Was dünckt Jhnen, Meine Herten, hätte der Herr Prof. Philippi wohl mit auserlesenen Wor- ten von dem Einzug seiner Heldin in das Paradiß reden, und sie eine Preißwürdigste Göttin nennen können, wenn Er sich nach denen Regeln der gemei- nen christlichen Redner hätte richten wollen? Hätte Er wohl sagen können, die unterirrdigen Grotten, o- der, christlich zu reden, die Wohnungen der Seeligen würden durch die Ankunft der Königin beglückseeli- get, wenn Jhm seine heroische Beredsamkeit zugelas- sen hätte, zu bedencken, daß es vielmehr ein Glück vor seine Preißwürdigste Göttin, daß sie in die Schaar der Heiligen aufgenommen, und diese vollkommen glückseelige Geister durch die Ankunft einer Königin, wo anders unser Glaube nicht irrig ist, nicht glück- licher werden können? Aber solche Betrachtungen, womit sich nur blöde Gemüther quälen, kommen ei- nem heroischen Redner nicht in den Sinn. Unser Herr Prof. Philippi ist weit über solche Kleinigkei- ten erhaben, und wann ihn sein heroischer Redner- Geist treibet, so vergist Er gar, daß Er ein Christ ist. Es scheinet, Er glaube, ein Redner müsse, wie ein Staats-Mann, ohne Weib, ohne Schaam, und ohne Religion seyn. Eine vortheilhafte Einbil- dung, wodurch der Herr Pr. Philippi zur Erkänntniß solcher Geheimnisse gekommen, die auch denen Hei- ligsten unbegreiflich geblieben. Wenn der Herr Prof. Philippi den König von Pohlen nur von fer- ne siehet, so bekömmt Er durch dieses Anschauen seines allergnädigsten Landes-Vaters, ein Bild, wie die Auserwehlten, durch das Anschauen GOttes
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Was duͤnckt Jhnen, Meine Herten, haͤtte der Herr Prof. Philippi wohl mit auserleſenen Wor- ten von dem Einzug ſeiner Heldin in das Paradiß reden, und ſie eine Preißwuͤrdigſte Goͤttin nennen koͤnnen, wenn Er ſich nach denen Regeln der gemei- nen chriſtlichen Redner haͤtte richten wollen? Haͤtte Er wohl ſagen koͤnnen, die unterirrdigen Grotten, o- der, chriſtlich zu reden, die Wohnungen der Seeligen wuͤrden durch die Ankunft der Koͤnigin begluͤckſeeli- get, wenn Jhm ſeine heroiſche Beredſamkeit zugelaſ- ſen haͤtte, zu bedencken, daß es vielmehr ein Gluͤck vor ſeine Preißwuͤrdigſte Goͤttin, daß ſie in die Schaar der Heiligen aufgenommen, und dieſe vollkommen gluͤckſeelige Geiſter durch die Ankunft einer Koͤnigin, wo anders unſer Glaube nicht irrig iſt, nicht gluͤck- licher werden koͤnnen? Aber ſolche Betrachtungen, womit ſich nur bloͤde Gemuͤther quaͤlen, kommen ei- nem heroiſchen Redner nicht in den Sinn. Unſer Herr Prof. Philippi iſt weit uͤber ſolche Kleinigkei- ten erhaben, und wann ihn ſein heroiſcher Redner- Geiſt treibet, ſo vergiſt Er gar, daß Er ein Chriſt iſt. Es ſcheinet, Er glaube, ein Redner muͤſſe, wie ein Staats-Mann, ohne Weib, ohne Schaam, und ohne Religion ſeyn. Eine vortheilhafte Einbil- dung, wodurch der Herr Pr. Philippi zur Erkaͤnntniß ſolcher Geheimniſſe gekommen, die auch denen Hei- ligſten unbegreiflich geblieben. Wenn der Herr Prof. Philippi den Koͤnig von Pohlen nur von fer- ne ſiehet, ſo bekoͤmmt Er durch dieſes Anſchauen ſeines allergnaͤdigſten Landes-Vaters, ein Bild, wie die Auserwehlten, durch das Anſchauen GOttes
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Was duͤnckt Jhnen, Meine Herten, haͤtte der
Herr Prof. Philippi wohl mit auserleſenen Wor-
ten von dem Einzug ſeiner Heldin in das Paradiß
reden, und ſie eine Preißwuͤrdigſte Goͤttin nennen
koͤnnen, wenn Er ſich nach denen Regeln der gemei-
nen chriſtlichen Redner haͤtte richten wollen? Haͤtte
Er wohl ſagen koͤnnen, die unterirrdigen Grotten, o-
der, chriſtlich zu reden, die Wohnungen der Seeligen
wuͤrden durch die Ankunft der Koͤnigin begluͤckſeeli-
get, wenn Jhm ſeine heroiſche Beredſamkeit zugelaſ-
ſen haͤtte, zu bedencken, daß es vielmehr ein Gluͤck vor
ſeine Preißwuͤrdigſte Goͤttin, daß ſie in die Schaar
der Heiligen aufgenommen, und dieſe vollkommen
gluͤckſeelige Geiſter durch die Ankunft einer Koͤnigin,
wo anders unſer Glaube nicht irrig iſt, nicht gluͤck-
licher werden koͤnnen? Aber ſolche Betrachtungen,
womit ſich nur bloͤde Gemuͤther quaͤlen, kommen ei-
nem heroiſchen Redner nicht in den Sinn. Unſer
Herr Prof. Philippi iſt weit uͤber ſolche Kleinigkei-
ten erhaben, und wann ihn ſein heroiſcher Redner-
Geiſt treibet, ſo vergiſt Er gar, daß Er ein Chriſt
iſt. Es ſcheinet, Er glaube, ein Redner muͤſſe,
wie ein Staats-Mann, ohne Weib, ohne Schaam,
und ohne Religion ſeyn. Eine vortheilhafte Einbil-
dung, wodurch der Herr Pr. Philippi zur Erkaͤnntniß
ſolcher Geheimniſſe gekommen, die auch denen Hei-
ligſten unbegreiflich geblieben. Wenn der Herr
Prof. Philippi den Koͤnig von Pohlen nur von fer-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/269>, abgerufen am 26.11.2024.
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