als rechte Muster vollkommener Redner vorzustellen: So hoffe ich, daß alle diejenigen, die ihr eigen Be- stes lieben, und ihr Gewissen betrachten, sich innig- lich freuen werden, daß der Herr Prof. Philippi auf eine so feine Art die Nichtigkeit solcher Einfälle zeigen, und durch sein eigen Beyspiel unwidersprech- lich darthun wollen, wie leicht es sey, auch ohne sich an so beschwerliche Regeln zu binden, und ohne Ab- sicht auf die blinden Heiden, ein natürlicher, männ- licher und heroischer Redner zu werden.
Sie, Hochgeschätzte Anwesende, haben um so viel mehr Ursache über dieses heldenmüthige Unternehmen des Herrn Prof. Philippi zu frolocken, je genauer dasselbe mit dem Endzweck ihrer Gesellschaft über- einstimmet, und je gewisser Sie hoffen können, daß dadurch ihre Absichten ungemein werden befordert, und die Zahl ihrer Glieder, den Neidern zum Trotz, vermehret werden.
Jch vor meine Person weiß mich fast vor Freu- den nicht zu lassen, und es fehlet wenig, ich hüpfte auf einem Beine17), wenn ich mir vorstelle, was ein
so
17) Bey diesen Worten hub ich würcklich das eine Bein empor, um den Affect, in welchem ich war, lebhaft auszudrücken; welches Verfahren der geneigte Leser nicht vor ungereimt halten wird, wenn er sich nur erinnert, daß der Herr Prof. Philippi davor hält, es würde einen ungemeinen Eindruck geben, wenn der Redner im Stande wäre, durch die Kunst eine Ohnmacht, oder andern Hertzbrechenden Affect an- zunehmen. S. seine Sechs deutsche Reden p. 25.
(o)
als rechte Muſter vollkommener Redner vorzuſtellen: So hoffe ich, daß alle diejenigen, die ihr eigen Be- ſtes lieben, und ihr Gewiſſen betrachten, ſich innig- lich freuen werden, daß der Herr Prof. Philippi auf eine ſo feine Art die Nichtigkeit ſolcher Einfaͤlle zeigen, und durch ſein eigen Beyſpiel unwiderſprech- lich darthun wollen, wie leicht es ſey, auch ohne ſich an ſo beſchwerliche Regeln zu binden, und ohne Ab- ſicht auf die blinden Heiden, ein natuͤrlicher, maͤnn- licher und heroiſcher Redner zu werden.
Sie, Hochgeſchaͤtzte Anweſende, haben um ſo viel mehr Urſache uͤber dieſes heldenmuͤthige Unternehmen des Herrn Prof. Philippi zu frolocken, je genauer daſſelbe mit dem Endzweck ihrer Geſellſchaft uͤber- einſtimmet, und je gewiſſer Sie hoffen koͤnnen, daß dadurch ihre Abſichten ungemein werden befordert, und die Zahl ihrer Glieder, den Neidern zum Trotz, vermehret werden.
Jch vor meine Perſon weiß mich faſt vor Freu- den nicht zu laſſen, und es fehlet wenig, ich huͤpfte auf einem Beine17), wenn ich mir vorſtelle, was ein
ſo
17) Bey dieſen Worten hub ich wuͤrcklich das eine Bein empor, um den Affect, in welchem ich war, lebhaft auszudruͤcken; welches Verfahren der geneigte Leſer nicht vor ungereimt halten wird, wenn er ſich nur erinnert, daß der Herr Prof. Philippi davor haͤlt, es wuͤrde einen ungemeinen Eindruck geben, wenn der Redner im Stande waͤre, durch die Kunſt eine Ohnmacht, oder andern Hertzbrechenden Affect an- zunehmen. S. ſeine Sechs deutſche Reden p. 25.
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als rechte Muſter vollkommener Redner vorzuſtellen:
So hoffe ich, daß alle diejenigen, die ihr eigen Be-
ſtes lieben, und ihr Gewiſſen betrachten, ſich innig-
lich freuen werden, daß der Herr Prof. Philippi
auf eine ſo feine Art die Nichtigkeit ſolcher Einfaͤlle
zeigen, und durch ſein eigen Beyſpiel unwiderſprech-
lich darthun wollen, wie leicht es ſey, auch ohne ſich
an ſo beſchwerliche Regeln zu binden, und ohne Ab-
ſicht auf die blinden Heiden, ein natuͤrlicher, maͤnn-
licher und heroiſcher Redner zu werden.
Sie, Hochgeſchaͤtzte Anweſende, haben um ſo viel
mehr Urſache uͤber dieſes heldenmuͤthige Unternehmen
des Herrn Prof. Philippi zu frolocken, je genauer
daſſelbe mit dem Endzweck ihrer Geſellſchaft uͤber-
einſtimmet, und je gewiſſer Sie hoffen koͤnnen, daß
dadurch ihre Abſichten ungemein werden befordert,
und die Zahl ihrer Glieder, den Neidern zum Trotz,
vermehret werden.
Jch vor meine Perſon weiß mich faſt vor Freu-
den nicht zu laſſen, und es fehlet wenig, ich huͤpfte
auf einem Beine 17), wenn ich mir vorſtelle, was ein
ſo
17) Bey dieſen Worten hub ich wuͤrcklich das eine Bein
empor, um den Affect, in welchem ich war, lebhaft
auszudruͤcken; welches Verfahren der geneigte Leſer
nicht vor ungereimt halten wird, wenn er ſich nur
erinnert, daß der Herr Prof. Philippi davor haͤlt,
es wuͤrde einen ungemeinen Eindruck geben, wenn
der Redner im Stande waͤre, durch die Kunſt eine
Ohnmacht, oder andern Hertzbrechenden Affect an-
zunehmen. S. ſeine Sechs deutſche Reden p. 25.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/244>, abgerufen am 27.11.2024.
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