"nem Kämmerlein. Jch rufe GOtt an: Aber ich "gebärde mich nicht dabey als ein Besessener. Jch "kan mit GOtt reden, ohne daß ich nöthig habe, "den Psalter, und die Offenbahrung Johannis aus- "zuplündern. Ein so wüstes Geplapper gefällt "GOtt nicht. Jch rede, als ein Deutscher, deutsch "mit ihm, und ich dencke, er verstehe mich. Jch "will diese Art zu beten dem Herrn Prof. Philippi "nicht aufdringen. Er kan mit seinem GOtt so hoch "und unverständlich reden, als es ihm beliebt. Er "kan es thun, in welcher Leibes-Stellung er will. "Nur thue er es nicht zur Unzeit. Auf der Can- "tzel kan er beten, so lange es ihm gut deucht: Auf "der Catheder aber muß er den Priestern nicht nach- "äffen. Thur er es, so lacht man ihn aus: Und "wirft Er denn mit Religions-Spöttern um sich, "so hält man ihn vor einen scheinheiligen Lästerer, "und das von Rechts wegen.
So redete der Bösewicht. Allein, Meine Her- ren, ich bin von ihrer bekannten GOttes-Furcht so überführet, daß ich festiglich glaube, Sie werden darum von dem Verfahren des Herrn Prof. Phi- lippi nicht anders urtheilen, als der Herr Prof. selbst und, Trotz allen Religions-Spöttern, ein so gott- seeliges Bezeigen vor höchst erbaulich halten. Jch bin auch versichert, daß keiner unter Jhnen ferner unsern Bet-Ernst, in Verdacht haben wird, daß Er ein Thomasianer sey, und wenn Er es gleich selbst sagte. Seine Thaten rechtfertigen ihn, und ich brauche weiter kein Wort vor ihn zu reden.
Jch gehe demnach, mit Dero Erlaubniß wieder zurücke, um diejenigen Schönheiten, welche ich in
dieser
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„nem Kaͤmmerlein. Jch rufe GOtt an: Aber ich „gebaͤrde mich nicht dabey als ein Beſeſſener. Jch „kan mit GOtt reden, ohne daß ich noͤthig habe, „den Pſalter, und die Offenbahrung Johannis aus- „zupluͤndern. Ein ſo wuͤſtes Geplapper gefaͤllt „GOtt nicht. Jch rede, als ein Deutſcher, deutſch „mit ihm, und ich dencke, er verſtehe mich. Jch „will dieſe Art zu beten dem Herrn Prof. Philippi „nicht aufdringen. Er kan mit ſeinem GOtt ſo hoch „und unverſtaͤndlich reden, als es ihm beliebt. Er „kan es thun, in welcher Leibes-Stellung er will. „Nur thue er es nicht zur Unzeit. Auf der Can- „tzel kan er beten, ſo lange es ihm gut deucht: Auf „der Catheder aber muß er den Prieſtern nicht nach- „aͤffen. Thur er es, ſo lacht man ihn aus: Und „wirft Er denn mit Religions-Spoͤttern um ſich, „ſo haͤlt man ihn vor einen ſcheinheiligen Laͤſterer, „und das von Rechts wegen.
So redete der Boͤſewicht. Allein, Meine Her- ren, ich bin von ihrer bekannten GOttes-Furcht ſo uͤberfuͤhret, daß ich feſtiglich glaube, Sie werden darum von dem Verfahren des Herrn Prof. Phi- lippi nicht anders urtheilen, als der Herr Prof. ſelbſt und, Trotz allen Religions-Spoͤttern, ein ſo gott- ſeeliges Bezeigen vor hoͤchſt erbaulich halten. Jch bin auch verſichert, daß keiner unter Jhnen ferner unſern Bet-Ernſt, in Verdacht haben wird, daß Er ein Thomaſianer ſey, und wenn Er es gleich ſelbſt ſagte. Seine Thaten rechtfertigen ihn, und ich brauche weiter kein Wort vor ihn zu reden.
Jch gehe demnach, mit Dero Erlaubniß wieder zuruͤcke, um diejenigen Schoͤnheiten, welche ich in
dieſer
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„nem Kaͤmmerlein. Jch rufe GOtt an: Aber ich
„gebaͤrde mich nicht dabey als ein Beſeſſener. Jch
„kan mit GOtt reden, ohne daß ich noͤthig habe,
„den Pſalter, und die Offenbahrung Johannis aus-
„zupluͤndern. Ein ſo wuͤſtes Geplapper gefaͤllt
„GOtt nicht. Jch rede, als ein Deutſcher, deutſch
„mit ihm, und ich dencke, er verſtehe mich. Jch
„will dieſe Art zu beten dem Herrn Prof. Philippi
„nicht aufdringen. Er kan mit ſeinem GOtt ſo hoch
„und unverſtaͤndlich reden, als es ihm beliebt. Er
„kan es thun, in welcher Leibes-Stellung er will.
„Nur thue er es nicht zur Unzeit. Auf der Can-
„tzel kan er beten, ſo lange es ihm gut deucht: Auf
„der Catheder aber muß er den Prieſtern nicht nach-
„aͤffen. Thur er es, ſo lacht man ihn aus: Und
„wirft Er denn mit Religions-Spoͤttern um ſich,
„ſo haͤlt man ihn vor einen ſcheinheiligen Laͤſterer,
„und das von Rechts wegen.
So redete der Boͤſewicht. Allein, Meine Her-
ren, ich bin von ihrer bekannten GOttes-Furcht ſo
uͤberfuͤhret, daß ich feſtiglich glaube, Sie werden
darum von dem Verfahren des Herrn Prof. Phi-
lippi nicht anders urtheilen, als der Herr Prof. ſelbſt
und, Trotz allen Religions-Spoͤttern, ein ſo gott-
ſeeliges Bezeigen vor hoͤchſt erbaulich halten. Jch
bin auch verſichert, daß keiner unter Jhnen ferner
unſern Bet-Ernſt, in Verdacht haben wird, daß
Er ein Thomaſianer ſey, und wenn Er es gleich ſelbſt
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/258>, abgerufen am 25.11.2024.
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