Sievers redete; so kam ich auch mit ei- nem meiner Freunde davon zu sprechen. Wir wunderten uns, daß ein sonst nicht unvernünftiger Mensch, sich nicht schä- mete, der Welt, so kindische Anmerkun- gen vorzulegen: Wir entschuldigten ihn mit seiner Jugend, und ich sagte unter an- dern, daß es mir, wenn ich so schreiben wollte als der Hr. Mag. Sievers, ein leichtes seyn sollte, alle 24 Stunden ein Buch zu machen. Man frug mich, wie ich das anfangen wollte? Jch antwortete: Jch dürfte nur die Historie von der Zerstö- rung der Stadt Jerusalem, welche der Hr. Mag. Sievers seiner erläuterten Pa- ßion angehänget hatte, nehmen, und An- merkungen darüber machen.
Dieser Einfall gefiel meinem Freunde so wohl, daß er mich bat, denselben zur Würcklichkeit zu bringen. Jch that es, und war in weniger, als 24 Stunden mit meinen Anmerkungen über die Ge- schichte von der Zerstörung der Stadt Jerusalem fertig. Meine Absicht war noch nicht, daß dieselbe gedruckt wer- den sollten. Jch schickte sie meinem Freun- de, zu seiner privat Belustigung zu, und
dabey
(o)
Sievers redete; ſo kam ich auch mit ei- nem meiner Freunde davon zu ſprechen. Wir wunderten uns, daß ein ſonſt nicht unvernuͤnftiger Menſch, ſich nicht ſchaͤ- mete, der Welt, ſo kindiſche Anmerkun- gen vorzulegen: Wir entſchuldigten ihn mit ſeiner Jugend, und ich ſagte unter an- dern, daß es mir, wenn ich ſo ſchreiben wollte als der Hr. Mag. Sievers, ein leichtes ſeyn ſollte, alle 24 Stunden ein Buch zu machen. Man frug mich, wie ich das anfangen wollte? Jch antwortete: Jch duͤrfte nur die Hiſtorie von der Zerſtoͤ- rung der Stadt Jeruſalem, welche der Hr. Mag. Sievers ſeiner erlaͤuterten Pa- ßion angehaͤnget hatte, nehmen, und An- merkungen daruͤber machen.
Dieſer Einfall gefiel meinem Freunde ſo wohl, daß er mich bat, denſelben zur Wuͤrcklichkeit zu bringen. Jch that es, und war in weniger, als 24 Stunden mit meinen Anmerkungen uͤber die Ge- ſchichte von der Zerſtoͤrung der Stadt Jeruſalem fertig. Meine Abſicht war noch nicht, daß dieſelbe gedruckt wer- den ſollten. Jch ſchickte ſie meinem Freun- de, zu ſeiner privat Beluſtigung zu, und
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(o)
Sievers redete; ſo kam ich auch mit ei-
nem meiner Freunde davon zu ſprechen.
Wir wunderten uns, daß ein ſonſt nicht
unvernuͤnftiger Menſch, ſich nicht ſchaͤ-
mete, der Welt, ſo kindiſche Anmerkun-
gen vorzulegen: Wir entſchuldigten ihn
mit ſeiner Jugend, und ich ſagte unter an-
dern, daß es mir, wenn ich ſo ſchreiben
wollte als der Hr. Mag. Sievers, ein
leichtes ſeyn ſollte, alle 24 Stunden ein
Buch zu machen. Man frug mich, wie
ich das anfangen wollte? Jch antwortete:
Jch duͤrfte nur die Hiſtorie von der Zerſtoͤ-
rung der Stadt Jeruſalem, welche der
Hr. Mag. Sievers ſeiner erlaͤuterten Pa-
ßion angehaͤnget hatte, nehmen, und An-
merkungen daruͤber machen.
Dieſer Einfall gefiel meinem Freunde
ſo wohl, daß er mich bat, denſelben zur
Wuͤrcklichkeit zu bringen. Jch that es,
und war in weniger, als 24 Stunden
mit meinen Anmerkungen uͤber die Ge-
ſchichte von der Zerſtoͤrung der Stadt
Jeruſalem fertig. Meine Abſicht war
noch nicht, daß dieſelbe gedruckt wer-
den ſollten. Jch ſchickte ſie meinem Freun-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/14>, abgerufen am 24.11.2024.
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