nig nachzudencken, werden Sie befinden, daß kein besserer Vorschlag zu glücklicher Entdeckung aller wider die Regierung, und die Ruhe eines Landes ge- schmiedeten Anschläge könne erdacht werden, als der- jenige ist, den ich zu thun willens bin. Denn da die Figuren auf meiner gefrornen Fenster-Scheibe so au- genscheinlich zeigen, daß man alles, was zu Winters- Zeiten, wann es starck frieret, in einem Zimmer vor- gegangen, und geredet worden, aus den gefrornen Fenstern lesen kan; so, deucht mich, wäre es eine heil- same Sache, wenn es der Regierung gefallen wolte, zu verordnen, daß zu solchen Zeiten alle Morgen die Fenster in allen verdächtigen Häusern besichtiget wer- den solten. Jn dem mitternächtligen Theile von Groß-Brittannien wäre eine solche Besichtigung am nöthigsten, weil daselbst die Zahl der Mißvergnügten so groß ist, als die Kälte. Jch hoffe, die Regierung wird dieses erwegen, und meinen berrlichen Vor- schlag nicht nur billigen; sondern auch belohnen.
Sie, mein Herr, wohnen in einem Lande, da es un- gemein starck frieret. Meine Entdeckung kan also bey Jhnen sast noch mehr Nutzen schaffen, als bey uns, und Sie werden wohl thun, wenn Sie Jhrer Monarchin Nachricht davon geben. Jch bin Jh- nen gut davor, daß Sie diejenige Belohnung erhal- ten werden, die man vor einen Vorschlag von der Wichtigkeit von einer so freygebigen und großmüthi- gen Prinzeßin, als Jhre Beherrscherin ist, hoffen kan.
Jch verlange nicht, mein Herr, daß Sie die Be- lohnung, die Sie bekommen, mit mir theilen sollen. Jch bin zufrieden, wenn Sie mir nur die Ehre der er- sten Erfindung lassen, und werde meine Mühe vor
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nig nachzudencken, werden Sie befinden, daß kein beſſerer Vorſchlag zu gluͤcklicher Entdeckung aller wider die Regierung, und die Ruhe eines Landes ge- ſchmiedeten Anſchlaͤge koͤnne erdacht werden, als der- jenige iſt, den ich zu thun willens bin. Denn da die Figuren auf meiner gefrornen Fenſter-Scheibe ſo au- genſcheinlich zeigen, daß man alles, was zu Winters- Zeiten, wann es ſtarck frieret, in einem Zimmer vor- gegangen, und geredet worden, aus den gefrornen Fenſtern leſen kan; ſo, deucht mich, waͤre es eine heil- ſame Sache, wenn es der Regierung gefallen wolte, zu verordnen, daß zu ſolchen Zeiten alle Morgen die Fenſter in allen verdaͤchtigen Haͤuſern beſichtiget wer- den ſolten. Jn dem mitternaͤchtligen Theile von Groß-Brittañien waͤre eine ſolche Beſichtigung am noͤthigſten, weil daſelbſt die Zahl der Mißvergnuͤgten ſo groß iſt, als die Kaͤlte. Jch hoffe, die Regierung wird dieſes erwegen, und meinen berrlichen Vor- ſchlag nicht nur billigen; ſondern auch belohnen.
Sie, mein Herr, wohnen in einem Lande, da es un- gemein ſtarck frieret. Meine Entdeckung kan alſo bey Jhnen ſaſt noch mehr Nutzen ſchaffen, als bey uns, und Sie werden wohl thun, wenn Sie Jhrer Monarchin Nachricht davon geben. Jch bin Jh- nen gut davor, daß Sie diejenige Belohnung erhal- ten werden, die man vor einen Vorſchlag von der Wichtigkeit von einer ſo freygebigen und großmuͤthi- gen Prinzeßin, als Jhre Beherrſcherin iſt, hoffen kan.
Jch verlange nicht, mein Herr, daß Sie die Be- lohnung, die Sie bekommen, mit mir theilen ſollen. Jch bin zufrieden, wenn Sie mir nur die Ehre der er- ſten Erfindung laſſen, und werde meine Muͤhe vor
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nig nachzudencken, werden Sie befinden, daß kein
beſſerer Vorſchlag zu gluͤcklicher Entdeckung aller
wider die Regierung, und die Ruhe eines Landes ge-
ſchmiedeten Anſchlaͤge koͤnne erdacht werden, als der-
jenige iſt, den ich zu thun willens bin. Denn da die
Figuren auf meiner gefrornen Fenſter-Scheibe ſo au-
genſcheinlich zeigen, daß man alles, was zu Winters-
Zeiten, wann es ſtarck frieret, in einem Zimmer vor-
gegangen, und geredet worden, aus den gefrornen
Fenſtern leſen kan; ſo, deucht mich, waͤre es eine heil-
ſame Sache, wenn es der Regierung gefallen wolte,
zu verordnen, daß zu ſolchen Zeiten alle Morgen die
Fenſter in allen verdaͤchtigen Haͤuſern beſichtiget wer-
den ſolten. Jn dem mitternaͤchtligen Theile von
Groß-Brittañien waͤre eine ſolche Beſichtigung am
noͤthigſten, weil daſelbſt die Zahl der Mißvergnuͤgten
ſo groß iſt, als die Kaͤlte. Jch hoffe, die Regierung
wird dieſes erwegen, und meinen berrlichen Vor-
ſchlag nicht nur billigen; ſondern auch belohnen.
Sie, mein Herr, wohnen in einem Lande, da es un-
gemein ſtarck frieret. Meine Entdeckung kan alſo
bey Jhnen ſaſt noch mehr Nutzen ſchaffen, als bey
uns, und Sie werden wohl thun, wenn Sie Jhrer
Monarchin Nachricht davon geben. Jch bin Jh-
nen gut davor, daß Sie diejenige Belohnung erhal-
ten werden, die man vor einen Vorſchlag von der
Wichtigkeit von einer ſo freygebigen und großmuͤthi-
gen Prinzeßin, als Jhre Beherrſcherin iſt, hoffen kan.
Jch verlange nicht, mein Herr, daß Sie die Be-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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