Jch fühle, Meine Herren, daß dieser Seufzer nicht ohne Würckung ist. Machen Sie sich dem- nach gefast, solche Sachen zu hören, darüber Sie erstaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren20) zu meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh- menden Eigenschaften eines Redners, der seines glei- chen nicht hat.
Dero huldreicher Anblick verspricht mir diejenige Aufmercksamkeit, welche Sachen von der Wich- tigkeit mit Recht verdienen, sie mögen auch so schlecht vorgetragen werden, als sie wollen; und die grosse Begierde Dero sehnliches Verlangen zu stillen, macht, daß ich nicht lange nach sinne, wie ich Jhnen die so grosse Anzahl der Schönheiten, welche ich in den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne Verwirrung vor Augen legen soll.
Jch nehme, mit Dero gütigen Erlaubniß21), die Reden des Herrn Prof. Philippi selbst zur Hand. Jch werde sie nach der Reihe durchblättern, und, was ich schönes in denselben finde, aufrichtig vortragen.
Die
20) Da der geneigte Leser mich nun nicht hören kan, so wird Er so gütig seyn, und statt der Ohren, seine Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh- ro gedruckt lesen mag, eines geneigten Anblicks wür- digen.
21) Wie ich dieses mit einer wohlanständigen Beugung des Leibes gesaget hatte, so näherte ich mich auf eine un- gezwungene, jedoch sittsame Art dem Fenster, als in welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-
sehen,
(o)
Jch fuͤhle, Meine Herren, daß dieſer Seufzer nicht ohne Wuͤrckung iſt. Machen Sie ſich dem- nach gefaſt, ſolche Sachen zu hoͤren, daruͤber Sie erſtaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren20) zu meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh- menden Eigenſchaften eines Redners, der ſeines glei- chen nicht hat.
Dero huldreicher Anblick verſpricht mir diejenige Aufmerckſamkeit, welche Sachen von der Wich- tigkeit mit Recht verdienen, ſie moͤgen auch ſo ſchlecht vorgetragen werden, als ſie wollen; und die groſſe Begierde Dero ſehnliches Verlangen zu ſtillen, macht, daß ich nicht lange nach ſinne, wie ich Jhnen die ſo groſſe Anzahl der Schoͤnheiten, welche ich in den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne Verwirrung vor Augen legen ſoll.
Jch nehme, mit Dero guͤtigen Erlaubniß21), die Reden des Herrn Prof. Philippi ſelbſt zur Hand. Jch werde ſie nach der Reihe durchblaͤttern, und, was ich ſchoͤnes in denſelben finde, aufrichtig vortragen.
Die
20) Da der geneigte Leſer mich nun nicht hoͤren kan, ſo wird Er ſo guͤtig ſeyn, und ſtatt der Ohren, ſeine Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh- ro gedruckt leſen mag, eines geneigten Anblicks wuͤr- digen.
21) Wie ich dieſes mit einer wohlanſtaͤndigen Beugung des Leibes geſaget hatte, ſo naͤherte ich mich auf eine un- gezwungene, jedoch ſittſame Art dem Fenſter, als in welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-
ſehen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0247"n="155"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/><p>Jch fuͤhle, Meine Herren, daß dieſer Seufzer<lb/>
nicht ohne Wuͤrckung iſt. Machen Sie ſich dem-<lb/>
nach gefaſt, ſolche Sachen zu hoͤren, daruͤber Sie<lb/>
erſtaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren<noteplace="foot"n="20)">Da der geneigte Leſer mich nun nicht hoͤren kan, ſo<lb/>
wird Er ſo guͤtig ſeyn, und ſtatt der Ohren, ſeine<lb/>
Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh-<lb/>
ro gedruckt leſen mag, eines geneigten Anblicks wuͤr-<lb/>
digen.</note> zu<lb/>
meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh-<lb/>
menden Eigenſchaften eines Redners, der ſeines glei-<lb/>
chen nicht hat.</p><lb/><p>Dero huldreicher Anblick verſpricht mir diejenige<lb/>
Aufmerckſamkeit, welche Sachen von der Wich-<lb/>
tigkeit mit Recht verdienen, ſie moͤgen auch ſo ſchlecht<lb/>
vorgetragen werden, als ſie wollen; und die groſſe<lb/>
Begierde Dero ſehnliches Verlangen zu ſtillen,<lb/>
macht, daß ich nicht lange nach ſinne, wie ich Jhnen<lb/>
die ſo groſſe Anzahl der Schoͤnheiten, welche ich in<lb/>
den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne<lb/>
Verwirrung vor Augen legen ſoll.</p><lb/><p>Jch nehme, mit Dero guͤtigen Erlaubniß<notexml:id="f05"next="#f06"place="foot"n="21)">Wie ich dieſes mit einer wohlanſtaͤndigen Beugung<lb/>
des Leibes geſaget hatte, ſo naͤherte ich mich auf eine un-<lb/>
gezwungene, jedoch ſittſame Art dem Fenſter, als in<lb/>
welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehen,</fw></note>,<lb/>
die Reden des Herrn Prof. Philippi ſelbſt zur<lb/>
Hand. Jch werde ſie nach der Reihe durchblaͤttern,<lb/>
und, was ich ſchoͤnes in denſelben finde, aufrichtig<lb/>
vortragen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[155/0247]
(o)
Jch fuͤhle, Meine Herren, daß dieſer Seufzer
nicht ohne Wuͤrckung iſt. Machen Sie ſich dem-
nach gefaſt, ſolche Sachen zu hoͤren, daruͤber Sie
erſtaunen werden. Neigen Sie ihre Ohren 20) zu
meiner Rede, und bewundern mit mir die ausneh-
menden Eigenſchaften eines Redners, der ſeines glei-
chen nicht hat.
Dero huldreicher Anblick verſpricht mir diejenige
Aufmerckſamkeit, welche Sachen von der Wich-
tigkeit mit Recht verdienen, ſie moͤgen auch ſo ſchlecht
vorgetragen werden, als ſie wollen; und die groſſe
Begierde Dero ſehnliches Verlangen zu ſtillen,
macht, daß ich nicht lange nach ſinne, wie ich Jhnen
die ſo groſſe Anzahl der Schoͤnheiten, welche ich in
den Reden des Herrn Philippi wahrnehme, ohne
Verwirrung vor Augen legen ſoll.
Jch nehme, mit Dero guͤtigen Erlaubniß 21),
die Reden des Herrn Prof. Philippi ſelbſt zur
Hand. Jch werde ſie nach der Reihe durchblaͤttern,
und, was ich ſchoͤnes in denſelben finde, aufrichtig
vortragen.
Die
20) Da der geneigte Leſer mich nun nicht hoͤren kan, ſo
wird Er ſo guͤtig ſeyn, und ſtatt der Ohren, ſeine
Augen brauchen, und meine Rede, die er nunmeh-
ro gedruckt leſen mag, eines geneigten Anblicks wuͤr-
digen.
21) Wie ich dieſes mit einer wohlanſtaͤndigen Beugung
des Leibes geſaget hatte, ſo naͤherte ich mich auf eine un-
gezwungene, jedoch ſittſame Art dem Fenſter, als in
welchem ich die Reden des Herrn Philippi, aus Ver-
ſehen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/247>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.