Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
darinn zu finden. Artis estcelare artem. Die-
ses Kunststück hat der Herr Prof. Philippi in sei-
nen Reden meisterlich angebracht. Er hat mit sol-
cher Sorgfalt seine Geschicklichkeit verborgen, daß
zu deren Entdeckung die Einsicht eines grossen
Staats-Mannes erfordert wird14), und die
Weisheit der Schulgelehrten dazu nicht hinlänglich
ist15). Diese Nachteulen blendet ein so grosses
Licht.

Es würde mir daher nicht zu verdencken seyn, wenn
ich ietzo, da ich, zu Bezeugung unserer Freude, Hoch!
gerufen, ohne ferner ein Wort zu sagen, nach Hau-
se gienge, und daselbst die seltenen Eigenschaften des
Herrn Prof. Philippi stillschweigend bewunderte.
Aber, Meine Herren, ich habe mich schon so weit
herausgelassen, daß ich dieses mit Ehren nicht thun
kan. Jch habe schon bekannt, daß ich die Verdien-
ste des Herrn Prof. Philippi völlig einsähe. Die-
ses Bekänntniß wiederufe ich nicht. Jch bin völ-
lig überzeuget, daß der Herr Prof. Philippi ein Red-
ner ist, der seines gleichen nicht hat. Doch verlan-
ge ich darum nicht, Meine Herren, daß Sie mich
den gemeinen Gelehrten vorziehen, und von mei-
ner Scharfsichtigkeit gar zu grosse Begrife haben sol-
len. Jch würde mit allen Gelehrten meiner Art, see-
lig gestorben seyn, ohne zu dieser Erkänntniß zu
gelangen, wenn nicht der Herr Pr. Philippi die Gü-
te gehabt hätte, auf dem Titelblat seiner sechs deut-

schen
14) S. in den Sechs deutschen Reden, die Vorerinnerung
zu der dritten Rede p. 48.
15) S. in den Sechs deutschen Reden die der vierten Rede
vorgesetzte Anmerckung p. 80.
K 2

(o)
darinn zu finden. Artis eſtcelare artem. Die-
ſes Kunſtſtuͤck hat der Herr Prof. Philippi in ſei-
nen Reden meiſterlich angebracht. Er hat mit ſol-
cher Sorgfalt ſeine Geſchicklichkeit verborgen, daß
zu deren Entdeckung die Einſicht eines groſſen
Staats-Mannes erfordert wird14), und die
Weisheit der Schulgelehrten dazu nicht hinlaͤnglich
iſt15). Dieſe Nachteulen blendet ein ſo groſſes
Licht.

Es wuͤrde mir daher nicht zu verdencken ſeyn, wenn
ich ietzo, da ich, zu Bezeugung unſerer Freude, Hoch!
gerufen, ohne ferner ein Wort zu ſagen, nach Hau-
ſe gienge, und daſelbſt die ſeltenen Eigenſchaften des
Herrn Prof. Philippi ſtillſchweigend bewunderte.
Aber, Meine Herren, ich habe mich ſchon ſo weit
herausgelaſſen, daß ich dieſes mit Ehren nicht thun
kan. Jch habe ſchon bekannt, daß ich die Verdien-
ſte des Herrn Prof. Philippi voͤllig einſaͤhe. Die-
ſes Bekaͤnntniß wiederufe ich nicht. Jch bin voͤl-
lig uͤberzeuget, daß der Herr Prof. Philippi ein Red-
ner iſt, der ſeines gleichen nicht hat. Doch verlan-
ge ich darum nicht, Meine Herren, daß Sie mich
den gemeinen Gelehrten vorziehen, und von mei-
ner Scharfſichtigkeit gar zu groſſe Begrife haben ſol-
len. Jch wuͤrde mit allen Gelehrten meiner Art, ſee-
lig geſtorben ſeyn, ohne zu dieſer Erkaͤnntniß zu
gelangen, wenn nicht der Herr Pr. Philippi die Guͤ-
te gehabt haͤtte, auf dem Titelblat ſeiner ſechs deut-

ſchen
14) S. in den Sechs deutſchen Reden, die Vorerinnerung
zu der dritten Rede p. 48.
15) S. in den Sechs deutſchen Reden die der vierten Rede
vorgeſetzte Anmerckung p. 80.
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0239" n="147"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
darinn zu finden. <hi rendition="#aq">Artis e&#x017F;tcelare artem.</hi> Die-<lb/>
&#x017F;es Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;ck hat der Herr Prof. Philippi in &#x017F;ei-<lb/>
nen Reden mei&#x017F;terlich angebracht. Er hat mit &#x017F;ol-<lb/>
cher Sorgfalt &#x017F;eine Ge&#x017F;chicklichkeit verborgen, daß<lb/>
zu deren Entdeckung die Ein&#x017F;icht eines gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Staats-Mannes erfordert wird<note place="foot" n="14)">S. in den Sechs deut&#x017F;chen Reden, die Vorerinnerung<lb/>
zu der dritten Rede <hi rendition="#aq">p.</hi> 48.</note>, und die<lb/>
Weisheit der Schulgelehrten dazu nicht hinla&#x0364;nglich<lb/>
i&#x017F;t<note place="foot" n="15)">S. in den Sechs deut&#x017F;chen Reden die der vierten Rede<lb/>
vorge&#x017F;etzte Anmerckung <hi rendition="#aq">p.</hi> 80.</note>. Die&#x017F;e Nachteulen blendet ein &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Licht.</p><lb/>
            <p>Es wu&#x0364;rde mir daher nicht zu verdencken &#x017F;eyn, wenn<lb/>
ich ietzo, da ich, zu Bezeugung un&#x017F;erer Freude, <hi rendition="#fr">Hoch!</hi><lb/>
gerufen, ohne ferner ein Wort zu &#x017F;agen, nach Hau-<lb/>
&#x017F;e gienge, und da&#x017F;elb&#x017F;t die &#x017F;eltenen Eigen&#x017F;chaften des<lb/>
Herrn Prof. Philippi &#x017F;till&#x017F;chweigend bewunderte.<lb/>
Aber, Meine Herren, ich habe mich &#x017F;chon &#x017F;o weit<lb/>
herausgela&#x017F;&#x017F;en, daß ich die&#x017F;es mit Ehren nicht thun<lb/>
kan. Jch habe &#x017F;chon bekannt, daß ich die Verdien-<lb/>
&#x017F;te des Herrn Prof. Philippi vo&#x0364;llig ein&#x017F;a&#x0364;he. Die-<lb/>
&#x017F;es Beka&#x0364;nntniß wiederufe ich nicht. Jch bin vo&#x0364;l-<lb/>
lig u&#x0364;berzeuget, daß der Herr Prof. Philippi ein Red-<lb/>
ner i&#x017F;t, der &#x017F;eines gleichen nicht hat. Doch verlan-<lb/>
ge ich darum nicht, Meine Herren, daß Sie mich<lb/>
den gemeinen Gelehrten vorziehen, und von mei-<lb/>
ner Scharf&#x017F;ichtigkeit gar zu gro&#x017F;&#x017F;e Begrife haben &#x017F;ol-<lb/>
len. Jch wu&#x0364;rde mit allen Gelehrten meiner Art, &#x017F;ee-<lb/>
lig ge&#x017F;torben &#x017F;eyn, ohne zu die&#x017F;er Erka&#x0364;nntniß zu<lb/>
gelangen, wenn nicht der Herr Pr. Philippi die Gu&#x0364;-<lb/>
te gehabt ha&#x0364;tte, auf dem Titelblat &#x017F;einer &#x017F;echs deut-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0239] (o) darinn zu finden. Artis eſtcelare artem. Die- ſes Kunſtſtuͤck hat der Herr Prof. Philippi in ſei- nen Reden meiſterlich angebracht. Er hat mit ſol- cher Sorgfalt ſeine Geſchicklichkeit verborgen, daß zu deren Entdeckung die Einſicht eines groſſen Staats-Mannes erfordert wird 14), und die Weisheit der Schulgelehrten dazu nicht hinlaͤnglich iſt 15). Dieſe Nachteulen blendet ein ſo groſſes Licht. Es wuͤrde mir daher nicht zu verdencken ſeyn, wenn ich ietzo, da ich, zu Bezeugung unſerer Freude, Hoch! gerufen, ohne ferner ein Wort zu ſagen, nach Hau- ſe gienge, und daſelbſt die ſeltenen Eigenſchaften des Herrn Prof. Philippi ſtillſchweigend bewunderte. Aber, Meine Herren, ich habe mich ſchon ſo weit herausgelaſſen, daß ich dieſes mit Ehren nicht thun kan. Jch habe ſchon bekannt, daß ich die Verdien- ſte des Herrn Prof. Philippi voͤllig einſaͤhe. Die- ſes Bekaͤnntniß wiederufe ich nicht. Jch bin voͤl- lig uͤberzeuget, daß der Herr Prof. Philippi ein Red- ner iſt, der ſeines gleichen nicht hat. Doch verlan- ge ich darum nicht, Meine Herren, daß Sie mich den gemeinen Gelehrten vorziehen, und von mei- ner Scharfſichtigkeit gar zu groſſe Begrife haben ſol- len. Jch wuͤrde mit allen Gelehrten meiner Art, ſee- lig geſtorben ſeyn, ohne zu dieſer Erkaͤnntniß zu gelangen, wenn nicht der Herr Pr. Philippi die Guͤ- te gehabt haͤtte, auf dem Titelblat ſeiner ſechs deut- ſchen 14) S. in den Sechs deutſchen Reden, die Vorerinnerung zu der dritten Rede p. 48. 15) S. in den Sechs deutſchen Reden die der vierten Rede vorgeſetzte Anmerckung p. 80. K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/239
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/239>, abgerufen am 27.11.2024.