überflüßig belohnet halten, wenn Sie belieben wer- den, die Wunder, die der Frost wircket, nach der schö- nen Gelegenheit, die Jhnen Jhr Clima giebt, weiter zu erforschen, und mir Jhre Entdeckungen mit zuthei- len. Jch ersuche Sie darum, mein Herr, und habe aus keiner andern Ursache Jhnen von meiner gefror- nen Fenster-Scheibe eine so umständliche Nachricht gegeben, als um Sie zur Betrachtung einer Sache aufzumuntern, welche Sie, weil sie bey Jhnen gar zu gemein ist, vielleicht bishero ihrer Untersuchung nicht werth geachtet haben. Jch habe zu eben dem Ende an einen Gelehrten in der Terra del fuogo, und nach ei- ner unbekannten Jnsul unter dem Süd-Pol, Angel- pont genannt, welche der zu Brinn sitzende Printz von Chabanois, der sich einen König davon schreibt, entdecket, und nach seiner Gemahlin Angelique du Pont, also betitelt haben will, geschrieben: So bald ich Antwort erhalte, werde ich nicht ermangeln, Jh- nen auch von den Gedancken Nachricht zu geben, welche die dasigen Gelehrten über meine gefrorne Fenster-Scheibe haben.
Jndessen, mein Herr, will ich Sie noch mahlen in- ständigst gebeten haben, meine Entdeckung, die ich mir gemacht zu haben einbilde, nach der grössesten Schärffe zu beurtheilen. Sie sind geschickt dazu, daß weiß ich, und können mich nicht allein, wenn ich, über Verhoffen, gefehlet, eines bessern unterrichten; sondern auch durch die Anmerckungen, die Sie viel- leicht schon gemacht haben, meine Gedancken bestär- cken. Jch kehre mich an diejenigen nicht, die mich aus- lachen, daß ich einem Samojeden viel von einer gefror- nen Fenster-Scheibe vorschwatze, und behaupten, daß
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uͤberfluͤßig belohnet halten, wenn Sie belieben wer- den, die Wunder, die der Froſt wircket, nach der ſchoͤ- nen Gelegenheit, die Jhnen Jhr Clima giebt, weiter zu erforſchen, und mir Jhre Entdeckungen mit zuthei- len. Jch erſuche Sie darum, mein Herr, und habe aus keiner andern Urſache Jhnen von meiner gefror- nen Fenſter-Scheibe eine ſo umſtaͤndliche Nachricht gegeben, als um Sie zur Betrachtung einer Sache aufzumuntern, welche Sie, weil ſie bey Jhnen gar zu gemein iſt, vielleicht bishero ihrer Unterſuchung nicht werth geachtet haben. Jch habe zu eben dem Ende an einen Gelehrten in der Terra del fuogo, und nach ei- ner unbekannten Jnſul unter dem Suͤd-Pol, Angel- pont genannt, welche der zu Brinn ſitzende Printz von Chabanois, der ſich einen Koͤnig davon ſchreibt, entdecket, und nach ſeiner Gemahlin Angelique du Pont, alſo betitelt haben will, geſchrieben: So bald ich Antwort erhalte, werde ich nicht ermangeln, Jh- nen auch von den Gedancken Nachricht zu geben, welche die daſigen Gelehrten uͤber meine gefrorne Fenſter-Scheibe haben.
Jndeſſen, mein Herr, will ich Sie noch mahlen in- ſtaͤndigſt gebeten haben, meine Entdeckung, die ich mir gemacht zu haben einbilde, nach der groͤſſeſten Schaͤrffe zu beurtheilen. Sie ſind geſchickt dazu, daß weiß ich, und koͤnnen mich nicht allein, wenn ich, uͤber Verhoffen, gefehlet, eines beſſern unterrichten; ſondern auch durch die Anmerckungen, die Sie viel- leicht ſchon gemacht haben, meine Gedancken beſtaͤr- cken. Jch kehre mich an diejenigen nicht, die mich aus- lachen, daß ich einem Samojeden viel von einer gefror- nen Fenſter-Scheibe vorſchwatze, und behaupten, daß
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uͤberfluͤßig belohnet halten, wenn Sie belieben wer-
den, die Wunder, die der Froſt wircket, nach der ſchoͤ-
nen Gelegenheit, die Jhnen Jhr Clima giebt, weiter
zu erforſchen, und mir Jhre Entdeckungen mit zuthei-
len. Jch erſuche Sie darum, mein Herr, und habe
aus keiner andern Urſache Jhnen von meiner gefror-
nen Fenſter-Scheibe eine ſo umſtaͤndliche Nachricht
gegeben, als um Sie zur Betrachtung einer Sache
aufzumuntern, welche Sie, weil ſie bey Jhnen gar zu
gemein iſt, vielleicht bishero ihrer Unterſuchung nicht
werth geachtet haben. Jch habe zu eben dem Ende an
einen Gelehrten in der Terra del fuogo, und nach ei-
ner unbekannten Jnſul unter dem Suͤd-Pol, Angel-
pont genannt, welche der zu Brinn ſitzende Printz
von Chabanois, der ſich einen Koͤnig davon ſchreibt,
entdecket, und nach ſeiner Gemahlin Angelique du
Pont, alſo betitelt haben will, geſchrieben: So bald
ich Antwort erhalte, werde ich nicht ermangeln, Jh-
nen auch von den Gedancken Nachricht zu geben,
welche die daſigen Gelehrten uͤber meine gefrorne
Fenſter-Scheibe haben.
Jndeſſen, mein Herr, will ich Sie noch mahlen in-
ſtaͤndigſt gebeten haben, meine Entdeckung, die ich
mir gemacht zu haben einbilde, nach der groͤſſeſten
Schaͤrffe zu beurtheilen. Sie ſind geſchickt dazu,
daß weiß ich, und koͤnnen mich nicht allein, wenn ich,
uͤber Verhoffen, gefehlet, eines beſſern unterrichten;
ſondern auch durch die Anmerckungen, die Sie viel-
leicht ſchon gemacht haben, meine Gedancken beſtaͤr-
cken. Jch kehre mich an diejenigen nicht, die mich aus-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/165>, abgerufen am 24.11.2024.
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