stenthums zu vermengen. Es ist leicht zu begreifen, Meine Herren, daß sie sich durch eine solche Ein- schränckung viele unnöthige Mühe aufbürden, und ihre Reden unzähliger Annehmlichkeiten berauben. Wohl hat demnach der Herr Prof. Philippi gethan, daß er alle diese abergläubige Regeln, auf eine heroi- sche Weise mit Füssen getreten, und so wohl durch Einmischung heidnischer Begrife, als durch deren liebliche Vermengung mit denen christlichen, seiner Rede eine Zierde gegeben hat, die unaussprechlich ist, und alle, die sie hören, oder lesen, ungemein ver- gnügen muß.
Ohne diese Heldenmüthige Ubertretung der ge- meinen Regeln würden wir nicht folgende anmuthi- ge Stelle lesen. Es werden, spricht der Herr Prof. Philippi36), aber davor die unterirr- digen Grotten mit dieser neu ankommenden Preißwürdigsten Göttin beglückseeliget, und sie wird von allen deren Jnwohnern auf das ehrerbietigste und zärtlichste empfangen; dar- über solten wir denn nun auch uns selbst höchlich erfreuen, weil wir ia uns, gleich nach unser Geburth, als Unterthanen des Reichs derer Todren haben einschreiben las- sen, und dessen oberster Beherrscher, der nicht etwan, wie die blinden Heyden dichten, Plu- to heist, sondern Jehovah Zebaoth ist, wir den Eyd der Treue, und daß wir unser Leben bioß von ihm zu Lehen tragen, allbereit abgeleget haben.
Was
36) S. die sechs deutschen Reden p. 29. 30.
(o)
ſtenthums zu vermengen. Es iſt leicht zu begreifen, Meine Herren, daß ſie ſich durch eine ſolche Ein- ſchraͤnckung viele unnoͤthige Muͤhe aufbuͤrden, und ihre Reden unzaͤhliger Annehmlichkeiten berauben. Wohl hat demnach der Herr Prof. Philippi gethan, daß er alle dieſe aberglaͤubige Regeln, auf eine heroi- ſche Weiſe mit Fuͤſſen getreten, und ſo wohl durch Einmiſchung heidniſcher Begrife, als durch deren liebliche Vermengung mit denen chriſtlichen, ſeiner Rede eine Zierde gegeben hat, die unausſprechlich iſt, und alle, die ſie hoͤren, oder leſen, ungemein ver- gnuͤgen muß.
Ohne dieſe Heldenmuͤthige Ubertretung der ge- meinen Regeln wuͤrden wir nicht folgende anmuthi- ge Stelle leſen. Es werden, ſpricht der Herr Prof. Philippi36), aber davor die unterirr- digen Grotten mit dieſer neu ankommenden Preißwuͤrdigſten Goͤttin begluͤckſeeliget, und ſie wird von allen deren Jnwohnern auf das ehrerbietigſte und zaͤrtlichſte empfangen; dar- uͤber ſolten wir denn nun auch uns ſelbſt hoͤchlich erfreuen, weil wir ia uns, gleich nach unſer Geburth, als Unterthanen des Reichs derer Todren haben einſchreiben laſ- ſen, und deſſen oberſter Beherrſcher, der nicht etwan, wie die blinden Heyden dichten, Plu- to heiſt, ſondern Jehovah Zebaoth iſt, wir den Eyd der Treue, und daß wir unſer Leben bioß von ihm zu Lehen tragen, allbereit abgeleget haben.
Was
36) S. die ſechs deutſchen Reden p. 29. 30.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0268"n="176"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>ſtenthums zu vermengen. Es iſt leicht zu begreifen,<lb/>
Meine Herren, daß ſie ſich durch eine ſolche Ein-<lb/>ſchraͤnckung viele unnoͤthige Muͤhe aufbuͤrden, und<lb/>
ihre Reden unzaͤhliger Annehmlichkeiten berauben.<lb/>
Wohl hat demnach der Herr Prof. Philippi gethan,<lb/>
daß er alle dieſe aberglaͤubige Regeln, auf eine heroi-<lb/>ſche Weiſe mit Fuͤſſen getreten, und ſo wohl durch<lb/>
Einmiſchung heidniſcher Begrife, als durch deren<lb/>
liebliche Vermengung mit denen chriſtlichen, ſeiner<lb/>
Rede eine Zierde gegeben hat, die unausſprechlich<lb/>
iſt, und alle, die ſie hoͤren, oder leſen, ungemein ver-<lb/>
gnuͤgen muß.</p><lb/><p>Ohne dieſe Heldenmuͤthige Ubertretung der ge-<lb/>
meinen Regeln wuͤrden wir nicht folgende anmuthi-<lb/>
ge Stelle leſen. <hirendition="#fr">Es werden, ſpricht der Herr<lb/>
Prof. Philippi</hi><noteplace="foot"n="36)">S. die ſechs deutſchen Reden <hirendition="#aq">p.</hi> 29. 30.</note>, <hirendition="#fr">aber davor die unterirr-<lb/>
digen Grotten mit dieſer neu ankommenden<lb/>
Preißwuͤrdigſten Goͤttin begluͤckſeeliget, und<lb/>ſie wird von allen deren Jnwohnern auf das<lb/>
ehrerbietigſte und zaͤrtlichſte empfangen; dar-<lb/>
uͤber ſolten wir denn nun auch uns ſelbſt<lb/>
hoͤchlich erfreuen, weil wir ia uns, gleich<lb/>
nach unſer Geburth, als Unterthanen des<lb/>
Reichs derer Todren haben einſchreiben laſ-<lb/>ſen, und deſſen oberſter Beherrſcher, der nicht<lb/>
etwan, wie die blinden Heyden dichten, Plu-<lb/>
to heiſt, ſondern Jehovah Zebaoth iſt, wir<lb/>
den Eyd der Treue, und daß wir unſer Leben<lb/>
bioß von ihm zu Lehen tragen, allbereit<lb/>
abgeleget haben.</hi></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Was</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0268]
(o)
ſtenthums zu vermengen. Es iſt leicht zu begreifen,
Meine Herren, daß ſie ſich durch eine ſolche Ein-
ſchraͤnckung viele unnoͤthige Muͤhe aufbuͤrden, und
ihre Reden unzaͤhliger Annehmlichkeiten berauben.
Wohl hat demnach der Herr Prof. Philippi gethan,
daß er alle dieſe aberglaͤubige Regeln, auf eine heroi-
ſche Weiſe mit Fuͤſſen getreten, und ſo wohl durch
Einmiſchung heidniſcher Begrife, als durch deren
liebliche Vermengung mit denen chriſtlichen, ſeiner
Rede eine Zierde gegeben hat, die unausſprechlich
iſt, und alle, die ſie hoͤren, oder leſen, ungemein ver-
gnuͤgen muß.
Ohne dieſe Heldenmuͤthige Ubertretung der ge-
meinen Regeln wuͤrden wir nicht folgende anmuthi-
ge Stelle leſen. Es werden, ſpricht der Herr
Prof. Philippi 36), aber davor die unterirr-
digen Grotten mit dieſer neu ankommenden
Preißwuͤrdigſten Goͤttin begluͤckſeeliget, und
ſie wird von allen deren Jnwohnern auf das
ehrerbietigſte und zaͤrtlichſte empfangen; dar-
uͤber ſolten wir denn nun auch uns ſelbſt
hoͤchlich erfreuen, weil wir ia uns, gleich
nach unſer Geburth, als Unterthanen des
Reichs derer Todren haben einſchreiben laſ-
ſen, und deſſen oberſter Beherrſcher, der nicht
etwan, wie die blinden Heyden dichten, Plu-
to heiſt, ſondern Jehovah Zebaoth iſt, wir
den Eyd der Treue, und daß wir unſer Leben
bioß von ihm zu Lehen tragen, allbereit
abgeleget haben.
Was
36) S. die ſechs deutſchen Reden p. 29. 30.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/268>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.