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Lischnewska, Maria: Die deutsche Frauenstimmrechtsbewegung zwischen Krieg und Frieden. Berlin, 1915.

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Reichsvereinsgesetzes - vorzüglich ausgestaltet, in Landes- und
später in Provinzialverbände gegliedert worden. An vielen
Stellen waren hochbegabte, energische Frauen am Werke. Da kam
1907 diese schicksalsvolle Entscheidung.

Man kann heute - nach 21 Jahren - zurückblickend sagen:
Mit dem Jahre 1907 schließt die erste heroische Epoche der
deutschen Stimmrechtsbewegung. Die Jdee war in den breiten
Massen der gemäßigten Frauenbewegung durchgesetzt, die Presse
war erobert, selbst in mittleren und kleinen Städten waren Stimm-
rechtlerinnen zu finden, die Organisation stand achtunggebietend
da. Die Führerinnen, die das geleistet, die Spott und Hohn, Haß
und Widerwillen der Ungewordenen mit männlichem Geiste er-
tragen hatten und mit nie ermüdender Hingebung die Arbeit der
Politisierung der deutschen Frau getan hatten, werden in dem be-
freiten deutschen Frauengeschlecht die dankbare Verehrung finden,
die sie verdienen.

Nur die Demokratie wird die Frau befreien. - ??

Wir treten nun in die zweite Epoche der deutschen Stimm-
rechtsbewegung ein. Sie ist, wie jeder einigermaßen Orientierte
weiß, von schweren innern Kämpfen erfüllt gewesen. Ehe wir
diese Kämpfe beleuchten, müssen wir uns mit dem Schlagwort aus-
einandersetzen, das nun in zahlreichen Versammlungen der Frauen
und Männer immer wiederkehrte und ein gläubiges Publikum
fand.

Das Wort: "Nur die Demokratie wird die Frau befreien!"
wurde mit dem Hinweis auf die Parteiprogramme bewiesen. Nur
hier sei die Forderung der Freiheit und Gleichberechtigung aller
Bürger zu finden. Nur hier werde alles, was Menschenantlitz trägt,
mit gleicher Liebe und Gerechtigkeit umfangen. Nur hier gelte die
Parole: "Alles durch das Volk, alles für das Volk." Zum Volke
aber gehörten die Frauen. Darum könne die Demokratie an der
Hörigkeit der Frau nicht vorübergehen. Sie allein habe aber
auch der Frau gegenüber Taten aufzuweisen. Jhr Sieg
allein ist zugleich der Sieg der Frau. - Das heißt doch nichts anderes
als: Das Programm der Demokratie ist mit einer gewissen inneren
Notwendigkeit mit dem Gedanken der politischen Befreiung der
Frau verbunden. Man muß das zugeben.

Prüfen wir aber die Programme der anderen deutschen
Parteien unter diesem Gesichtspunkt. Wenn wir

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Reichsvereinsgesetzes – vorzüglich ausgestaltet, in Landes- und
später in Provinzialverbände gegliedert worden. An vielen
Stellen waren hochbegabte, energische Frauen am Werke. Da kam
1907 diese schicksalsvolle Entscheidung.

Man kann heute – nach 21 Jahren – zurückblickend sagen:
Mit dem Jahre 1907 schließt die erste heroische Epoche der
deutschen Stimmrechtsbewegung. Die Jdee war in den breiten
Massen der gemäßigten Frauenbewegung durchgesetzt, die Presse
war erobert, selbst in mittleren und kleinen Städten waren Stimm-
rechtlerinnen zu finden, die Organisation stand achtunggebietend
da. Die Führerinnen, die das geleistet, die Spott und Hohn, Haß
und Widerwillen der Ungewordenen mit männlichem Geiste er-
tragen hatten und mit nie ermüdender Hingebung die Arbeit der
Politisierung der deutschen Frau getan hatten, werden in dem be-
freiten deutschen Frauengeschlecht die dankbare Verehrung finden,
die sie verdienen.

Nur die Demokratie wird die Frau befreien. – ??

Wir treten nun in die zweite Epoche der deutschen Stimm-
rechtsbewegung ein. Sie ist, wie jeder einigermaßen Orientierte
weiß, von schweren innern Kämpfen erfüllt gewesen. Ehe wir
diese Kämpfe beleuchten, müssen wir uns mit dem Schlagwort aus-
einandersetzen, das nun in zahlreichen Versammlungen der Frauen
und Männer immer wiederkehrte und ein gläubiges Publikum
fand.

Das Wort: „Nur die Demokratie wird die Frau befreien!‟
wurde mit dem Hinweis auf die Parteiprogramme bewiesen. Nur
hier sei die Forderung der Freiheit und Gleichberechtigung aller
Bürger zu finden. Nur hier werde alles, was Menschenantlitz trägt,
mit gleicher Liebe und Gerechtigkeit umfangen. Nur hier gelte die
Parole: „Alles durch das Volk, alles für das Volk.‟ Zum Volke
aber gehörten die Frauen. Darum könne die Demokratie an der
Hörigkeit der Frau nicht vorübergehen. Sie allein habe aber
auch der Frau gegenüber Taten aufzuweisen. Jhr Sieg
allein ist zugleich der Sieg der Frau. – Das heißt doch nichts anderes
als: Das Programm der Demokratie ist mit einer gewissen inneren
Notwendigkeit mit dem Gedanken der politischen Befreiung der
Frau verbunden. Man muß das zugeben.

Prüfen wir aber die Programme der anderen deutschen
Parteien unter diesem Gesichtspunkt. Wenn wir

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[17/0017] Reichsvereinsgesetzes – vorzüglich ausgestaltet, in Landes- und später in Provinzialverbände gegliedert worden. An vielen Stellen waren hochbegabte, energische Frauen am Werke. Da kam 1907 diese schicksalsvolle Entscheidung. Man kann heute – nach 21 Jahren – zurückblickend sagen: Mit dem Jahre 1907 schließt die erste heroische Epoche der deutschen Stimmrechtsbewegung. Die Jdee war in den breiten Massen der gemäßigten Frauenbewegung durchgesetzt, die Presse war erobert, selbst in mittleren und kleinen Städten waren Stimm- rechtlerinnen zu finden, die Organisation stand achtunggebietend da. Die Führerinnen, die das geleistet, die Spott und Hohn, Haß und Widerwillen der Ungewordenen mit männlichem Geiste er- tragen hatten und mit nie ermüdender Hingebung die Arbeit der Politisierung der deutschen Frau getan hatten, werden in dem be- freiten deutschen Frauengeschlecht die dankbare Verehrung finden, die sie verdienen. Nur die Demokratie wird die Frau befreien. – ?? Wir treten nun in die zweite Epoche der deutschen Stimm- rechtsbewegung ein. Sie ist, wie jeder einigermaßen Orientierte weiß, von schweren innern Kämpfen erfüllt gewesen. Ehe wir diese Kämpfe beleuchten, müssen wir uns mit dem Schlagwort aus- einandersetzen, das nun in zahlreichen Versammlungen der Frauen und Männer immer wiederkehrte und ein gläubiges Publikum fand. Das Wort: „Nur die Demokratie wird die Frau befreien!‟ wurde mit dem Hinweis auf die Parteiprogramme bewiesen. Nur hier sei die Forderung der Freiheit und Gleichberechtigung aller Bürger zu finden. Nur hier werde alles, was Menschenantlitz trägt, mit gleicher Liebe und Gerechtigkeit umfangen. Nur hier gelte die Parole: „Alles durch das Volk, alles für das Volk.‟ Zum Volke aber gehörten die Frauen. Darum könne die Demokratie an der Hörigkeit der Frau nicht vorübergehen. Sie allein habe aber auch der Frau gegenüber Taten aufzuweisen. Jhr Sieg allein ist zugleich der Sieg der Frau. – Das heißt doch nichts anderes als: Das Programm der Demokratie ist mit einer gewissen inneren Notwendigkeit mit dem Gedanken der politischen Befreiung der Frau verbunden. Man muß das zugeben. Prüfen wir aber die Programme der anderen deutschen Parteien unter diesem Gesichtspunkt. Wenn wir   2

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-05-11T12:53:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-05-11T12:53:44Z)

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Zitationshilfe: Lischnewska, Maria: Die deutsche Frauenstimmrechtsbewegung zwischen Krieg und Frieden. Berlin, 1915, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lischnewska_frauenstimmrechtsbewegung_1915/17>, abgerufen am 24.11.2024.