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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
sonderlich wohl gefallen: Aber ich besorge, der gute
Begrif, den Sie dadurch von dem Herrn Prof. be-
kommen, dürfte durch die Anmerckung, mit welcher
Er seinen feinen und heroischen Schertz erläutert, ei-
nen Stoß leiden, indem der Herr Prof. in derselben
sich vor einen Thomasianer ausgiebt.

Ein Thomasianer? werden Sie dencken. Be-
wahre GOtt! Ach! ist es nicht ewig Schade, daß
ein so geschickter Mann an den bösen Lehren dieses
Unseeligen, einen Gefallen findet, der unserer Ge-
sellschaft, und vornehmlich dem ehrwürdigsten Theil
derselben so vielen Dampf angethan hat? Wir ge-
dachten an dem Hrn. Prof. Philippi noch viele Freu-
de zu erleben, und sahen ihn bereits als die grösste Zier-
de, und vornehmste Stütze unserer Gesellschaft an:
und siehe! nun ist er ein Thomasianer. Ach das GOtt
erbarm! .... Aber gemach, Meine Herren! ge-
bärden Sie sich nicht so übel. Der Herr Prof.
Philippi ist kein Thomasianer. Jch schwere es ih-
nen zu. Er sagt es zwar: Aber Er meint es so böse
nicht. Er ist nur in so weit ein Thomasianer, daß
Er mit dem Thomasius mißbilliget, wenn einfältige
Rechtsgelahrte das Römische Recht zur Unzeit an-
führen. Seine Worte geben es deutlich zuerkennen,
daß dieses seine Meynung sey. Er spricht: Jch bin
NB. hierinn ein Thomasianer. Und wie wäre es
auch möglich, daß der Herr Prof. Philippi ein völ-
liger Thomasianer sey, da er in der Leichenpredigt, so
Er der Königin von Pohlen gehalten hat, und welche
unter seinen sechs deutschen Reden die andere ist,

so

(o)
ſonderlich wohl gefallen: Aber ich beſorge, der gute
Begrif, den Sie dadurch von dem Herrn Prof. be-
kommen, duͤrfte durch die Anmerckung, mit welcher
Er ſeinen feinen und heroiſchen Schertz erlaͤutert, ei-
nen Stoß leiden, indem der Herr Prof. in derſelben
ſich vor einen Thomaſianer ausgiebt.

Ein Thomaſianer? werden Sie dencken. Be-
wahre GOtt! Ach! iſt es nicht ewig Schade, daß
ein ſo geſchickter Mann an den boͤſen Lehren dieſes
Unſeeligen, einen Gefallen findet, der unſerer Ge-
ſellſchaft, und vornehmlich dem ehrwuͤrdigſten Theil
derſelben ſo vielen Dampf angethan hat? Wir ge-
dachten an dem Hrn. Prof. Philippi noch viele Freu-
de zu erleben, und ſahen ihn bereits als die groͤſſte Zier-
de, und vornehmſte Stuͤtze unſerer Geſellſchaft an:
und ſiehe! nun iſt er ein Thomaſianer. Ach das GOtt
erbarm! .... Aber gemach, Meine Herren! ge-
baͤrden Sie ſich nicht ſo uͤbel. Der Herr Prof.
Philippi iſt kein Thomaſianer. Jch ſchwere es ih-
nen zu. Er ſagt es zwar: Aber Er meint es ſo boͤſe
nicht. Er iſt nur in ſo weit ein Thomaſianer, daß
Er mit dem Thomaſius mißbilliget, wenn einfaͤltige
Rechtsgelahrte das Roͤmiſche Recht zur Unzeit an-
fuͤhren. Seine Worte geben es deutlich zuerkennen,
daß dieſes ſeine Meynung ſey. Er ſpricht: Jch bin
NB. hierinn ein Thomaſianer. Und wie waͤre es
auch moͤglich, daß der Herr Prof. Philippi ein voͤl-
liger Thomaſianer ſey, da er in der Leichenpredigt, ſo
Er der Koͤnigin von Pohlen gehalten hat, und welche
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[159/0251] (o) ſonderlich wohl gefallen: Aber ich beſorge, der gute Begrif, den Sie dadurch von dem Herrn Prof. be- kommen, duͤrfte durch die Anmerckung, mit welcher Er ſeinen feinen und heroiſchen Schertz erlaͤutert, ei- nen Stoß leiden, indem der Herr Prof. in derſelben ſich vor einen Thomaſianer ausgiebt. Ein Thomaſianer? werden Sie dencken. Be- wahre GOtt! Ach! iſt es nicht ewig Schade, daß ein ſo geſchickter Mann an den boͤſen Lehren dieſes Unſeeligen, einen Gefallen findet, der unſerer Ge- ſellſchaft, und vornehmlich dem ehrwuͤrdigſten Theil derſelben ſo vielen Dampf angethan hat? Wir ge- dachten an dem Hrn. Prof. Philippi noch viele Freu- de zu erleben, und ſahen ihn bereits als die groͤſſte Zier- de, und vornehmſte Stuͤtze unſerer Geſellſchaft an: und ſiehe! nun iſt er ein Thomaſianer. Ach das GOtt erbarm! .... Aber gemach, Meine Herren! ge- baͤrden Sie ſich nicht ſo uͤbel. Der Herr Prof. Philippi iſt kein Thomaſianer. Jch ſchwere es ih- nen zu. Er ſagt es zwar: Aber Er meint es ſo boͤſe nicht. Er iſt nur in ſo weit ein Thomaſianer, daß Er mit dem Thomaſius mißbilliget, wenn einfaͤltige Rechtsgelahrte das Roͤmiſche Recht zur Unzeit an- fuͤhren. Seine Worte geben es deutlich zuerkennen, daß dieſes ſeine Meynung ſey. Er ſpricht: Jch bin NB. hierinn ein Thomaſianer. Und wie waͤre es auch moͤglich, daß der Herr Prof. Philippi ein voͤl- liger Thomaſianer ſey, da er in der Leichenpredigt, ſo Er der Koͤnigin von Pohlen gehalten hat, und welche unter ſeinen ſechs deutſchen Reden die andere iſt, ſo

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/251>, abgerufen am 24.11.2024.