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Lischnewska, Maria: Die deutsche Frauenstimmrechtsbewegung zwischen Krieg und Frieden. Berlin, 1915.

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völlig bekannt aber war, was sie bedeuten könnten in der
Prüfungsstunde des Krieges, in der es um Sein oder
Nichtsein der Nation geht. Ob wir auf die Frauen im Roten
Kreuz, im Vaterländischen Frauenverein, im Nationalen Frauen-
dienst blicken, auf die Lehrerinnen mit ihren schweren Arbeits-
bedingungen und großen Kriegshilfsleistungen, auf die Angestellten
im Verkehrswesen und im Handel - immer der gleiche, selbst auf-
opfernde Dienst.

Aber es geschah noch mehr. Die Männerplätze
wurden leer: hinter dem Pfluge, in den Knaben-Gymnasien, in der
ganzen Breite des gewerblichen Lebens - und ohne Zaudern rückten
die Frauen ein und taten Männer-Arbeit und Männer-
dienst
mit nie wankendem Eifer, mit Würde, mit ruhiger Selbst-
verständlichkeit. Ja, es ist längst ein öffentliches Geheimnis, daß
die Versorgung unserer Millionenheere ganz unmöglich gewesen
wäre, wenn nicht eine gewaltige Armee von Frauen in die
Rüstungsfabriken eingezogen wäre und hier in Tag- und Nacht-
schichten ihren schweren Dienst getan hätte. Was diese Arbeite-
rinnen geleistet haben in der Hingebung der letzten Kraft, wenn sie
nach Hause kamen und niemand ihnen Pflege und Nahrung bot,
versteht nur der, der den Arbeiterhaushalt kennt. Und wenn die
Frauen von der Großmutter bis zum Schulkind nicht jeden
Familienkreis
in eine Strickwerkstatt verwandelt hätten, so
will ich doch sehen, worauf unsere Soldaten marschiert wären.
Dem Staatsminister Dr. Delbrück aber war es vorbehalten, dieser
Armeen zu gedenken, die in Stadt und Land das Ganze trugen,
wenn er am 21. August 1915 im Reichstag sagte:

"Am schwersten tragen unter diesen Verhältnissen die kleinen
Produzenten und Konsumenten, die zurückgebliebenen Frauen, die
ohne männliche Hilfe sich durchschlagen. (Bravo!) Der stille
Heldenmut, mit dem die Bauernfrau draußen im Lande mit ihren
Kindern und wenigen weiblichen Arbeitskräften die Scholle bestellt
wie im Frieden; der stille Heldenmut, mit dem die Arbeiterfrau
unter schwierigen Verhältnissen sich und ihre Kinder durchringt,
wird im deutschen Vaterlande nicht vergessen werden! (Lebhafter
Beifall.) Die Frauen, die auf diese Weise im Dienste des Vater-
landes tätig sind, die füllen die Schützengräben des wirtschaftlichen
Kampfes; wir werden ihrer so wenig vergessen, wie derer, die
draußen ihre Pflicht tun, und wir sind uns alle einig darüber, daß
es unsere erste Pflicht ist, ihnen bis an die Grenze des Möglichen
beizustehen. (Lebhafter Beifall.)"

völlig bekannt aber war, was sie bedeuten könnten in der
Prüfungsstunde des Krieges, in der es um Sein oder
Nichtsein der Nation geht. Ob wir auf die Frauen im Roten
Kreuz, im Vaterländischen Frauenverein, im Nationalen Frauen-
dienst blicken, auf die Lehrerinnen mit ihren schweren Arbeits-
bedingungen und großen Kriegshilfsleistungen, auf die Angestellten
im Verkehrswesen und im Handel – immer der gleiche, selbst auf-
opfernde Dienst.

Aber es geschah noch mehr. Die Männerplätze
wurden leer: hinter dem Pfluge, in den Knaben-Gymnasien, in der
ganzen Breite des gewerblichen Lebens – und ohne Zaudern rückten
die Frauen ein und taten Männer-Arbeit und Männer-
dienst
mit nie wankendem Eifer, mit Würde, mit ruhiger Selbst-
verständlichkeit. Ja, es ist längst ein öffentliches Geheimnis, daß
die Versorgung unserer Millionenheere ganz unmöglich gewesen
wäre, wenn nicht eine gewaltige Armee von Frauen in die
Rüstungsfabriken eingezogen wäre und hier in Tag- und Nacht-
schichten ihren schweren Dienst getan hätte. Was diese Arbeite-
rinnen geleistet haben in der Hingebung der letzten Kraft, wenn sie
nach Hause kamen und niemand ihnen Pflege und Nahrung bot,
versteht nur der, der den Arbeiterhaushalt kennt. Und wenn die
Frauen von der Großmutter bis zum Schulkind nicht jeden
Familienkreis
in eine Strickwerkstatt verwandelt hätten, so
will ich doch sehen, worauf unsere Soldaten marschiert wären.
Dem Staatsminister Dr. Delbrück aber war es vorbehalten, dieser
Armeen zu gedenken, die in Stadt und Land das Ganze trugen,
wenn er am 21. August 1915 im Reichstag sagte:

„Am schwersten tragen unter diesen Verhältnissen die kleinen
Produzenten und Konsumenten, die zurückgebliebenen Frauen, die
ohne männliche Hilfe sich durchschlagen. (Bravo!) Der stille
Heldenmut, mit dem die Bauernfrau draußen im Lande mit ihren
Kindern und wenigen weiblichen Arbeitskräften die Scholle bestellt
wie im Frieden; der stille Heldenmut, mit dem die Arbeiterfrau
unter schwierigen Verhältnissen sich und ihre Kinder durchringt,
wird im deutschen Vaterlande nicht vergessen werden! (Lebhafter
Beifall.) Die Frauen, die auf diese Weise im Dienste des Vater-
landes tätig sind, die füllen die Schützengräben des wirtschaftlichen
Kampfes; wir werden ihrer so wenig vergessen, wie derer, die
draußen ihre Pflicht tun, und wir sind uns alle einig darüber, daß
es unsere erste Pflicht ist, ihnen bis an die Grenze des Möglichen
beizustehen. (Lebhafter Beifall.)‟

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-05-11T12:53:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-05-11T12:53:44Z)

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Zitationshilfe: Lischnewska, Maria: Die deutsche Frauenstimmrechtsbewegung zwischen Krieg und Frieden. Berlin, 1915, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lischnewska_frauenstimmrechtsbewegung_1915/46>, abgerufen am 24.11.2024.