so viele deutliche Proben einer ausnehmenden An- dacht und Heiligkeit gegeben, daß man schweren sol- te, Er sey ein Schooß-Jünger des Knechts GOt- tes Jochen in Halle24)?
Sie erlauben mir, Meine Herren, daß ich zum Beweiß dieses Satzes ihnen eine Stelle, ja wenns auch noch mehrere wären25), aus der gemeldten Gedächtnißrede vorlese. Sie werden daraus er- kennen, daß der Herr Prof. Philippi einer der gotts- fürchtigsten Rechtsgelahrten ist, die iemahls gele- bet haben. Wahrlich, Meine Herren, ich kan ohne in- nigliche Bewegung meiner Seelen, an die seltenen, hohen, und zärtlichen Ausdrückungen nicht geden- cken, deren Er sich in der zierlichen Anrede an die GOttesfurcht, die ich Jhnen jetzo vorlesen werde, bedienet hat. Nachdem der Herr Prof. vorhero auf die beweglichste Art mit der Großmächtigsten Königin Tugend complimentiret, und dieselbe instän- digst gebeten hat, noch etwas hier auf Erden zu ver- weilen, so kömmt Er auf die GOttesfurcht der Köni- gin, und bricht, nachdem Er gesaget, daß die Königin, als eine wahrhafte Christiana, sich der ungeheuchel- ten Frömmigkeit zu einem völligen Eigenthum Le- benslang gewidmet, und mit ihr, wie er sich gar nachdencklich ausdrücket, anders nicht, als leben und sterben zu wollen, verlanget, in diese güldene Worte aus: Aber o! du Flämmlein aus gött-
licher
24) S. des Herrn Rambachs Denckmahl der Liebe p. 5.
25) S. die sechs deutschen Reden p. 39.
(o)
ſo viele deutliche Proben einer ausnehmenden An- dacht und Heiligkeit gegeben, daß man ſchweren ſol- te, Er ſey ein Schooß-Juͤnger des Knechts GOt- tes Jochen in Halle24)?
Sie erlauben mir, Meine Herren, daß ich zum Beweiß dieſes Satzes ihnen eine Stelle, ja wenns auch noch mehrere waͤren25), aus der gemeldten Gedaͤchtnißrede vorleſe. Sie werden daraus er- kennen, daß der Herr Prof. Philippi einer der gotts- fuͤrchtigſten Rechtsgelahrten iſt, die iemahls gele- bet haben. Wahrlich, Meine Herren, ich kan ohne in- nigliche Bewegung meiner Seelen, an die ſeltenen, hohen, und zaͤrtlichen Ausdruͤckungen nicht geden- cken, deren Er ſich in der zierlichen Anrede an die GOttesfurcht, die ich Jhnen jetzo vorleſen werde, bedienet hat. Nachdem der Herr Prof. vorhero auf die beweglichſte Art mit der Großmaͤchtigſten Koͤnigin Tugend complimentiret, und dieſelbe inſtaͤn- digſt gebeten hat, noch etwas hier auf Erden zu ver- weilen, ſo koͤmmt Er auf die GOttesfurcht der Koͤni- gin, und bricht, nachdem Er geſaget, daß die Koͤnigin, als eine wahrhafte Chriſtiana, ſich der ungeheuchel- ten Froͤmmigkeit zu einem voͤlligen Eigenthum Le- benslang gewidmet, und mit ihr, wie er ſich gar nachdencklich ausdruͤcket, anders nicht, als leben und ſterben zu wollen, verlanget, in dieſe guͤldene Worte aus: Aber o! du Flaͤmmlein aus goͤtt-
licher
24) S. des Herrn Rambachs Denckmahl der Liebe p. 5.
25) S. die ſechs deutſchen Reden p. 39.
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ſo viele deutliche Proben einer ausnehmenden An-
dacht und Heiligkeit gegeben, daß man ſchweren ſol-
te, Er ſey ein Schooß-Juͤnger des Knechts GOt-
tes Jochen in Halle 24)?
Sie erlauben mir, Meine Herren, daß ich zum
Beweiß dieſes Satzes ihnen eine Stelle, ja wenns
auch noch mehrere waͤren 25), aus der gemeldten
Gedaͤchtnißrede vorleſe. Sie werden daraus er-
kennen, daß der Herr Prof. Philippi einer der gotts-
fuͤrchtigſten Rechtsgelahrten iſt, die iemahls gele-
bet haben. Wahrlich, Meine Herren, ich kan ohne in-
nigliche Bewegung meiner Seelen, an die ſeltenen,
hohen, und zaͤrtlichen Ausdruͤckungen nicht geden-
cken, deren Er ſich in der zierlichen Anrede an die
GOttesfurcht, die ich Jhnen jetzo vorleſen werde,
bedienet hat. Nachdem der Herr Prof. vorhero
auf die beweglichſte Art mit der Großmaͤchtigſten
Koͤnigin Tugend complimentiret, und dieſelbe inſtaͤn-
digſt gebeten hat, noch etwas hier auf Erden zu ver-
weilen, ſo koͤmmt Er auf die GOttesfurcht der Koͤni-
gin, und bricht, nachdem Er geſaget, daß die Koͤnigin,
als eine wahrhafte Chriſtiana, ſich der ungeheuchel-
ten Froͤmmigkeit zu einem voͤlligen Eigenthum Le-
benslang gewidmet, und mit ihr, wie er ſich gar
nachdencklich ausdruͤcket, anders nicht, als leben
und ſterben zu wollen, verlanget, in dieſe guͤldene
Worte aus: Aber o! du Flaͤmmlein aus goͤtt-
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24) S. des Herrn Rambachs Denckmahl der Liebe p. 5.
25) S. die ſechs deutſchen Reden p. 39.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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