te ich selbige um Hülffe in dieser Noth anruffen. Al- lein ich kan nicht hexen, und ich bin über dem zweifel- haft, ob alle Beredsamkeit dieser beyden Alten zurei- chen mögte, den Hrn. Prof. Philippi nach Würden zu erheben. Jch würde also untröstbar seyn, und mit Schanden abtreten müssen, wenn ich nicht selbst bey dem grossen Geiste Trost fände, dessen Vortref- lichkeiten mich in diese Verwirrung gesetzet haben.
Es mag demnach Demosthenes, Cicero, Apollo, ja Brockes selbst einen guten Tag haben. Jch be- darf ihrer Hülffe nicht: Jch halte mich an den Herrn Prof. Philippi. Dieser grosse Mann hat mir durch sein Beyspiel gewiesen, wie ich und meines gleichen kümmerliche Redner es machen müssen, wenn wir etwas sagen wollen, und nicht wissen was es seyn soll. Er hat die Kunst erfunden, wie ein Redner das, was ihm mangelt, geschickt von seinen Zuhö- rern entlehnen kan. Er saugt Glut aus den Augen der Hochgeschätzten Anwesenden, und wenn seine matte Fähigkeit zum Dencken, und eine schaam- haftsvolle Furcht ihm allen Muth benimmt, und seinen Geist entkräftet, so nimmt Er seine Zuflucht zu seinen Zuhörern und spricht:
Jedoch es ist noch Rath: Wann DeroHuld erlaubt Daß mein Gedancke ietzt denselben et- was raubt; Will ich das Feuer nur aus Dero Au- gen fassen, So wird mein Mund beredt .......10)
Jch
10) S. das Heldengedicht p. 5.
(o)
te ich ſelbige um Huͤlffe in dieſer Noth anruffen. Al- lein ich kan nicht hexen, und ich bin uͤber dem zweifel- haft, ob alle Beredſamkeit dieſer beyden Alten zurei- chen moͤgte, den Hrn. Prof. Philippi nach Wuͤrden zu erheben. Jch wuͤrde alſo untroͤſtbar ſeyn, und mit Schanden abtreten muͤſſen, wenn ich nicht ſelbſt bey dem groſſen Geiſte Troſt faͤnde, deſſen Vortref- lichkeiten mich in dieſe Verwirrung geſetzet haben.
Es mag demnach Demoſthenes, Cicero, Apollo, ja Brockes ſelbſt einen guten Tag haben. Jch be- darf ihrer Huͤlffe nicht: Jch halte mich an den Herrn Prof. Philippi. Dieſer groſſe Mann hat mir durch ſein Beyſpiel gewieſen, wie ich und meines gleichen kuͤmmerliche Redner es machen muͤſſen, wenn wir etwas ſagen wollen, und nicht wiſſen was es ſeyn ſoll. Er hat die Kunſt erfunden, wie ein Redner das, was ihm mangelt, geſchickt von ſeinen Zuhoͤ- rern entlehnen kan. Er ſaugt Glut aus den Augen der Hochgeſchaͤtzten Anweſenden, und wenn ſeine matte Faͤhigkeit zum Dencken, und eine ſchaam- haftsvolle Furcht ihm allen Muth benimmt, und ſeinen Geiſt entkraͤftet, ſo nimmt Er ſeine Zuflucht zu ſeinen Zuhoͤrern und ſpricht:
Jedoch es iſt noch Rath: Wann DeroHuld erlaubt Daß mein Gedancke ietzt denſelben et- was raubt; Will ich das Feuer nur aus Dero Au- gen faſſen, So wird mein Mund beredt .......10)
Jch
10) S. das Heldengedicht p. 5.
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te ich ſelbige um Huͤlffe in dieſer Noth anruffen. Al-
lein ich kan nicht hexen, und ich bin uͤber dem zweifel-
haft, ob alle Beredſamkeit dieſer beyden Alten zurei-
chen moͤgte, den Hrn. Prof. Philippi nach Wuͤrden
zu erheben. Jch wuͤrde alſo untroͤſtbar ſeyn, und
mit Schanden abtreten muͤſſen, wenn ich nicht ſelbſt
bey dem groſſen Geiſte Troſt faͤnde, deſſen Vortref-
lichkeiten mich in dieſe Verwirrung geſetzet haben.
Es mag demnach Demoſthenes, Cicero, Apollo,
ja Brockes ſelbſt einen guten Tag haben. Jch be-
darf ihrer Huͤlffe nicht: Jch halte mich an den Herrn
Prof. Philippi. Dieſer groſſe Mann hat mir durch
ſein Beyſpiel gewieſen, wie ich und meines gleichen
kuͤmmerliche Redner es machen muͤſſen, wenn wir
etwas ſagen wollen, und nicht wiſſen was es ſeyn
ſoll. Er hat die Kunſt erfunden, wie ein Redner
das, was ihm mangelt, geſchickt von ſeinen Zuhoͤ-
rern entlehnen kan. Er ſaugt Glut aus den Augen
der Hochgeſchaͤtzten Anweſenden, und wenn
ſeine matte Faͤhigkeit zum Dencken, und eine ſchaam-
haftsvolle Furcht ihm allen Muth benimmt, und
ſeinen Geiſt entkraͤftet, ſo nimmt Er ſeine Zuflucht
zu ſeinen Zuhoͤrern und ſpricht:
Jedoch es iſt noch Rath: Wann DeroHuld erlaubt
Daß mein Gedancke ietzt denſelben et-
was raubt;
Will ich das Feuer nur aus Dero Au-
gen faſſen,
So wird mein Mund beredt ....... 10)
Jch
10) S. das Heldengedicht p. 5.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/235>, abgerufen am 27.11.2024.
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