schuld wenigstens meinen Gönnern in die Augen leuchten wird; Doch will ich es auf den Fall hie- mit verredet haben, jemahlen wieder etwas drucken zu lassen. Jch müste nicht klug seyn, wenn ich mich ferner in Gefahr setzen wolte, von jederman aufs unbarmhertzigste gerichtet zu werden. Jch mercke wohl, daß es mit solchen Leuten, als der Hr. M. Sievers und ich, nicht anders beschafen ist, als mit den Jnvaliden. Die thun noch gute Dien- ste in Festungen: Aber ins Feld kommen sie nicht; Uns läst es wahrlich auch nicht besser, als wenn wir, bis am Gürtel wenigstens, bedeckt stehen. Hinter einer Brustwehr, und solte sie auch nur von Holtz seyn, thun wir Thaten. Wagen wir uns ins freye Feld, so sind wir verlohren. Wir haben es, deucht mich, beyde erfahren: Noch habe ich es einmahl versuchen wollen. Gehts mir dieses mahl nicht gut, so will ich hinfort in meinem Elemente bleiben, und alle meine Weißheit auf der Cantzel auskramen.
"C'est la que bien ou mal on a droit de tout dire Boileau Sat. I.
Wie manchmahl habe ich nicht Sachen auf der Cantzel vorgebracht, die gewiß nicht klüger gewesen sind, als meine Anmerckungen, an wel- chen ein jeder zum Ritter werden will, und es hat kein Hund oder Hahn darnach gekrähet? Jch mag schwatzen, was ich will, man hört mir an- dächtig zu; Man seuftzt; man weint nach Gele- genheit, und wann die Predigt aus ist, so lobt man mich. Das macht die anständigen Gebär- den, und der Ton der Stimme giebt unsern Wor-
ten,
(o)
ſchuld wenigſtens meinen Goͤnnern in die Augen leuchten wird; Doch will ich es auf den Fall hie- mit verredet haben, jemahlen wieder etwas drucken zu laſſen. Jch muͤſte nicht klug ſeyn, wenn ich mich ferner in Gefahr ſetzen wolte, von jederman aufs unbarmhertzigſte gerichtet zu werden. Jch mercke wohl, daß es mit ſolchen Leuten, als der Hr. M. Sievers und ich, nicht anders beſchafen iſt, als mit den Jnvaliden. Die thun noch gute Dien- ſte in Feſtungen: Aber ins Feld kommen ſie nicht; Uns laͤſt es wahrlich auch nicht beſſer, als wenn wir, bis am Guͤrtel wenigſtens, bedeckt ſtehen. Hinter einer Bruſtwehr, und ſolte ſie auch nur von Holtz ſeyn, thun wir Thaten. Wagen wir uns ins freye Feld, ſo ſind wir verlohren. Wir haben es, deucht mich, beyde erfahren: Noch habe ich es einmahl verſuchen wollen. Gehts mir dieſes mahl nicht gut, ſo will ich hinfort in meinem Elemente bleiben, und alle meine Weißheit auf der Cantzel auskramen.
„C’eſt là que bien ou mal on a droit de tout dire Boileau Sat. I.
Wie manchmahl habe ich nicht Sachen auf der Cantzel vorgebracht, die gewiß nicht kluͤger geweſen ſind, als meine Anmerckungen, an wel- chen ein jeder zum Ritter werden will, und es hat kein Hund oder Hahn darnach gekraͤhet? Jch mag ſchwatzen, was ich will, man hoͤrt mir an- daͤchtig zu; Man ſeuftzt; man weint nach Gele- genheit, und wann die Predigt aus iſt, ſo lobt man mich. Das macht die anſtaͤndigen Gebaͤr- den, und der Ton der Stimme giebt unſern Wor-
ten,
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(o)
ſchuld wenigſtens meinen Goͤnnern in die Augen
leuchten wird; Doch will ich es auf den Fall hie-
mit verredet haben, jemahlen wieder etwas drucken
zu laſſen. Jch muͤſte nicht klug ſeyn, wenn ich
mich ferner in Gefahr ſetzen wolte, von jederman
aufs unbarmhertzigſte gerichtet zu werden. Jch
mercke wohl, daß es mit ſolchen Leuten, als der Hr.
M. Sievers und ich, nicht anders beſchafen iſt,
als mit den Jnvaliden. Die thun noch gute Dien-
ſte in Feſtungen: Aber ins Feld kommen ſie nicht;
Uns laͤſt es wahrlich auch nicht beſſer, als wenn
wir, bis am Guͤrtel wenigſtens, bedeckt ſtehen.
Hinter einer Bruſtwehr, und ſolte ſie auch nur
von Holtz ſeyn, thun wir Thaten. Wagen wir
uns ins freye Feld, ſo ſind wir verlohren. Wir
haben es, deucht mich, beyde erfahren: Noch
habe ich es einmahl verſuchen wollen. Gehts mir
dieſes mahl nicht gut, ſo will ich hinfort in meinem
Elemente bleiben, und alle meine Weißheit auf
der Cantzel auskramen.
„C’eſt là que bien ou mal on a droit de tout dire
Boileau Sat. I.
Wie manchmahl habe ich nicht Sachen auf
der Cantzel vorgebracht, die gewiß nicht kluͤger
geweſen ſind, als meine Anmerckungen, an wel-
chen ein jeder zum Ritter werden will, und es hat
kein Hund oder Hahn darnach gekraͤhet? Jch
mag ſchwatzen, was ich will, man hoͤrt mir an-
daͤchtig zu; Man ſeuftzt; man weint nach Gele-
genheit, und wann die Predigt aus iſt, ſo lobt
man mich. Das macht die anſtaͤndigen Gebaͤr-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/220>, abgerufen am 27.11.2024.
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