Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.dabei 2 doppelte Flügelschläge in jeder Sekunde, und bei dieser Der 4. Faktor, der Flügelausschlag, lässt sich als einfacher Nach diesen Wahrnehmungen kann man die Bewegungs- Es soll nun zunächst untersucht werden, ob sich mit Zu dem Ende denken wir uns den Flügel Fig. 1 auf Wir wollen nun annehmen, dass jeder der Teile A, B, C In Fig. 2 sehen wir den Flügelausschlag mit den Hüben dabei 2 doppelte Flügelschläge in jeder Sekunde, und bei dieser Der 4. Faktor, der Flügelausschlag, läſst sich als einfacher Nach diesen Wahrnehmungen kann man die Bewegungs- Es soll nun zunächst untersucht werden, ob sich mit Zu dem Ende denken wir uns den Flügel Fig. 1 auf Wir wollen nun annehmen, daſs jeder der Teile A, B, C In Fig. 2 sehen wir den Flügelausschlag mit den Hüben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="165"/> dabei 2 doppelte Flügelschläge in jeder Sekunde, und bei dieser<lb/> langsamen Bewegung kann man das Zeitverhältnis der Auf-<lb/> und Niederschläge durch einfache Beobachtung schon erkennen;<lb/> man kann annehmen, daſs die Zeiten sich verhalten wie 2 : 3,<lb/> daſs also ⅖ der Zeit eines Doppelschlages zum Aufschlag und<lb/> ⅗ zum Niederschlag verwendet werden.</p><lb/> <p>Der 4. Faktor, der Flügelausschlag, läſst sich als einfacher<lb/> Winkel nicht angeben; denn vom Storch gilt auch das früher<lb/> von der Möwe im Abschnitt 38 Gesagte, er bewegt die Flügel-<lb/> spitzen in viel gröſserem Winkel als die Armteile. Hier<lb/> könnte allerdings die Photographie gute Dienste leisten zur<lb/> Kontrolle, ob der Ausschlag, der hier nach Figur 2 auf Tafel<lb/> VIII bei der Rechnung zu Grunde gelegt ist, ungefähr die<lb/> richtige Form hat. Diese Figur 2 ist einfach nach dem An-<lb/> blick niedergezeichnet, den der Storch in seiner Ansicht von<lb/> vorn oder hinten beim Fluge darbietet.</p><lb/> <p>Nach diesen Wahrnehmungen kann man die Bewegungs-<lb/> form der Storchflügel annähernd zusammensetzen.</p><lb/> <p>Es soll nun zunächst untersucht werden, ob sich mit<lb/> Hülfe der uns jetzt bekannten Luftwiderstandswirkungen der<lb/> Nachweis führen läſst, daſs der Storch mit seinen Flügelschlägen<lb/> sich im Fluge halten kann, und dann, wieviel Arbeit er dabei<lb/> leisten muſs.</p><lb/> <p>Zu dem Ende denken wir uns den Flügel Fig. 1 auf<lb/> Tafel VIII in 4 Teile geteilt. <hi rendition="#i">A</hi> ist der zum Oberarm und <hi rendition="#i">B</hi><lb/> der zum Unterarm gehörige Flügelteil. <hi rendition="#i">C</hi> ist die geschlossene<lb/> Handfläche und <hi rendition="#i">D</hi> sind die Flächen der Fingerfedern. Die<lb/> Dimensionen dieser einzelnen Teile nebst ihren Flächengröſsen<lb/> sind in Zeichnung angegeben.</p><lb/> <p>Wir wollen nun annehmen, daſs jeder der Teile <hi rendition="#i">A, B, C</hi><lb/> und <hi rendition="#i">D</hi> eine gleichmäſsige Geschwindigkeit habe, und der spe-<lb/> cifische Widerstand ihrer Mittelpunkte <hi rendition="#i">a, b, c</hi> und <hi rendition="#i">d</hi> gleich-<lb/> mäſsig über jedes der betreffenden Flächenstücke verteilt sei.</p><lb/> <p>In Fig. 2 sehen wir den Flügelausschlag mit den Hüben<lb/> für <hi rendition="#i">a, b, c</hi> und <hi rendition="#i">d</hi> in 1/20 Maſsstab. Das Auf- und Nieder-<lb/> schwingen der Flügel wird eine, die gesamte Massenschwingung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0181]
dabei 2 doppelte Flügelschläge in jeder Sekunde, und bei dieser
langsamen Bewegung kann man das Zeitverhältnis der Auf-
und Niederschläge durch einfache Beobachtung schon erkennen;
man kann annehmen, daſs die Zeiten sich verhalten wie 2 : 3,
daſs also ⅖ der Zeit eines Doppelschlages zum Aufschlag und
⅗ zum Niederschlag verwendet werden.
Der 4. Faktor, der Flügelausschlag, läſst sich als einfacher
Winkel nicht angeben; denn vom Storch gilt auch das früher
von der Möwe im Abschnitt 38 Gesagte, er bewegt die Flügel-
spitzen in viel gröſserem Winkel als die Armteile. Hier
könnte allerdings die Photographie gute Dienste leisten zur
Kontrolle, ob der Ausschlag, der hier nach Figur 2 auf Tafel
VIII bei der Rechnung zu Grunde gelegt ist, ungefähr die
richtige Form hat. Diese Figur 2 ist einfach nach dem An-
blick niedergezeichnet, den der Storch in seiner Ansicht von
vorn oder hinten beim Fluge darbietet.
Nach diesen Wahrnehmungen kann man die Bewegungs-
form der Storchflügel annähernd zusammensetzen.
Es soll nun zunächst untersucht werden, ob sich mit
Hülfe der uns jetzt bekannten Luftwiderstandswirkungen der
Nachweis führen läſst, daſs der Storch mit seinen Flügelschlägen
sich im Fluge halten kann, und dann, wieviel Arbeit er dabei
leisten muſs.
Zu dem Ende denken wir uns den Flügel Fig. 1 auf
Tafel VIII in 4 Teile geteilt. A ist der zum Oberarm und B
der zum Unterarm gehörige Flügelteil. C ist die geschlossene
Handfläche und D sind die Flächen der Fingerfedern. Die
Dimensionen dieser einzelnen Teile nebst ihren Flächengröſsen
sind in Zeichnung angegeben.
Wir wollen nun annehmen, daſs jeder der Teile A, B, C
und D eine gleichmäſsige Geschwindigkeit habe, und der spe-
cifische Widerstand ihrer Mittelpunkte a, b, c und d gleich-
mäſsig über jedes der betreffenden Flächenstücke verteilt sei.
In Fig. 2 sehen wir den Flügelausschlag mit den Hüben
für a, b, c und d in 1/20 Maſsstab. Das Auf- und Nieder-
schwingen der Flügel wird eine, die gesamte Massenschwingung
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