet iſt! daß man leicht ſehen kan, daß<lb/>
mich nicht ein Haß gegen die Perſon des Hn.<lb/>
Prof. Philippi, ſondern bloß ein gerechter<lb/>
Eifer wieder ſeine laͤcherliche Beredſamkeit<lb/>
bewogen habe, dieſelbe zu ſchreiben. Zum<lb/>
wenigſten glaubte man in Sachſen, der Hr.<lb/>
Prof. Philippi ſey noch zu gelinde davon<lb/>
gekommen; und dieſer haͤlliſche Redner haͤt-<lb/>
te alſo Urſache gehabt, GOtt zu dancken,<lb/>
daß er ihn in meine Haͤnde fallen laſſen.<lb/>
Allein ſo gerieth er in die aͤuſſerſte Wut.<lb/>
Er glaubte, ſeine Ehre ſey auf das empfind-<lb/>
lichſte verletzet. Es verdroß ihn, daß mei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">b 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ne</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[23/0027]
(o)
das Helden-Gedicht auf den Koͤnig von
Pohlen, nebſt den ſechs deutſchen Re-
den, und muß bekennen, daß ich uͤber die-
ſe zwo Proben der heroiſchen Beredſam-
keit des Hrn. Prof. Philippi erſtaunte.
Siehe! ſprach ich, hier iſt mehr, als Sie-
vers, und verfertigte, ohne mir weiter den
geringſten Scrupel zu machen, meine Lob-
rede auf dem Hrn. Prof. Philippi, der
ich den Titel, Briontes der juͤngere, gab.
Man mag von dieſer Satyre ſagen, was
man will, ſo wird man doch bekennen muͤſ-
ſen, daß ſie nichts, als eine Critick der ſechs
deutſchen Reden des Hrn. Prof. Phi-
lippi in ſich faſſet, und ſo beſcheiden ein-
gerichtet iſt! daß man leicht ſehen kan, daß
mich nicht ein Haß gegen die Perſon des Hn.
Prof. Philippi, ſondern bloß ein gerechter
Eifer wieder ſeine laͤcherliche Beredſamkeit
bewogen habe, dieſelbe zu ſchreiben. Zum
wenigſten glaubte man in Sachſen, der Hr.
Prof. Philippi ſey noch zu gelinde davon
gekommen; und dieſer haͤlliſche Redner haͤt-
te alſo Urſache gehabt, GOtt zu dancken,
daß er ihn in meine Haͤnde fallen laſſen.
Allein ſo gerieth er in die aͤuſſerſte Wut.
Er glaubte, ſeine Ehre ſey auf das empfind-
lichſte verletzet. Es verdroß ihn, daß mei-
ne
b 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/27>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.