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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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fall finden würde. Wie gut auch der Begrif ist,
den Ervon sich und seinen Reden hat, und wie fest
Er auch, in dem Vorbericht zu seinen Reden, ver-
sichert zu seyn scheinet, daß keiner seiner Leser ein
Momus seyn werde, so vermuthet Er doch, daß
viele über die heilige Tour lachen werden, die Er seiner
Rede gegeben, und welche seinen heiligen Zuhörern
besser als alle Kunst-Grife der Beredsamkeit gefal-
len hat. Aber Er kehrt sich an das Lachen solcher
Spötter nicht. Er setzt einen Trumpf darauf, und
erklärt alle, die über seine andächtige Seufzer, und
seinen vor GOtt gethanen Fuß-Fall lachen, gerade
weg vor Religions-Spötter.

Er hat vielleicht gedacht die Gottlosen dadurch zu
schrecken: Aber, Meine Herren, ich habe mit Be-
stürtzung erfahren müssen, daß diese Halsstarrige
noch Recht übrig zu haben vermeynen, und durch die
Anmerckung, in welcher der Herr Philippi sie Religi-
ons-Spötter heisset, noch mehr erbittert worden sind.

"Was? sprach neulich einer zu mir, solte man
"darum gleich ein Spötter der Religion werden,
"wenn man über einen Menschen lacht, der durch
"eine unzeitige Andacht eine Gesellschafft, die bloß
"die Uebung der Beredsamkeit zum Zweck hat, in
"eine Qväcker-Versammlung verwandelt? Oder
"meint der Herr Prof. Philippi, daß dieses das
"Kenn-Zeichen eines rechten Christen sey, wenn
"man, ohne Betrachtung des Wohlstandes, und
"ohne Zeit und Ort zu unterscheiden, zur Erden nie-
"derfällt, und, unter den greßlichsten Verdrehun-
"gen, GOtt mit einer Menge hebräischer Titel zu
"übertäuben sucht? Jch bete auch: Aber in mei-

"nem
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(o)
fall finden wuͤrde. Wie gut auch der Begrif iſt,
den Ervon ſich und ſeinen Reden hat, und wie feſt
Er auch, in dem Vorbericht zu ſeinen Reden, ver-
ſichert zu ſeyn ſcheinet, daß keiner ſeiner Leſer ein
Momus ſeyn werde, ſo vermuthet Er doch, daß
viele uͤber die heilige Tour lachen werden, die Er ſeiner
Rede gegeben, und welche ſeinen heiligen Zuhoͤrern
beſſer als alle Kunſt-Grife der Beredſamkeit gefal-
len hat. Aber Er kehrt ſich an das Lachen ſolcher
Spoͤtter nicht. Er ſetzt einen Trumpf darauf, und
erklaͤrt alle, die uͤber ſeine andaͤchtige Seufzer, und
ſeinen vor GOtt gethanen Fuß-Fall lachen, gerade
weg vor Religions-Spoͤtter.

Er hat vielleicht gedacht die Gottloſen dadurch zu
ſchrecken: Aber, Meine Herren, ich habe mit Be-
ſtuͤrtzung erfahren muͤſſen, daß dieſe Halsſtarrige
noch Recht uͤbrig zu haben vermeynen, und durch die
Anmerckung, in welcher der Herr Philippi ſie Religi-
ons-Spoͤtter heiſſet, noch mehr erbittert worden ſind.

“Was? ſprach neulich einer zu mir, ſolte man
„darum gleich ein Spoͤtter der Religion werden,
„wenn man uͤber einen Menſchen lacht, der durch
„eine unzeitige Andacht eine Geſellſchafft, die bloß
„die Uebung der Beredſamkeit zum Zweck hat, in
„eine Qvaͤcker-Verſammlung verwandelt? Oder
„meint der Herr Prof. Philippi, daß dieſes das
„Kenn-Zeichen eines rechten Chriſten ſey, wenn
„man, ohne Betrachtung des Wohlſtandes, und
„ohne Zeit und Ort zu unterſcheiden, zur Erden nie-
„derfaͤllt, und, unter den greßlichſten Verdrehun-
„gen, GOtt mit einer Menge hebraͤiſcher Titel zu
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[165/0257] (o) fall finden wuͤrde. Wie gut auch der Begrif iſt, den Ervon ſich und ſeinen Reden hat, und wie feſt Er auch, in dem Vorbericht zu ſeinen Reden, ver- ſichert zu ſeyn ſcheinet, daß keiner ſeiner Leſer ein Momus ſeyn werde, ſo vermuthet Er doch, daß viele uͤber die heilige Tour lachen werden, die Er ſeiner Rede gegeben, und welche ſeinen heiligen Zuhoͤrern beſſer als alle Kunſt-Grife der Beredſamkeit gefal- len hat. Aber Er kehrt ſich an das Lachen ſolcher Spoͤtter nicht. Er ſetzt einen Trumpf darauf, und erklaͤrt alle, die uͤber ſeine andaͤchtige Seufzer, und ſeinen vor GOtt gethanen Fuß-Fall lachen, gerade weg vor Religions-Spoͤtter. Er hat vielleicht gedacht die Gottloſen dadurch zu ſchrecken: Aber, Meine Herren, ich habe mit Be- ſtuͤrtzung erfahren muͤſſen, daß dieſe Halsſtarrige noch Recht uͤbrig zu haben vermeynen, und durch die Anmerckung, in welcher der Herr Philippi ſie Religi- ons-Spoͤtter heiſſet, noch mehr erbittert worden ſind. “Was? ſprach neulich einer zu mir, ſolte man „darum gleich ein Spoͤtter der Religion werden, „wenn man uͤber einen Menſchen lacht, der durch „eine unzeitige Andacht eine Geſellſchafft, die bloß „die Uebung der Beredſamkeit zum Zweck hat, in „eine Qvaͤcker-Verſammlung verwandelt? Oder „meint der Herr Prof. Philippi, daß dieſes das „Kenn-Zeichen eines rechten Chriſten ſey, wenn „man, ohne Betrachtung des Wohlſtandes, und „ohne Zeit und Ort zu unterſcheiden, zur Erden nie- „derfaͤllt, und, unter den greßlichſten Verdrehun- „gen, GOtt mit einer Menge hebraͤiſcher Titel zu „uͤbertaͤuben ſucht? Jch bete auch: Aber in mei- „nem L 3

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/257>, abgerufen am 25.11.2024.