ista loca venisse, ubi aliquid sapere vi- derere(3). Jch wünsche indessen von Her- tzen, daß er nicht als Compastor an der deutschen Kirche zu Nordköping sterben; sondern bald zu einer bessern, und ihm an- genehmern Stelle in seine Vater-Stadt zurück berufen werden möge.
Der andere Held, mit dem ich gekäm- pfet habe, ist der Hr. D. Johann Ernst Philippi, ehemahliger Professor der deut- schen Wohlredenheit zu Halle. Er ist der andere Sohn eines Hof-Predigers zu Mer- seburg, der vor einigen Jahren gestorben ist, und den Ruhm hinterlassen hat, daß er ein frommer und exemplarischer Mann gewesen. Der Sohn hat nimmer in den Wegen seines Vaters gewandelt, sondern allezeit einen unruhigen Kopf gehabt.
Jm Jahr 1726 gab er eine Schrift wie- der die damahlige grosse Lotterey in Sach- sen heraus, und ward dieses Muthwil- lens wegen auf das Schloß zu Meissen gefangen gesetzet. Er kam endlich wieder loß, und begab sich nach Merseburg, wo- selbst er advocirte: Aber mit so schlech- tem Glücke, daß ihm fast in allen Urtheln bald ein derber Verweiß, bald eine Geld-
Stra-
(3)Epist. ad Famil. Lib. VII. ep. 10.
(o)
iſta loca veniſſe, ubi aliquid ſapere vi- derêre(3). Jch wuͤnſche indeſſen von Her- tzen, daß er nicht als Compaſtor an der deutſchen Kirche zu Nordkoͤping ſterben; ſondern bald zu einer beſſern, und ihm an- genehmern Stelle in ſeine Vater-Stadt zuruͤck berufen werden moͤge.
Der andere Held, mit dem ich gekaͤm- pfet habe, iſt der Hr. D. Johann Ernſt Philippi, ehemahliger Profeſſor der deut- ſchen Wohlredenheit zu Halle. Er iſt der andere Sohn eines Hof-Predigers zu Mer- ſeburg, der vor einigen Jahren geſtorben iſt, und den Ruhm hinterlaſſen hat, daß er ein frommer und exemplariſcher Mann geweſen. Der Sohn hat nimmer in den Wegen ſeines Vaters gewandelt, ſondern allezeit einen unruhigen Kopf gehabt.
Jm Jahr 1726 gab er eine Schrift wie- der die damahlige groſſe Lotterey in Sach- ſen heraus, und ward dieſes Muthwil- lens wegen auf das Schloß zu Meiſſen gefangen geſetzet. Er kam endlich wieder loß, und begab ſich nach Merſeburg, wo- ſelbſt er advocirte: Aber mit ſo ſchlech- tem Gluͤcke, daß ihm faſt in allen Urtheln bald ein derber Verweiß, bald eine Geld-
Stra-
(3)Epiſt. ad Famil. Lib. VII. ep. 10.
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tzen, daß er nicht als Compaſtor an der
deutſchen Kirche zu Nordkoͤping ſterben;
ſondern bald zu einer beſſern, und ihm an-
genehmern Stelle in ſeine Vater-Stadt
zuruͤck berufen werden moͤge.
Der andere Held, mit dem ich gekaͤm-
pfet habe, iſt der Hr. D. Johann Ernſt
Philippi, ehemahliger Profeſſor der deut-
ſchen Wohlredenheit zu Halle. Er iſt der
andere Sohn eines Hof-Predigers zu Mer-
ſeburg, der vor einigen Jahren geſtorben
iſt, und den Ruhm hinterlaſſen hat, daß
er ein frommer und exemplariſcher Mann
geweſen. Der Sohn hat nimmer in den
Wegen ſeines Vaters gewandelt, ſondern
allezeit einen unruhigen Kopf gehabt.
Jm Jahr 1726 gab er eine Schrift wie-
der die damahlige groſſe Lotterey in Sach-
ſen heraus, und ward dieſes Muthwil-
lens wegen auf das Schloß zu Meiſſen
gefangen geſetzet. Er kam endlich wieder
loß, und begab ſich nach Merſeburg, wo-
ſelbſt er advocirte: Aber mit ſo ſchlech-
tem Gluͤcke, daß ihm faſt in allen Urtheln
bald ein derber Verweiß, bald eine Geld-
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(3) Epiſt. ad Famil. Lib. VII. ep. 10.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/24>, abgerufen am 21.11.2024.
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