wunderlichen Schriften in Sachsen vor Aufsehen gemacht hatten, nicht wuste, daß er in der Welt war. Allein das Maaß seiner gelehrten Ausschweifungen war voll, und ich muste, wieder alles Vermuthen, seine Geissel seyn.
Meine Anmerckungen über die Geschich- te von der Zerstörung der Stadt Jerusa- lem gaben Gelegenheit dazu. Einer mei- ner Freunde brachte diese Anmerckungen nach Sachsen, und sie hatten das Glück, ge- wissen Leuten daselbest zu gefallen. Man glaubte, eine Satyre von eben der Art, würde dem Hrn. Prof. Philippi sehr heil- sahm seyn, und ich ward inständig ersu- chet, mich auch über diesen elenden Scri- benten zu erbarmen. Man schickte mir zu dem Ende seine sechs deutsche Reden, und ertheilte mir eine umständliche Nach- richt von seiner Person und von seinen Um- ständen.
Jch gestehe, es kam mir hart vor, gegen einen Menschen zu schreiben, den ich nicht kannte, und der mir niemahlen das gering- ste zuwieder gethan hatte. Allein ich trug, aus gewissen Ursachen, Bedencken, denen- jenigen, die mich darum ersuchten, ihr Begehren abzuschlagen. Jch laß überdem
das
(o)
wunderlichen Schriften in Sachſen vor Aufſehen gemacht hatten, nicht wuſte, daß er in der Welt war. Allein das Maaß ſeiner gelehrten Ausſchweifungen war voll, und ich muſte, wieder alles Vermuthen, ſeine Geiſſel ſeyn.
Meine Anmerckungen uͤber die Geſchich- te von der Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſa- lem gaben Gelegenheit dazu. Einer mei- ner Freunde brachte dieſe Anmerckungen nach Sachſen, und ſie hatten das Gluͤck, ge- wiſſen Leuten daſelbeſt zu gefallen. Man glaubte, eine Satyre von eben der Art, wuͤrde dem Hrn. Prof. Philippi ſehr heil- ſahm ſeyn, und ich ward inſtaͤndig erſu- chet, mich auch uͤber dieſen elenden Scri- benten zu erbarmen. Man ſchickte mir zu dem Ende ſeine ſechs deutſche Reden, und ertheilte mir eine umſtaͤndliche Nach- richt von ſeiner Perſon und von ſeinen Um- ſtaͤnden.
Jch geſtehe, es kam mir hart vor, gegen einen Menſchen zu ſchreiben, den ich nicht kannte, und der mir niemahlen das gering- ſte zuwieder gethan hatte. Allein ich trug, aus gewiſſen Urſachen, Bedencken, denen- jenigen, die mich darum erſuchten, ihr Begehren abzuſchlagen. Jch laß uͤberdem
das
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(o)
wunderlichen Schriften in Sachſen vor
Aufſehen gemacht hatten, nicht wuſte, daß
er in der Welt war. Allein das Maaß
ſeiner gelehrten Ausſchweifungen war voll,
und ich muſte, wieder alles Vermuthen,
ſeine Geiſſel ſeyn.
Meine Anmerckungen uͤber die Geſchich-
te von der Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſa-
lem gaben Gelegenheit dazu. Einer mei-
ner Freunde brachte dieſe Anmerckungen
nach Sachſen, und ſie hatten das Gluͤck, ge-
wiſſen Leuten daſelbeſt zu gefallen. Man
glaubte, eine Satyre von eben der Art,
wuͤrde dem Hrn. Prof. Philippi ſehr heil-
ſahm ſeyn, und ich ward inſtaͤndig erſu-
chet, mich auch uͤber dieſen elenden Scri-
benten zu erbarmen. Man ſchickte mir zu
dem Ende ſeine ſechs deutſche Reden,
und ertheilte mir eine umſtaͤndliche Nach-
richt von ſeiner Perſon und von ſeinen Um-
ſtaͤnden.
Jch geſtehe, es kam mir hart vor, gegen
einen Menſchen zu ſchreiben, den ich nicht
kannte, und der mir niemahlen das gering-
ſte zuwieder gethan hatte. Allein ich trug,
aus gewiſſen Urſachen, Bedencken, denen-
jenigen, die mich darum erſuchten, ihr
Begehren abzuſchlagen. Jch laß uͤberdem
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/26>, abgerufen am 21.11.2024.
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