unbedingt den geneigten Raum oberhalb der Flächen aus- füllen. In der Art, wie dieses aber vor sich geht, sind die Vorgänge in der Luft bei beiden Flächen verschieden.
Die Ablenkung des Luftstromes nach unten geschieht bei der ebenen Fläche zumeist an der Vorderkante, und zwar plötzlich. Hierbei tritt eine Stosswirkung auf, welche wiederum zur Bildung von Wirbeln Veranlassung giebt.
Nach den allgemeinen Grundsätzen der Mechanik lässt sich hieraus allein schon auf eine Verminderung des beab- sichtigten Effektes schliessen; denn wenn unbeabsichtigte Nebenwirkungen entstehen, so geht an der Hauptwirkung verloren. Die beabsichtigte Hauptwirkung ist aber ein mög- lichst grosser, möglichst senkrecht nach oben gerichteter Gegendruck auf die Fläche, und dies kann nur dadurch er- reicht werden, dass durch die Fläche der auf sie treffenden Luft eine möglichst vollkommene, möglichst nach unten ge- richtete Beschleunigung erteilt wird. Die entstandenen Wirbel haben aber kreisende Bewegungen und daher Beschleunigungen nach allen Richtungen erhalten, von denen nur ein geringer Teil zur Hebewirkung verwandt wurde, während der Rest als für die Hebewirkung verloren anzusehen ist.
Wie die Figur es andeutet, wird der Luftstrom, welcher die ebene Fläche traf, durch diese Fläche in Unordnung kommen. Auch hinter der Fläche werden noch Wirbel und unregelmässige Bewegungen in der Luft sein, die erst nach und nach durch Reibung aneinander ihre ihnen innewohnende nicht horizontal gerichtete lebendige Kraft verzehren oder, anders ausgedrückt, in Reibungswärme verwandeln.
Die ebene Fläche wird in höherem Grade nur mit ihrer Vorderkante eine nach unten gerichtete Beschleunigung auf die Luft ausüben können, und die Luftteile werden nach der Berührung mit der Vorderkante im wesentlichen schon die Wege einschlagen, welche ihnen durch die Richtung der Fläche im Ferneren vorgeschrieben sind. Es drückt sich dies auch dadurch aus, dass die Mittelkraft des Luftwiderstandes bei einer solchen schräg getroffenen ebenen Fläche nicht in der
unbedingt den geneigten Raum oberhalb der Flächen aus- füllen. In der Art, wie dieses aber vor sich geht, sind die Vorgänge in der Luft bei beiden Flächen verschieden.
Die Ablenkung des Luftstromes nach unten geschieht bei der ebenen Fläche zumeist an der Vorderkante, und zwar plötzlich. Hierbei tritt eine Stoſswirkung auf, welche wiederum zur Bildung von Wirbeln Veranlassung giebt.
Nach den allgemeinen Grundsätzen der Mechanik läſst sich hieraus allein schon auf eine Verminderung des beab- sichtigten Effektes schlieſsen; denn wenn unbeabsichtigte Nebenwirkungen entstehen, so geht an der Hauptwirkung verloren. Die beabsichtigte Hauptwirkung ist aber ein mög- lichst groſser, möglichst senkrecht nach oben gerichteter Gegendruck auf die Fläche, und dies kann nur dadurch er- reicht werden, daſs durch die Fläche der auf sie treffenden Luft eine möglichst vollkommene, möglichst nach unten ge- richtete Beschleunigung erteilt wird. Die entstandenen Wirbel haben aber kreisende Bewegungen und daher Beschleunigungen nach allen Richtungen erhalten, von denen nur ein geringer Teil zur Hebewirkung verwandt wurde, während der Rest als für die Hebewirkung verloren anzusehen ist.
Wie die Figur es andeutet, wird der Luftstrom, welcher die ebene Fläche traf, durch diese Fläche in Unordnung kommen. Auch hinter der Fläche werden noch Wirbel und unregelmäſsige Bewegungen in der Luft sein, die erst nach und nach durch Reibung aneinander ihre ihnen innewohnende nicht horizontal gerichtete lebendige Kraft verzehren oder, anders ausgedrückt, in Reibungswärme verwandeln.
Die ebene Fläche wird in höherem Grade nur mit ihrer Vorderkante eine nach unten gerichtete Beschleunigung auf die Luft ausüben können, und die Luftteile werden nach der Berührung mit der Vorderkante im wesentlichen schon die Wege einschlagen, welche ihnen durch die Richtung der Fläche im Ferneren vorgeschrieben sind. Es drückt sich dies auch dadurch aus, daſs die Mittelkraft des Luftwiderstandes bei einer solchen schräg getroffenen ebenen Fläche nicht in der
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[82/0098]
unbedingt den geneigten Raum oberhalb der Flächen aus-
füllen. In der Art, wie dieses aber vor sich geht, sind die
Vorgänge in der Luft bei beiden Flächen verschieden.
Die Ablenkung des Luftstromes nach unten geschieht bei
der ebenen Fläche zumeist an der Vorderkante, und zwar
plötzlich. Hierbei tritt eine Stoſswirkung auf, welche wiederum
zur Bildung von Wirbeln Veranlassung giebt.
Nach den allgemeinen Grundsätzen der Mechanik läſst
sich hieraus allein schon auf eine Verminderung des beab-
sichtigten Effektes schlieſsen; denn wenn unbeabsichtigte
Nebenwirkungen entstehen, so geht an der Hauptwirkung
verloren. Die beabsichtigte Hauptwirkung ist aber ein mög-
lichst groſser, möglichst senkrecht nach oben gerichteter
Gegendruck auf die Fläche, und dies kann nur dadurch er-
reicht werden, daſs durch die Fläche der auf sie treffenden
Luft eine möglichst vollkommene, möglichst nach unten ge-
richtete Beschleunigung erteilt wird. Die entstandenen Wirbel
haben aber kreisende Bewegungen und daher Beschleunigungen
nach allen Richtungen erhalten, von denen nur ein geringer
Teil zur Hebewirkung verwandt wurde, während der Rest als
für die Hebewirkung verloren anzusehen ist.
Wie die Figur es andeutet, wird der Luftstrom, welcher
die ebene Fläche traf, durch diese Fläche in Unordnung
kommen. Auch hinter der Fläche werden noch Wirbel und
unregelmäſsige Bewegungen in der Luft sein, die erst nach
und nach durch Reibung aneinander ihre ihnen innewohnende
nicht horizontal gerichtete lebendige Kraft verzehren oder,
anders ausgedrückt, in Reibungswärme verwandeln.
Die ebene Fläche wird in höherem Grade nur mit ihrer
Vorderkante eine nach unten gerichtete Beschleunigung auf
die Luft ausüben können, und die Luftteile werden nach der
Berührung mit der Vorderkante im wesentlichen schon die
Wege einschlagen, welche ihnen durch die Richtung der Fläche
im Ferneren vorgeschrieben sind. Es drückt sich dies auch
dadurch aus, daſs die Mittelkraft des Luftwiderstandes bei
einer solchen schräg getroffenen ebenen Fläche nicht in der
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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/98>, abgerufen am 16.02.2025.
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