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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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In der Nähe ihres Kieles ist die Fahne der Feder 75 mm
breit und hat bei a den Querschnitt Fig. 75, der wohl geeignet
ist, die nächste Feder von unten dicht zu überdecken und eine
sicher geschlossene Fläche zu bilden.

Der längere vordere Teil der Feder hat beiderseits viel
schmalere Fahnen und zwar ist die Feder bei b 48 mm und
bei c 55 mm breit. Der Querschnitt dieses schmaleren, einen
gesonderten Flügel bildenden Teiles ist nach Fig. 76 geformt
und hier im natürlichen Massstabe dargestellt, um ein genaues
Bild seiner parabolischen Wölbung geben zu können, und
zwar im belasteten Zustande, wo der Kondor kreisend auf der
Luft ruhend gedacht ist. Dergleichen Schwungfederfahnen

[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 75.
[Abbildung]
[Abbildung] Fig. 76.
sind übrigens so stark, dass, obwohl eine stärkere Längsver-
biegung der Feder eintritt, der Fahnenquerschnitt sich nur
sehr wenig verändert.

Wenn man eine solche Schwungfeder nach Abschnitt 27,
Fig. 36 behandelt, so findet man eine vom Kiel anfangende
und bis zum Ende der Feder zunehmende Torsion derselben,
die davon herrührt, dass die hintere Fahne bedeutend breiter,
etwa 6mal so breit ist als die vordere. Diese Verdrehung der
Feder steht aber im vollkommenen Einklang mit ihrer Funk-
tion, Luftwiderstände zu erzeugen, die vorwärtsziehend wirken.

Wir sehen hier, dass jede einzelne eigentliche Schwung-
feder einen kleinen getrennten Flügel für sich bilden soll, der
imstande ist, seine zweckdienlichen gesonderten Bewegungen
und namentlich gesonderte Drehungen auszuführen.

Am deutlichsten lässt dies der in den Figuren 77 und 78
sowohl beim Auf- als auch beim Niederschlag gezeichnete
Querschnitt durch den Schwungfedermechanismus des Kondors
erkennen.

In der Nähe ihres Kieles ist die Fahne der Feder 75 mm
breit und hat bei a den Querschnitt Fig. 75, der wohl geeignet
ist, die nächste Feder von unten dicht zu überdecken und eine
sicher geschlossene Fläche zu bilden.

Der längere vordere Teil der Feder hat beiderseits viel
schmalere Fahnen und zwar ist die Feder bei b 48 mm und
bei c 55 mm breit. Der Querschnitt dieses schmaleren, einen
gesonderten Flügel bildenden Teiles ist nach Fig. 76 geformt
und hier im natürlichen Maſsstabe dargestellt, um ein genaues
Bild seiner parabolischen Wölbung geben zu können, und
zwar im belasteten Zustande, wo der Kondor kreisend auf der
Luft ruhend gedacht ist. Dergleichen Schwungfederfahnen

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[Abbildung] Fig. 75.
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[Abbildung] Fig. 76.
sind übrigens so stark, daſs, obwohl eine stärkere Längsver-
biegung der Feder eintritt, der Fahnenquerschnitt sich nur
sehr wenig verändert.

Wenn man eine solche Schwungfeder nach Abschnitt 27,
Fig. 36 behandelt, so findet man eine vom Kiel anfangende
und bis zum Ende der Feder zunehmende Torsion derselben,
die davon herrührt, daſs die hintere Fahne bedeutend breiter,
etwa 6mal so breit ist als die vordere. Diese Verdrehung der
Feder steht aber im vollkommenen Einklang mit ihrer Funk-
tion, Luftwiderstände zu erzeugen, die vorwärtsziehend wirken.

Wir sehen hier, daſs jede einzelne eigentliche Schwung-
feder einen kleinen getrennten Flügel für sich bilden soll, der
imstande ist, seine zweckdienlichen gesonderten Bewegungen
und namentlich gesonderte Drehungen auszuführen.

Am deutlichsten läſst dies der in den Figuren 77 und 78
sowohl beim Auf- als auch beim Niederschlag gezeichnete
Querschnitt durch den Schwungfedermechanismus des Kondors
erkennen.

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[146/0162] In der Nähe ihres Kieles ist die Fahne der Feder 75 mm breit und hat bei a den Querschnitt Fig. 75, der wohl geeignet ist, die nächste Feder von unten dicht zu überdecken und eine sicher geschlossene Fläche zu bilden. Der längere vordere Teil der Feder hat beiderseits viel schmalere Fahnen und zwar ist die Feder bei b 48 mm und bei c 55 mm breit. Der Querschnitt dieses schmaleren, einen gesonderten Flügel bildenden Teiles ist nach Fig. 76 geformt und hier im natürlichen Maſsstabe dargestellt, um ein genaues Bild seiner parabolischen Wölbung geben zu können, und zwar im belasteten Zustande, wo der Kondor kreisend auf der Luft ruhend gedacht ist. Dergleichen Schwungfederfahnen [Abbildung] [Abbildung Fig. 75.] [Abbildung] [Abbildung Fig. 76.] sind übrigens so stark, daſs, obwohl eine stärkere Längsver- biegung der Feder eintritt, der Fahnenquerschnitt sich nur sehr wenig verändert. Wenn man eine solche Schwungfeder nach Abschnitt 27, Fig. 36 behandelt, so findet man eine vom Kiel anfangende und bis zum Ende der Feder zunehmende Torsion derselben, die davon herrührt, daſs die hintere Fahne bedeutend breiter, etwa 6mal so breit ist als die vordere. Diese Verdrehung der Feder steht aber im vollkommenen Einklang mit ihrer Funk- tion, Luftwiderstände zu erzeugen, die vorwärtsziehend wirken. Wir sehen hier, daſs jede einzelne eigentliche Schwung- feder einen kleinen getrennten Flügel für sich bilden soll, der imstande ist, seine zweckdienlichen gesonderten Bewegungen und namentlich gesonderte Drehungen auszuführen. Am deutlichsten läſst dies der in den Figuren 77 und 78 sowohl beim Auf- als auch beim Niederschlag gezeichnete Querschnitt durch den Schwungfedermechanismus des Kondors erkennen.

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/162>, abgerufen am 25.11.2024.