Gesellschaft sind von so grosser Beschei- denheit, daß sie lieber sterben, als sich kund geben: Und der Leser kan glauben, daß ich mir lieber die Zunge abbeissen, als mei- nen Namen sagen würde.
Jch halte vor unnöthig, mich wieder den Momus zu verwahren. Wer meine Re- de tadeln will, der thue es immer hin. Jch werde mir desfals weder einigen Kummer machen, noch meine Tadler hassen. Jch bin versichert, daß diejenigen, denen meine Rede am wenigsten gefallen wird, meine würdigsten Mitbrüder sind, ohne daß sie es selbst wissen. Man darf sich darüber nicht wundern. Unsere Gesellschaft hat allent- halben die ihrigen, und viele, die es sich nicht einbilden, stehen mit mir in einer un- sichtbaren Gemeinschaft. Es wird mir ei- ne Freude seyn, bey dieser Gelegenheit ei- nige dieser Herren kennen zu lernen, und ich bitte sie samt und sonders versichert zu seyn, daß ich als dann nicht ermangeln wer- de, meine Schuldigkeit gegen sie zu beob- achten, und ihnen diejenigen Liebesdienste zu leisten, die ich ihnen, als meinen wehr- ten Brüdern, schuldig bin, aber bißhero nicht habe erweisen können, weil ich nicht die Ehre gehabt sie zu kennen.
Hoch-
(o)
Geſellſchaft ſind von ſo groſſer Beſchei- denheit, daß ſie lieber ſterben, als ſich kund geben: Und der Leſer kan glauben, daß ich mir lieber die Zunge abbeiſſen, als mei- nen Namen ſagen wuͤrde.
Jch halte vor unnoͤthig, mich wieder den Momus zu verwahren. Wer meine Re- de tadeln will, der thue es immer hin. Jch werde mir desfals weder einigen Kummer machen, noch meine Tadler haſſen. Jch bin verſichert, daß diejenigen, denen meine Rede am wenigſten gefallen wird, meine wuͤrdigſten Mitbruͤder ſind, ohne daß ſie es ſelbſt wiſſen. Man darf ſich daruͤber nicht wundern. Unſere Geſellſchaft hat allent- halben die ihrigen, und viele, die es ſich nicht einbilden, ſtehen mit mir in einer un- ſichtbaren Gemeinſchaft. Es wird mir ei- ne Freude ſeyn, bey dieſer Gelegenheit ei- nige dieſer Herren kennen zu lernen, und ich bitte ſie ſamt und ſonders verſichert zu ſeyn, daß ich als dann nicht ermangeln wer- de, meine Schuldigkeit gegen ſie zu beob- achten, und ihnen diejenigen Liebesdienſte zu leiſten, die ich ihnen, als meinen wehr- ten Bruͤdern, ſchuldig bin, aber bißhero nicht habe erweiſen koͤnnen, weil ich nicht die Ehre gehabt ſie zu kennen.
Hoch-
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Geſellſchaft ſind von ſo groſſer Beſchei-
denheit, daß ſie lieber ſterben, als ſich kund
geben: Und der Leſer kan glauben, daß
ich mir lieber die Zunge abbeiſſen, als mei-
nen Namen ſagen wuͤrde.
Jch halte vor unnoͤthig, mich wieder den
Momus zu verwahren. Wer meine Re-
de tadeln will, der thue es immer hin. Jch
werde mir desfals weder einigen Kummer
machen, noch meine Tadler haſſen. Jch bin
verſichert, daß diejenigen, denen meine
Rede am wenigſten gefallen wird, meine
wuͤrdigſten Mitbruͤder ſind, ohne daß ſie es
ſelbſt wiſſen. Man darf ſich daruͤber nicht
wundern. Unſere Geſellſchaft hat allent-
halben die ihrigen, und viele, die es ſich
nicht einbilden, ſtehen mit mir in einer un-
ſichtbaren Gemeinſchaft. Es wird mir ei-
ne Freude ſeyn, bey dieſer Gelegenheit ei-
nige dieſer Herren kennen zu lernen, und
ich bitte ſie ſamt und ſonders verſichert zu
ſeyn, daß ich als dann nicht ermangeln wer-
de, meine Schuldigkeit gegen ſie zu beob-
achten, und ihnen diejenigen Liebesdienſte
zu leiſten, die ich ihnen, als meinen wehr-
ten Bruͤdern, ſchuldig bin, aber bißhero
nicht habe erweiſen koͤnnen, weil ich nicht
die Ehre gehabt ſie zu kennen.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/230>, abgerufen am 27.11.2024.
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